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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hörte ich keine Stimme, die dagegen sprach.
    Nachdem der Wagen fertig beladen war, nahm ich meinen Lohn und folgte den anderen Hafenarbeitern zu einer nahen Schänke. Dort gab es außer Wein und Bier auch gewisse Kräuter zu kaufen und ein Räuchergefäß, das man mit an den Tisch nehmen konnte. Die Luft im Schankraum war zum Schneiden dick, und so dauerte es nicht lange, bis meine Augen brannten und mein Hals vom Einatmen der beißenden Schwaden rau wurde. Die übrigen Gäste schienen sich nicht daran zu stören, die Wirkung der Kräuter war ihnen auch wenig anzumerken. Der Gebrauch von glimmenden Kräutern als Rauschmittel war in Bocksburg kaum verbreitet, und ich hatte mich nie damit anfreunden können. Mein Lohn reichte für eine Portion Hafermehlpudding mit Honig und einen Krug bitteren Bieres, das für mich nach Flusswasser schmeckte.
    Ich fragte herum, ob es stimmte, dass man Stallburschen für des Königs eigene Rosse suchte und wenn ja, wohin man gehen musste, um sich für eine solche Arbeit zu bewerben. Dass einer wie ich den Ehrgeiz hatte, in den Dienst des Königs zu treten, sorgte für einige Belustigung, doch weil ich mich während der ganzen Zeit etwas einfältig gegeben hatte, brauchte ich auf den derben Humor und die Anspielungen nicht weiter einzugehen, sondern zeigte den rauen Gesellen nur ein einfältiges Lächeln. Einer riet mir schließlich, den König selbst zu fragen, und beschrieb mir den Weg zur Burg Fierant. Ich dankte ihm, trank mein Bier aus und machte mich auf den Weg.
    Ich hatte wohl eine Art Kastell erwartet, mit Wällen und Befestigungen. Danach hielt ich jedenfalls Ausschau, während ich, meiner Wegebeschreibung folgend, in westlicher Richtung aus der Stadt hinausging. Schließlich gelangte ich zu einem flachen Hügel. Er ermöglichte einen freien Ausblick auf den Fluss, und das imposante Gebäude, das auf ihm thronte, nutzte sämtliche Vorteile dieser herrlichen Lage. Ich stand unten auf der verkehrsreichen Straße und starrte daran empor. Es war in nichts vergleichbar mit Bocksburgs strenger Festungsarchitektur. Kiesbestreute Wege, Gärten und Bäume umgaben ein palastähnliches, einladendes Bauwerk. Burg Fierant war, auch wenn sie so hieß, nie als Burg geplant gewesen, sondern als elegante, luxuriöse Residenz. In die Mauern waren durch Anordnung der Steine Reliefs eingearbeitet worden, und die Tore hatten schön gewölbte Rundbögen. Es gab zwar Türme, doch man sah gleich ihren Zweck, dem Schlossherr einen schönen Ausblick zu gewähren. Sie hatten keinerlei militärische Bedeutung.
    Mauern trennten die belebte Straße vom herrschaftlichen Anwesen des Palastes, doch es waren niedrige, behäbige Mauern, die mit Moos und Efeu bewachsen waren und in deren Nischen Blütenranken anmutige Statuen umrahmten. Ein breiter Fahrweg führte in gerader Linie zum Schloss. Andere, schmalere Wege luden dazu ein, Seelilienteiche und Figurenbäume zu besichtigen oder verschwiegene Pfade zu erforschen. Hundertjährige Eichen und Trauerweiden, einst von einem vorausschauenden Gärtner gepflanzt, ragten heute schattenspendend empor, und ihre Blätter rauschten wie flüsternd in der sachte Brise, die vom Fluss heraufwehte. Diese romantische Idylle bedeckte das Areal eines mittelgroßen Bauernhofs. Ich versuchte mir einen Herrscher vorzustellen, der einmal über die Zeit und dann über die Mittel verfügte, so etwas zu schaffen und zu erhalten.
    Konnte man solche Pracht nur haben, wenn man keine Kriegsschiffe bauen und kein stehendes Heer unterhalten musste? Hatte Philias Elternhaus ähnlich ausgesehen? War es das, wovon sich der Narr in seinem Zimmer mit Vasen und Blumen und Goldfischgläsern einen Abglanz zu schaffen versuchte? Ich kam mir schmutzig und armselig vor, und diesmal lag es nicht an meinen Kleidern. Ich erkannte plötzlich, dass nur diese Lebensart eines Königs angemessen war. Umgeben von Kunst, Musik und Kultur bereicherte er das Leben seiner Untertanen, indem er einen Ort schuf, an dem solche Freuden gedeihen konnten. Mir vergegenwärtigte sich meine eigene Unwissenheit und schlimmer noch, die Widerwärtigkeit eines Menschen, der nur gelernt hatte, andere zu töten. Doch gleichzeitig packte mich eine Wut; Wut auf alles, was mir vorenthalten wurde und von dem ich nie auch nur etwas geahnt hatte. Ich war zu einem hässlichen, nützlichen Werkzeug geschmiedet worden, so wie auch die schroffe und triste Bocksburg nicht mehr als eine Festung war und beileibe kein Palast.
    Doch wie viel

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