Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
gegeben...«
»Ich bin kein Narr. Ich weiß über alles hier besser Bescheid, als du ahnst. Finde das Gold. Finde es und bring es mir. Ist euch die ganze Schmugglerbande ins Netz gegangen?«
Der Feldwebel atmete tief ein und entschied sich, aufrichtig zu sein. »Ein paar waren noch bei den Pferden am anderen Ufer. Sie sind weggeritten, bevor...«
»Vergiss sie. Wo ist die Komplizin des Bastards?«
Auf dem Gesicht des Feldwebels zeichnete sich Verständnislosigkeit ab. Ich bezweifelte, dass er das Wort kannte.
»Ist bei den Gefangenen nicht auch eine fahrende Musikantin? Namens Merle?«
Der Feldwebel trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Die fahrende Sängerin, ja... Sie hat einige - Sperenzchen gemacht. Während des Handgemenges auf der Rampe hat sie den Mann angegriffen, der sie festhalten sollte, und ihm die Nase gebrochen. Es war nicht leicht, sie zu bändigen.«
»Lebt sie?« Burls Ton ließ keinerlei Zweifel mehr daran, was er von den Fähigkeiten seiner Leute hielt.
Dem Feldwebel schoss das Blut ins Gesicht. »Ja, Herr, aber...«
Burl brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Wäre dein Hauptmann noch am Leben, dann würde er sich jetzt wünschen, tot zu sein. Du hast keine Ahnung davon, wie man einem Vorgesetzten Bericht erstattet oder wie man einen Auftrag erfolgreich ausführt. Man hätte mir umgehend einen Boten schicken müssen, der mich von den Ereignissen unterrichtet. Die fahrende Musikantin hätte keine Gelegenheit haben dürfen, die Geschehnisse zu beobachten. Und nur ein Idiot würde versuchen, sich mitten auf einem reißenden Fluss eines Mannes zu bemächtigen, wenn er doch nichts weiter zu tun brauchte als abzuwarten, bis die Fähre anlegt. An Land hätte er über ein Dutzend Männer mit Schwertern verfügt. Und was die Bestechungssumme für den Schmuggler angeht: Ich erhalte sie zurück, oder ihr bekommt so lange keinen Sold, bis die Summe ausgeglichen ist. Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen.« Burl musterte jeden einzelnen der Anwesenden unter finster gesenkten Brauen. »Das Unternehmen ist verpfuscht worden. Ich werde das nicht hinnehmen.« Er presste die Lippen zusammen. »Ihr alle - hinaus!«
»Zu Befehl, Herr. Herr? Und der Gefangene?«
»Bleibt hier. Zwei Mann sollen draußen mit gezogenem Schwert Wache halten, doch ich wünsche allein mit ihm zu sprechen.« Der Feldwebel verneigte sich tief und beeilte sich, das Zelt zu verlassen. Seine Männer folgten ihm auf dem Fuß.
Ich hob den Kopf und sah Burl in die Augen. Meine Hände waren auf den Rücken gefesselt, aber niemand hielt mich mehr fest, also stand ich auf und gönnte mir die Genugtuung, von oben auf Burl hinabzusehen. Er begegnete meinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Als er sprach, schlug er einen Plauderton an, wodurch seine Worte doppelt bedrohlich wirkten.
»Ich wiederhole für dich, was ich diesem Holzkopf von einem Feldwebel gesagt habe. Ich bin kein Narr. Du kannst mir nichts vormachen. Ich bin sicher, du hast dir längst einen Fluchtplan zurechtgelegt. Wahrscheinlich sieht er meine Ermordung vor. Doch ich habe ebenfalls einen Plan, und dieser sieht vor, dass ich am Leben bleibe. Es ist ein ganz einfacher Plan, Bastard. Ich bin stets für Einfachheit gewesen. In wenige Worte gefasst: Wenn du mir Schwierigkeiten machst, wenn auch nur die geringsten, dann stirbst du sofort. Wie du dir wahrscheinlich denken kannst, möchte König Edel dich allerdings am liebsten lebend haben. Wiege dich aber nicht in der Hoffnung, das mich das davon abhalten würde, dich bei geringstem Widerstand einfach umzubringen. Solltest du in Erwägung ziehen, von deiner Gabe Gebrauch zu machen, lass dich warnen, mein Bewusstsein ist bestens abgeschirmt. Und schon beim leisesten Verdacht, dass du etwas im Schilde führst, werden wir überprüfen können, ob deine Gabe den Schwertern meiner Wache standhält. Was nun die Alte Macht betrifft, tja, das Problem scheint sich von selbst gelöst zu haben. Doch sollte dein Wolf sich noch einmal blicken lassen, dann ist auch er nicht gegen scharfen Stahl gefeit.«
Ich schwieg.
»Hast du mich verstanden?«
Ich nickte kurz.
»Nun gut. Vorausgesetzt, du gibst mit deinem Verhalten keinen Grund zur Klage, dann wird man dich anständig behandeln, ebenso wie auch die anderen. Zeigst du dich dagegen aufsässig, werden sie mit dir bestraft. Hast du auch das verstanden?« Sein Blick forderte eine Antwort.
Ich bemühte mich um einen ebenso gelassenen Tonfall. »Glaubst du wirklich,
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