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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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von dieser Schönheit hier würde erhalten bleiben, hielte nicht Bocksburg wie ein zähnefletschender Hund Wache an der Mündung des Bocksflusses?
    Diese Erkenntnis ernüchterte mich wie ein kalter Wasserguss. Es stimmte. War Bocksburg nicht ursprünglich zu diesem Zweck erbaut worden, um den Handel auf den Flüssen zu kontrollieren? Falls Bocksburg vor den Korsaren kapitulierte, würden diese mit ihren flachkieligen Schiffen die breiten Flüsse hinauffahren und wie ein Dolch in den weichen Bauch der Sechs Provinzen stoßen. Auch jene trägen Edelleute und übermütigen Bauernburschen hier würden dann von Schreien und Brandgeruch aus dem Schlaf gerissen werden, und dann würde es keine festen Mauern geben, hinter die sie sich flüchten konnten, und keine Soldaten, die für sie zu den Waffen griffen. Mit ihrem letzten Atemzug verfluchten sie vielleicht einen König, der seine Pflicht als Schutzherr vergessen hatte, um hier seinen Lustbarkeiten zu frönen.
    Ich jedoch hatte beschlossen, dass dieser König einige Zeit vor ihnen sterben sollte.
    Ich machte mich daran, den äußeren Ring von Burg Fierant abzugehen. Der leichteste Weg hinein musste gegen den unscheinbarsten Zugang abgewogen werden, auch galt es, die beste Fluchtmöglichkeit auszukundschaften. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wollte ich so viel wie nur möglich über Edels Residenz in Erfahrung gebracht haben.

KAPITEL 9
    DER ASSASSINE
    D er letzte wahre Gabenmeister Bocksburgs, der die Ausbildung von Schülern königlichen Blutes beaufsichtigte, war nicht Galen, wie oft geschrieben steht, sondern seine Vorgängerin, Solizitas. Sie hatte lange gewartet, bis sie einen Lehrling nahm, vielleicht zu lange. Als sie sich für Galen entschied, litt sie bereits unter dem Husten, der ihr den Tod bringen sollte. Manche sagen, sie wählte ihn nur aus Verzweiflung, weil sie wusste, dass sie bald sterben würde. Andere behaupten, Galen wäre ihr von Königin Desideria aufgezwungen worden, die sich für ihren Günstling eine hervorragende Stellung bei Hofe wünschte. Wie auch immer, Galens Lehrzeit hatte kaum zwei Jahre gedauert, als Solizitas ihrer Krankheit erlag und starb. Angesichts der Tatsache, dass frühere Gabenmeister eine mindestens siebenjährige Ausbildungszeit zu absolvieren pflegten, kann man sein Handeln nur als überstürzt bezeichnen, als er sich unmittelbar nach dem Tod seiner Lehrmeisterin selbst zu ihrem Nachfolger erklärte. Sie konnte ihm in dieser kurzen Zeit unmöglich ihr gesamtes Wissen über die Gabe in all ihrer Komplexität vermittelt haben, doch stellte niemand seinen Anspruch in Frage. Obwohl er Solizitas bei der Ausbildung der beiden Prinzen Veritas und Chivalric nur helfend zur Seite gestanden hatte, erklärte er sie kraft seines neuen Amtes ohne weiteres zu Adepten und weigerte sich danach, noch weitere Schüler auszubilden. - Bis zu den Tagen der Heimsuchung durch die Roten Schiffe, als er endlich König Listenreichs Drängen nachgab und seinen ersten und einzigen Zirkel formte.
    Im Gegensatz zu traditionellen Zirkeln, die selbst über ihre Mitglieder und ihren Junktor entschieden, stellte Galen seinen Kreis aus handverlesenen Schülern selbst zusammen und hatte zeit seines Lebens bestimmenden Einfluss auf sie. August, dem Namen nach Junktor des Zirkels, verlor seine Gabe durch einen Unfall, während er in besonderer Mission im Bergreich weilte. Serene, die nach Galens Tod die Führung des Zirkels übernahm, fand mit einem weiteren Mitglied, Justin, bei Unruhen den Tod, die losbrachen, nachdem man den Mord an König Listenreich entdeckt hatte. Daraufhin stand Will in der Nachfolge, die Führerschaft der unter dem Namen Galens Zirkel bekannten Gruppe zu übernehmen. Zu dieser Zeit bestand sie nur noch aus drei Personen: Will selbst, Burl und Carrod. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass Galen allen dreien eine unwandelbare Treue zu Edel eingepflanzt hatte, hinderte das keinen von ihnen daran, jeweils für sich allein um Edels Gunst zu buhlen.
     
    Als es dämmerte, hatte ich den äußeren Bereich des königlichen Anwesens recht gründlich erkundet. Ich hatte herausgefunden, dass es jedermann gestattet war, sich in die unteren Gärten zu begeben und dort seine Freude an den Springbrunnen und Blumenbeeten, den Buchsbaumhecken und Kastanienbäumen zu haben, und eine ganze Anzahl Menschen machte von dieser Großzügigkeit Gebrauch. Die meisten betrachteten mich mit stummer Missbilligung, aus einigen wenigen Mienen sprach Mitleid, und der

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