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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schwarte verpackt zur Seite.
    Ich unternahm im Folgenden einige Versuche, Krähe auszuhorchen; doch irgendwie lief alles nur darauf hinaus, dass sie mir einen Vortrag hielt, wie wichtig es sei, von nun an noch besser auf den Narren achtzugeben. Er musste beschützt werden, nicht allein vor Edels Zirkel, sondern auch vor dem Sog der Gegenstände, die seinen Verstand allein dadurch auf eine Reise ohne Wiederkehr locken konnten, wenn er sie berührte. Aus diesem Grund wollte sie, dass wir in Zukunft gemeinsam Wache hielten. Und der Narr sollte auf dem Rücken schlafen, die Finger nach oben gerichtet, so dass sie nichts berührten. Da er für gewöhnlich schlief wie ein zusammengerollter Igel, war er über dieses Vorhaben nicht eben erfreut. Endlich war alles gesagt und getan, und wir konnten uns hinlegen.
    Meine Wache war die letzte vor Tagesanbruch, doch lange davor kam der Wolf in die Jurte, schob die Nase unter meine Wange und stieß meinen Kopf an, bis ich die Augen aufschlug.
    »Was gibt’s?«, fragte ich schlaftrunken.
    Kettricken wandert allein draußen herum und weint.
    Ich bezweifelte, dass sie Wert auf meine Gesellschaft legte. Andererseits war es zu gefährlich, sie da draußen in ihrem Kummer sich selbst zu überlassen. Lautlos arbeitete ich mich aus den Decken und folgte Nachtauge ins Freie. Krähe saß verdrossen am Feuer und stocherte nach dem Fleisch. Sie musste gesehen haben, wie die Königin weggegangen war, daher verzichtete ich auf eine Ausrede.
    »Ich werde Kettricken suchen.«
    »Lobenswert«, antwortete Krähe nüchtern. »Mir hat sie gesagt, sie wolle sich Veritas’ Drachen ansehen, aber selbst für eine gründliche Besichtigung ist sie schon viel zu lange weg.«
    Mehr brauchte nicht gesagt zu werden. Ich folgte Nachtauge, der Kettrickens Spur aufgenommen hatte, die statt zu Veritas’ Drachen zum Ausgang des Steinbruchs führte. Es war finster. Die riesigen Blöcke aus schwarzem Stein schienen das schwache Mondlicht förmlich aufzusaugen. Schatten fügten sich zu einem grotesken Mosaik und verzerrten die Perspektive. Das Bewusstsein möglich lauernder Gefahren ließ den Steinbruch ungeheuer groß erscheinen wie die Kulisse eines Alptraums.
    Mir fröstelte ein wenig, als ich merkte, dass wir in Richtung des Pfeilers gingen; doch wir fanden Kettricken noch direkt davor und bei der Skulptur von dem Mädchen auf dem Drachen. Sie war auf den Steinblock gestiegen, der den Drachen gefangenhielt, stand bei dem Mädchen und hatte eine Hand auf deren Bein gelegt. Es sah aus, als ob sich die beiden Frauen sich wie Schwestern im Leid anschauten. Das Mondlicht glitzerte silbern auf einer steinernen Träne und glänzte funkelnd in den Tränen auf Kettrickens Wangen. Nachtauge sprang lautlos auf den Sockel und rieb leise winselnd den Kopf an Kettrickens Knie.
    »Pst«, mahnte sie leise. »Du musst still sein. Kannst du sie nicht weinen hören? Ich kann es.«
    Ich glaubte ihr, denn ich fühlte sie mit der Alten Macht hinausspüren, stärker als ich es je zuvor bei ihr bemerkt hatte.
    »Majestät«, sprach ich sie leise an.
    Sie erschrak; ihre Hand flog zum Mund, als sie sich zu mir herumdrehte.
    »Ich bitte um Vergebung. Es war nicht meine Absicht, Euch zu erschrecken, aber Ihr solltet nicht allein hier draußen sein. Krähe fürchtet, dass immer noch Gefahr vom Zirkel droht, und von hier aus ist es nicht mehr weit bis zu dem Pfeiler.«
    Kettricken lächelte bitter. »Wo immer ich auch bin, bin ich allein. Und ich wüsste nicht, was sie mir Schlimmeres antun könnten, als ich mir selbst angetan habe.«
    »Nur deshalb nicht, weil Ihr sie nicht so gut kennt wie ich. Bitte, Majestät, kehrt mit mir ins Lager zurück.«
    Sie bewegte sich ein Stück, und ich dachte schon, sie würde zu mir hinuntersteigen; aber dann setzte sie sich hin und lehnte den Rücken gegen den Drachen. Der Schmerz der Reiterin verschmolz in meiner Wahrnehmung mit dem Kettrickens.
    »Ich wollte nichts anderes, als neben ihm liegen«, sagte sie leise. »Ihn umarmen und von ihm umarmt werden. Festgehalten werden, Fitz. Nein, nicht um mich sicher zu fühlen. Ich weiß, dass es hier für uns keine Sicherheit gibt. Aber ich hatte mir gewünscht, seine Nähe und Liebe zu spüren. Mehr nicht. Doch er war ablehnend. Er meinte, er dürfe mich nicht berühren. Sagte, dass er nicht wage, etwas Lebendiges zu berühren, außer seinem Drachen.« Sie wandte das Gesicht zur Seite. »Selbst mit verhüllten Armen und Händen wollte er mich nicht

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