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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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viel gutes Fleisch.
    Ich werde dich jagen lehren, dann lasse ich dich frei.
    Ich bin frei. Du hältst mich hier nur, weil ich es will. Er öffnete wie zu einem Lachen das Maul und ließ die rote Zunge heraushängen.
    Du bist anmaßend, Cub. Und unwissend.
    Dann unterweise mich. Er drehte den Kopf, um mit den Backenzähnen Fleisch und Sehnen von dem Knochen abzutrennen, den er sich vorgenommen hatte. Wie es deine Pflicht als Rudelmitglied ist.
    Wir sind keine Rudelmitglieder. Ich gehöre zu keinem Rudel. Meine Treue gehört dem König.
    Wenn er dein Füh rer ist, ist er auch der meine. Wir gehören zusammen. Je mehr sein Bauch sich füllte, desto selbstzufriedener wurde er.
    Ich wechselte die Taktik. Ich gehöre zu einem Rudel, in dem für dich kein Platz ist, erklärte ich ihm kalt. In meinem Clan gibt es nur Menschen. Du bist kein Mensch. Du bist ein Wolf. Wir sind kein Rudel.
    Der Rest war Schweigen. Er gab mir keine Antwort, und ich blickte in ihn hinein wie in ein dunkles Wasser. Seine plötzliche Gefühlskälte erschütterte mich bis ins Mark. Ein Gefühl von Verlassenheit und Verrat. Ein Gefühl von Einsamkeit.
    Ich ging fort. Doch ich konnte nicht vor ihm verbergen, wie schwer es mir fiel, ihn dort so unversöhnt allein zu lassen, nicht verleugnen, wie sehr ich mich schämte, ihn zurückgewiesen zu haben.
Ich hoffte, dass er das ebenfalls spürte und dass nicht nur ich glaubte, es sei zu sei nem Besten. Alles war ganz so, drang es aus den Tie fen mei ner Erinnerung, wie bei Bur rich damals, als er mir Nosy wegnahm, weil ich mich mit dem Welpen verschwistert hatte. Dieser Gedanke brannte nun in mir wie ein Feuer, worauf ich regelrecht die Flucht ergriff.
    Der Tag neigte sich dem Ende zu, als ich in der Burg die Treppe zu meinem Zimmer hinaufstieg. Ich holte die Päckchen, die ich dort gelassen hatte, und ging wieder nach unten. Auf dem zweiten Absatz spürte ich Unsicherheit in meinen Füßen. Ich wusste, sehr bald würde Molly hier entlangkommen, um das Tablett mit dem Geschirr von Philias Abendmahlzeit in die Küche zu tragen. Selten raffte Philia sich nur noch auf, an des Königs Tafel in der Halle zu speisen. Sie bevorzugte die Zurückgezogenheit ihrer eigenen Gemächer und Laceys vertraute Gesellschaft. Sie lebte fast wie eine Einsiedlerin. Doch mich hielt deswegen keine Besorgnis auf dem Treppenabsatz fest. Ich hörte Mollys Schritte im Flur, der Verstand sagte mir, geh weiter, aber es war Tage her, seit ich auch nur einen Blick auf sie erhascht hatte. Zeleritas schüchterne Annäherungsversuche hatten mir doppelt bewusst gemacht, wie sehr ich Molly vermisste. Es war si cher keine unverzeihliche Kühnheit, sollte ich ihr ein fach einen guten Abend wünschen, wie je der anderen Dienstmagd auch. Mir war dennoch klar, ich sollte es nicht tun, denn ich wusste, wenn Philia davon erfuhr, dann würde ein Donnerwetter auf mein Haupt niedergehen, aber …
    Mein Blick haftete wie gebannt an einem Wandteppich, der schon an dieser Stelle gehangen hatte, bevor ich überhaupt nach Bocksburg kam. Ich hörte Mollys Schritte näher kommen, hörte sie langsamer werden. Mit wild klopfendem Herzen und schweißnassen Händen drehte ich mich zu ihr herum. »Guten Abend«, brachte ich hervor, halb krächzend und halb flüsternd.

    »Auch Euch einen guten Abend, Herr«, erwiderte sie würdevoll meinen Gruß. Sie hob den Kopf ein Stückchen höher, ihr Gesichtsausdruck war ernst und ent schieden. Ihr Haar hatte sie zu zwei dicken Zöpfen gebändigt, die wie eine Krone um ihren Kopf lagen. Das schlichte blaue Kleid hatte ei nen Kragen aus weißer Spitze und auch an den Ärmeln Spitzenbündchen. Ich wusste, wessen Finger dieses bogenförmige Muster geschaffen hatten. Lacey behandelte sie also gut und beschenkte sie mit ihrer Hände Arbeit. Das war erfreulich zu wissen.
    Molly ging an mir vorbei, als wäre ich Luft, nur ein mal sah sie aus den Augenwinkeln zu mir her. Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, während ihr die Röte so heiß ins Gesicht stieg, dass ich es beinahe spüren konnte. Ihr Mund wurde zu einem schmalen Strich. Als sie die Treppe hinunterging, wehte, getragen von der süßen Wärme ihrer Haut, ihr Duft von Zit ronenöl und Ingwer zu mir her.
    Gutes Weibchen. Uneingeschränkte Anerkennung.
    Ich zuckte zusammen wie gestochen und fuhr he rum, in der törichten Erwartung, Cub hinter mir stehen zu sehen. Natürlich war er nicht da. Ich spürte mit meinen Sinnen nach ihm, doch er kam mir immer noch nicht zu

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