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Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 02 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mächer des Königs unbewacht seien, erklärte er dreist, die Soldaten selbst weggeschickt zu haben, weil er viel besser in der Lage sei, Seiner Majestät die nötige Ruhe zu verschaffen.«
    »Du musst wissen, der König kränkelt ein wenig«, warf Lacey ein. »Ich habe ge hört, dass er selten vor Mittag seine Ge mächer verlässt. Danach zeigt er sich aber wie ein Besessener, berstend vor Tatkraft und mit herzhaftem Appetit; gegen Abend jedoch sinkt er wieder in sich zusammen, geht mit schlurfenden Schritten und spricht ganz undeutlich. Das Abendessen nimmt er in seinen Gemächern ein, aber nach dem, was die Köchin sagt, kommt das Tablett meist so unberührt herunter, wie es hinaufgetragen wurde. Alle machen sich Sorgen.«
    »Grundlos, hoffentlich.« Ich verabschiedete mich und ging. Ich hatte fast Angst, noch mehr darüber zu hören. Dann spekulierte man also in der Burg be reits über des Königs Gesundheit. Bedenklich. Ich musste Chade darauf ansprechen. Und ich musste mir selbst einen Eindruck verschaffen. Bei meinem ersten Versuch, eine Audienz zu erlangen, war ich an dem diensteifrigen Wallace gescheitert. Der Mann hatte mich abgefertigt, als wäre ich nur gekommen, um einen müßigen Schwatz zu halten und nicht, um nach ei ner wichtigen Mission Bericht zu erstatten. Er führte sich auf, als wäre der König bei derart schlechter Gesundheit, dass man jede noch so kleine Störung von ihm fernhalten musste, und er, Wall ace, habe es auf sich ge nommen, ihn gegen solche abzuschirmen. Meiner Meinung nach hatte man es verabsäumt, Wallace genau darüber aufzuklären, welches die Pflichten eines Kammerdieners waren und wo sie endeten. Er war ein ausgesprochen unangenehmer Mann. Beim Anklopfen überlegte ich, wie lange
Molly wohl brauchen würde, um die Moosbeeren zu entdecken. Sie musste wissen, dass ich diese nur für sie mitgebracht hatte, denn als Kind war sie ganz versessen darauf gewesen.
    Die Tür öffnete sich einen schmalen Spalt, und Wallace blickte spähend hinaus. Als er mich erkannte, runzelte er die Stirn. Er machte die Tür ein Stück weiter auf, versperrte die Öffnung aber mit seinem Körper, als könnte schon ein Blick dem König Schaden zufügen. Ohne mich eines Grußes zu würdigen, fragte er barsch: »Seid Ihr nicht vorhin schon einmal hier gewesen?«
    »Ja, in der Tat. Und du hast mir gesagt, der König schliefe. Deshalb bin ich jetzt wiedergekommen, um Be richt zu erstatten.« Ich gab mir Mühe, höflich zu bleiben.
    »Aha. Ist er denn wichtig, dieser Bericht?«
    »Ich denke, das sollte Seine Majestät doch selbst entscheiden. Er kann mich jederzeit hinausweisen, sollte er glauben, dass ich ihm die Zeit stehle. Ich schlage vor, du meldest ihm, dass ich gekommen bin.« Mit ei nem Lächeln versuchte ich, mei nem Tonfall die Schärfe zu nehmen.
    »Der König hat nur wenig Kraft. Ich sorge dafür, dass er damit sorgsam haushaltet.« Er rührte sich nicht von der Stelle. Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn von oben bis unten musterte und abschätzte, ob er sich einfach zur Seite stoßen lassen würde. Allerdings würde das nicht ohne ein Gerangel abgehen, und falls der König wirklich krank war, wollte ich je den Tumult vermeiden. In diesem Moment tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um, doch es war nie mand da. Als ich wieder nach vorne sah, stand dort urplötzlich der Narr zwischen mir und Wallace.
    »Bist du sein Arzt, dass du Diagnosen stellst und Bulletins herausgibst?«, riss der Narr das Gespräch an sich. »Denn in der Tat, du wärst eine Zierde deines Standes. Du machst mich allein durch deine Blicke krank, und deine Worte sind so unausstehlich wie
deine und meine Blähungen. Wie krank muss sich erst unser guter König fühlen, der sich den lieben langen Tag deiner Gegenwart erfreuen darf?«
    Der Narr trug ein mit ei ner Serviette zugedecktes Tablett. Mir stieg der Duft von kräftiger Fleischbrühe und frisch gebackenem Eierbrot in die Nase. Sein schwarz-weißes Narrenkostüm hatte er mit emaillierten Glöckchen geschmückt und seine Kappe mit einem Kranz aus Stechpalmen. Das Narrenzepter trug er unter den Arm geklemmt. Darauf thronte eine aufgeplusterte Ratte, und ich hatte ihn schon oft beobachtet, wie er vor dem großen Kamin oder auf den Stufen des Königsthrons lange Gespräche mit ihr führte.
    »Fort mit dir, dummer Narr! Du bist heute bereits zweimal hier gewesen. Sei ne Ma jestät hat sich zu Bett be geben. Er bedarf deiner Possen nicht mehr.«
    Trotz seines

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