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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erinnerte ich ihn.
    »Krähe hat gut reden. Sie muss nicht damit leben. Ich muss wissen, welche Beschränkungen mir auferlegt sind. Je schneller ich herausfinde, was ich mit meiner rechten Hand tun kann und was nicht, desto besser.« Er grinste verschlagen, und seine dementsprechende Geste ließ an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.
    Ich schüttelte den Kopf, musste aber trotz allem lachen.
    Der Narr stimmte in mein Lachen ein. »Ach, Fitz«, sagte er einen Augenblick später mit ruhiger Stimme, »du ahnst nicht, wie viel es mir bedeutet, dass ich dich immer noch zum Lachen bringen kann. Dann wird auch mir wieder leichter ums Herz.«
    »Mich wundert, dass du überhaupt noch zu Scherzen aufgelegt bist.«
    »Wenn man zwischen Lachen und Weinen die Wahl hat, dann kann man sich ebenso gut für das Lachen entscheiden«, erwiderte er, betrachtete mich mit einem abwägenden Seitenblick und fragte dann: »Ich habe gehört, wie du aus der Jurte gegangen bist, und während du fort warst, habe ich etwas... nun ja, gefühlt. Wohin bist du denn gegangen?«
    Ich schwieg nachdenklich. »Das Gabenband zwischen uns scheint eher stärker zu werden, statt schwächer. Das ist für mich kein gutes Zeichen.«
    »Die Elfenrinde ist aufgebraucht. Vor zwei Tagen habe ich den letzten Becher getrunken. Gut oder schlecht, so ist es halt. Nun erzähl mir, was geschehen ist.«
    Weshalb hätte ich mich weigern sollen? Der Narr unterbrach mich einige Male, um Fragen zu stellen, von denen ich nur wenige beantworten konnte. Als er merkte, dass ich ihm das Geschehene mit bloßen Worten deutlicher nicht mehr erklären konnte, schenkte er mir ein schiefes Lächeln. »Ich möchte mir dieses Mädchen auf einem Drachen ansehen«, meinte er.
    »Weshalb?«
    Er hob die rechte Hand und wackelte vielsagend mit den silbernen Fingerspitzen.
    »Nein.«
    »Hast du Angst?«, stichelte er.
    »Wir haben Wache.«
    »Dann eben morgen.«
    »Das ist kein guter Einfall, Narr. Man kann nie wissen, welche Wirkung es auf dich hat.«
    »Genau aus diesem Grund will ich es ja tun. Ich bin ja auch schließlich der Narr. Und überhaupt: Was zwingt einen Narren dazu, vernünftig zu sein?«
    »Nichts.«
    »Genau deshalb muss ich allein gehen.« Er stieß einen hingebungsvollen Seufzer aus.
    Ich dachte gar nicht daran, nach dem Köder zu schnappen. Einen Augenblick später fragte er mich: »Was weißt du über Krähe, das ich nicht weiß?«
    Ich schaute ihn prüfend an. »Ungefähr so viel, wie sie über dich nicht weiß, was ich weiß.«
    »Aha. Gut geantwortet. Das hätte von mir sein können.« Er nickte beifällig. »Wunderst du dich nicht, weshalb der Zirkel noch nicht wieder versucht hat, uns anzugreifen?«
    »Ist dies deine Nacht, um unangenehme Fragen zu stellen?«
    »In letzter Zeit weiß ich um keine anderen Fragen.«
    »Ich hoffe einfach, dass Carrods Tod sie geschwächt hat. Es muss ein großer Schock sein, ein Mitglied seines Zirkels zu verlieren. Fast so schlimm wie ein Geschwistertier.«
    »Und was befürchtest du?« Der Narr kannte kein Erbarmen.
    »Was ich befürchte? Das Schlimmste natürlich. Dass sie Vorbereitungen treffen, um noch größere Kräfte ins Feld zu führen, gegen die auch Veritas machtlos ist. Dass sie uns eine Falle stellen und dass sie die Gabe womöglich dazu einsetzen, um Molly aufzuspüren.« Den letzten Gedanken fügte ich nur mit größtem Widerstreben hinzu. Meine Angst sagte mir, dass es Unglück brachte, auch nur daran zu denken, geschweige denn, es auszusprechen.
    »Kannst du denn nicht mit der Gabe eine Warnung zu ihr denken?«
    Als wäre mir das nicht auch schon eingefallen! »Nicht, ohne sie zu verraten. Es ist mir nicht einmal gelungen, Burrich jemals mit der Gabe zu erreichen. Manchmal kann ich sie sehen, aber sie bemerken nichts von meiner Anwesenheit. Ich fürchte, allein der Versuch könnte genügen, die Aufmerksamkeit des Zirkels zu erregen. Edel weiß von ihr, doch ich bezweifle, dass er weiß, wo sie sich aufhält. Du hast mir gesagt, selbst Chade wüsste es nicht. Und Edel muss seine Aufmerksamkeit und seine Truppen auf sehr viele Punkte verteilen. Das Herzogtum Bock ist weit entfernt von Farrow, und die Roten Schiffe haben große Umwälzungen im Land verursacht. Gewiss wird er keine Truppen in dieses Chaos entsenden, nur um eine einzige und bestimmte Frau zu suchen.«
    »Immerhin eine Frau und ein Kind aus dem Geschlecht der Weitseher«, erinnerte mich der Narr. »Fitz, ich spreche nicht, um dir Kummer zu bereiten,

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