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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Eure Ruhe stört.« Wieder lag dieser scharfe Befehlston in Edels Worten. Ich wartete weiter schweigend ab.
    Der König strich sich mit einer zitternden Hand über Gesicht und Augen. »Dein Vorschlag ist nicht ehrenhaft«, widersprach er unbeirrt, aber seine Stimme klang schon weniger kräftig. »Hat ein Mann ein mal sein Wort gegeben, dann kann er es nicht mehr einfach so zurücknehmen. Habe ich Recht, FitzChivalric? Bist du auch der Meinung, dass ein Mann sein gegebenes Wort nicht mehr zurücknehmen darf?« Das klang ganz nach unserer alten rituellen Frage.
    »Wie immer, mein König, stimme ich Euch zu. Hat ein Mann sein Wort gegeben, darf er es nicht zurücknehmen. Er muss halten, was er versprochen hat.«
    »Nun gut. Dann ist das entschieden. Und da mit ist auch alles Weitere entschieden.« Er überreichte mir die Nadel. Ich schloss die Faust darum, und meine Erleichterung darüber war so überwältigend, dass mir schwindelig wurde. Aber nicht nur deshalb - ich kannte diese Kissen und dieses Bett. Dort hatte ich gelegen und mit dem Narren den Überfall auf Syltport mitverfolgt. Am Feuer in jenem Kamin hatte ich mir die Finger verbrannt …
    Der König stieß einen Seufzer der Erschöpfung aus. Seine Kraft war verbraucht. Er versank langsam wieder in einen Dämmerzustand, um von dort in den Schlaf hinüberzugleiten.
    »Verbietet ihm zu kommen und Euch zu stören, außer Ihr selbst lasst ihn rufen«, äußerte Edel gebieterisch. König Listenreich schlug noch einmal die Augen auf. »Fitz. Komm her, Junge.«
    Wie ein gehorsamer Hund folgte ich der Aufforderung und kniete neben seinem Bett nieder. Er hob eine magere Hand und streichelte mir ungeschickt über den Kopf. »Du und ich, Junge, wir haben eine Vereinbarung, nicht wahr?« Ich nickte zu dieser ernstgemeinten Frage. »Gut, mein Junge. Gut. Ich habe mein Wort gehalten. Sieh zu, dass du deines hältst. Aber« - dass er dabei einen Blick auf Edel warf, schmerzte mich - »es wäre besser, du kämst an den Nachmittagen, um mich zu besuchen. Nachmittags fühle ich mich stärker.« Dann fielen ihm die Augen zu.
    »Soll ich heute nachmittag wiederkommen, Majestät?«, fragte ich schnell.
    Er hob die Hand zu einer matten, abwehrenden Geste. »Morgen. Oder übermorgen.« Sein Kopf sank auf das Kissen. Er atmete so tief aus, als wäre es das letzte Mal.
    »Wie Ihr wünscht, Majestät.« Ich neigte tief den Kopf. Dann erhob ich mich, steckte die Nadel wieder unter meinen Kragen und ließ mir viel Zeit dabei. Alle sollten es sehen und sich merken. Schließlich verneigte ich mich kurz in Edels Richtung. »Wenn Ihr mich entschuldigt, Prinz«, sagte ich förmlich.
    »Geh mir aus den Augen«, knurrte er unwirsch.
    Ich drehte mich um und tat’s. Die Blicke seiner Kettenhunde folgten mir. Erst als ich auf dem Flur stand, fiel mir ein, dass ich keine Gelegenheit gehabt hatte, meinen Heiratswunsch zur Sprache zu bringen, und aller Wahrscheinlichkeit nach würde sich auch in näherer Zukunft keine bieten. Ich wusste, ab sofort würde an den Nachmittagen Edel, Wallace oder einer ihrer Zuträger an König Listenreichs Seite zu finden sein, und diese für Molly und mein Leben entscheidende Bitte wollte ich meinem König allein und unter vier Augen vortragen.
    Fitz?
    Ich habe den Wunsch, jetzt eine Weile allein zu sein, mein Prinz. Wenn es Euch nichts ausmacht?
    Er verschwand aus meinem Bewusstsein. Mit schweren Schritten ging ich die Treppe hinunter.

KAPITEL 15
GEHEIMNISSE
    P rinz Veritas entschied sich in jenem entscheidungsvollen Jahr für den Tag zur Mitte des des Winterfestes, um seine Flotte von Kriegsschiffen vom Stapel laufen zu lassen. Der Tradition gemäß hätte er warten müssen, bis das Wetter umschlug, also etwa bis zum ersten Tag des Frühlingsfestes, eine Zeit, die als günstiger für Neuanfänge gilt. Doch Veritas hatte seine Schiffsbauer und ihre Arbeiter gnadenlos angetrieben, um alle vier Schiffe sobald wie möglich fertig zu haben. An dem von ihm gewählten Tag konnte er sich eines großen Publikums sicher sein, sowohl für den Stapellauf als auch für seine Ansprache. Gewöhnlich veranstaltet man an diesem Tag eine Jagd, und das erlegte Wild, das man nach Hause bringt, gilt mit seinem Fleisch als Segenszeichen für die kommenden Tage. Während auf sein Signal hin die Schiffe auf ihren Rollhölzern aus den Schuppen geschoben wurden, verkündete er den Versammelten, auch dies wären seine Jäger, und das einzige Wild, das sie erlegen wollten, wären die Roten

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