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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Narren und Rosemarie. Für uns von weniger vornehmem Stand gab es einfachere Speisen, aber dennoch reichlich, und hier war Platz zum Tanzen.
    Ich hatte vorgehabt, beim Essen tüchtig zuzulangen, doch ständig traten Männer an mich heran, die mir allzu brüderlich auf die Schulter klopften, oder Frauen, die allzu wissend mei nem Blick begegneten. Die Küstenherzöge saßen mit den anderen an der königlichen Tafel, brachen mit Edel das Brot und tranken zum Schein auf das neu geschlossene Bündnis. Ich hatte damit gerechnet, dass die Herzöge von Rippon und Shoaks von Herzog Brawndy ins Bild gesetzt worden waren, doch es beunruhigte mich, feststellen zu müssen, dass offenbar jedermann Bescheid wusste.
    Zelerita erhob keinen Anspruch auf mich als Kavalier, aber sie folgte mir wie ein Hündchen auf Schritt und Tritt. Wann immer ich mich umdrehte, sah ich sie jeweils ganz in meiner Nähe hinter
mir ste hen. Sie wünsch te sich, dass ich mit ihr redete, aber ich traute mir nicht zu, die angemessenen Worte zu finden. Ich hätte beinahe die Fassung verloren, als ein kleiner Edelmann aus Shoaks mich beiläufig fragte, ob ich dächte, eins der Kriegsschiffe würde auch so weit südlich wie Trugbay stationiert werden.
    Mein Herz wurde mir schwer, denn ich erkannte meinen Irrtum. Keiner von ih nen fürchtete Edel. Sie sa hen von ihm kei ne Gefahr ausgehen, sondern nur ei nen verwöhnten Gernegroß, der schöne Gewänder tragen und sich mit ei nem Kronreif und mit einem Titel schmücken wollte. Sie glaubten offenbar, er würde einfach so weggehen und man könnte ihn vergessen. Ich wusste es besser.
    Ich wusste, wozu Edel fähig war, ob nun aus Machtgier, aus einer Laune heraus oder einfach, weil er glaubte, damit durchzukommen. Ja, er verließ Bocksburg, denn er legte keinen Wert darauf. Doch wenn er den Eindruck haben musste, dass ich es haben wollte, würde er mit allen Mitteln dafür sorgen, dass ich es nicht bekam. Ich sollte hier wie ein streunender Köter ein jämmerliches Dasein fristen oder irgendwann den Korsaren zum Op fer fallen, nicht aber aus den Trümmern, die er hinterlassen hatte, mich zu einer Position der Macht aufschwingen. Wenn ich nicht sehr auf der Hut war, lieferten mich meine neuen Freunde ans Messer. Denn Edel war zu allem fähig.
    Zweimal versuchte ich mich davonzustehlen. Beide Male wurde ich von jemandem abgefangen, der kurz unter vier Augen mit mir sprechen wollte. Dann schützte ich schließlich Kopfschmerzen vor und gab bekannt, dass ich zu Bett gehen wollte, aber auch das bewahrte mich nicht davor, auf dem Weg zur Tür noch von mindestens zwölf Leuten angehalten zu werden, die das Bedürfnis verspürten, sich von mir zu verabschieden. Gerade als ich dachte, es sei vollbracht, berührte Zelerita schüchtern meine Hand und
wünschte mir mit so trauriger Stimme gute Nacht, dass ich wusste, ich hatte ihr wehgetan. Diese Erkenntnis erschütterte mich mehr als alles andere an diesem Abend. Ich dankte ihr, und dann ließ ich mich unverzeihlicherweise dazu hin reißen, ihr die Fingerspitzen zu küssen. Das Leuchten, das sich über ihr Gesicht legte, erfüllte mich mit Scham, und ich ergriff die Flucht. Als ich die Treppe hinaufging, fragte ich mich, wie Ve ritas dieses Leben ausgehalten hatte - oder mein Vater. Falls ich je davon geträumt hatte, ein echter Prinz zu sein, statt ein Bastard, begrub ich den Traum in dieser Nacht. Es war mir ein entschieden zu öffentliches Dasein. Ernüchtert begriff ich, dass es für mich auf diese Art weitergehen würde, bis Veritas zurückkehrte. Der verführerische Glanz der Macht würde mich fortan umgeben, und allzu viele würden sich davon blenden lassen.
    In meinem Zimmer schlüpfte ich mit großer Erleichterung wieder in vernünftige Kleider. Als ich mein Hemd zurechtzog, fühlte ich daran eine kleine Auswölbung. Es war das für Wallace zurechtgemachte Briefchen mit Gift, das ich immer noch in der Ärmelmanschette eingenäht trug. Vielleicht, überlegte ich bitter, brachte es mir Glück. Ich verließ mein Zimmer und tat dann das Dümmste, was ich tun konnte; ich stieg zu Mollys Kammer hinauf. Der Flur war leer und in den Wand haltern brannten zwei Fackeln. Ich klopfte leise an. Nichts. Ich hob den Sperrhaken. Die Tür war nicht verschlossen und schwang bei meiner Berührung nach innen, wo Dunkelheit und Leere herrschte. In dem kleinen Kamin war kein Feuer. Ich fand im Gang ei nen Kerzenstumpf und entzündete ihn an ei ner der Fackeln. Dann ging ich zu rück in

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