Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
Vorhaben nützen konnte. Als greifbaren Lohn hatte ich nach einiger Zeit dennoch eine Handvoll Kupfergroschen eingeheimst.
Ich kehrte in die Stadt zurück und erfragte mir den Weg in die Straße der Kleidermacher. An der Hintertür von Festros Tuchgewölbe fand ich einen Lehrling, der mit Ausfegen beschäftigt war. Von ihm erstand ich für einige Kupfergroschen etliche Stoffproben aus gelber Seide und in verschiedenen Schattierungen. Anschließend suchte ich mir einen Laden, der nicht zu teuer aussah und musste dennoch feststellen, dass meine gesamte Barschaft gerade eben ausreichte, um Pluderhosen, einen Kittel und ein Kopftuch zu erstehen, wie ich es bei dem Lehrling gesehen hatte. Ich zog mich auf der Stelle um, flocht mein Haar im Nacken zu einem Zopf, den ich unter dem Kopftuch verbarg, schlüpfte in die Stiefel und verließ den Laden buchstäblich als ein anderer. Das Schwert hatte ich unter der Hose am Bein festgebunden. Damit dies nicht auffiel, täuschte ich ein Hinken vor. Mein Bündel, bis auf die Gifte und andere wichtige Utensilien, versteckte ich in einem Nesselbusch hinter einer bestialisch stinkenden Latrine im Hinterhof einer Schänke. Nach diesen Vorbereitungen machte ich mich auf den Rückweg zum Schloss.
Ich zögerte nicht lange, sondern ging geradewegs zum Tor der Kaufleute und stellte mich zum Einlass in die Reihe der Wartenden. Das Herz schlug mir bis zum Hals, doch äußerlich ließ ich mir nichts anmerken und vertrieb mir die Zeit damit, zwischen den Bäumen hindurch den Schlossbau genauer zu erkunden. Er war riesig. Hatte ich mich vorhin noch gewundert, wie man so viel fruchtbaren Boden an Parks und Gärten vergeuden konnte, sah ich jetzt, wie all das nur die äußere Fassung für ein Bauwerk von beeindruckenden Ausmaßen und atemberaubender Architektur war. Nichts daran erinnerte an eine Festung oder Burg, alles war erfüllt von Ästhetik und Eleganz. Als ich an die Reihe kam, zeigte ich meine Stoffmuster aus Seide vor und sagte, ich brächte Festros demütige Bitte um Vergebung sowie einige Proben, von denen er zu hoffen wagte, sie seien mehr nach dem Geschmack Seiner allergnädigsten Majestät. Als ein übellauniger Wächter bemerkte, gewöhnlich pflege Festro selbst zu kommen, erwiderte ich verdrossen, mein Herr sei der Ansicht, Striemen seien meinem Rücken bekömmlicher als dem seinen, so die Muster dem König nicht zusagen sollten. Die Männer grinsten einander zu und ließen mich ein.
Ich beeilte mich, zu einer Gruppe von Musikanten aufzuschließen, die kurz vor mir durchs Tor gegangen waren, und folgte ihnen zur Rückseite des Schlosses. Als sie stehen blieben, um sich nach ihrem Quartier zu erkundigen, kniete ich nieder, um meinen Stiefel zu schnüren und war rechtzeitig wieder auf den Beinen, um hinter ihnen durch die Tür zu schlüpfen. Ich fand mich in einem kleinen Vorplatz wieder, der nach der Hitze und dem grellen Licht des Nachmittags kühl und dunkel wirkte. Die Musikanten schwatzten und lachten, während sie eilig weitergingen. Ich hingegen verlangsamte meinen Schritt und blieb zurück. Als ich an einer halb offenstehenden Tür vorbeikam und ein Blick hinein mir ein leeres Zimmer offenbarte, schob ich mich hindurch und schloss sie leise hinter mir. Fürs Erste in Sicherheit gebracht, holte ich tief Atem und schaute mich um.
Ich befand mich in einem kleinen Wohnraum. Die Möbel waren schäbig und bunt zusammengewürfelt, weshalb ich annahm, dass sich hier Dienstboten und Handwerker aufhielten. Ich konnte also nicht damit rechnen, lange ungestört zu bleiben. An einer Wand standen nebeneinander mehrere Schränke. Ich suchte mir einen Schrank an unauffälliger Stelle aus und setzte mich hinein. Die Schranktür ließ ich einen Spalt weit offen, um Licht zu haben, dann ging ich an die Arbeit. Ich inspizierte und ordnete meine Phiolen und Päckchen mit den verschiedenen Giften. Ich präparierte sowohl meinen Dolch als auch meine Schwertklinge und schob beides mit großer Vorsicht zurück in die Scheide. Das Schwert hängte ich wieder außen an den Gürtel. Anschließend machte ich es mir gemütlich und richtete mich auf eine längere Wartezeit ein.
Es wollte und wollte nicht dunkel werden. Zweimal kamen Leute herein. Aus ihren Gesprächen hörte ich heraus, dass die Vorbereitungen für das Fest in vollem Gange waren und man alle Hände voll zu tun hatte. Zum Zeitvertreib malte ich mir aus, was Edel mit mir anstellen würde, falls ich ihm in die Hände fiel. Ein paarmal
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