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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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kam, um Bericht zu erstatten. Als ich sah, in welch vernachlässigtem Zustand der König war, bemühte ich mich vor allem anderen, dem abzuhelfen.« Ich schwitzte, nicht so sehr vor Angst, sondern vor Schmerzen, und es machte mich wütend, Edel darüber lächeln zu sehen.
    »Vernachlässigt? Was meinst du damit?«, fuhr er mich an.
    Ich holte tief Atem. Die Wahrheit. »Das Zimmer war unsauber und stickig. Überall stand schmutziges Geschirr herum. Das Bettzeug war lange nicht gewechselt …«
    »Wie kannst du es wagen, solche Behauptungen aufzustellen!«
    »Es ist die Wahrheit. Ein Blick genügt, um zu sehen, dass es ist, wie ich sage.«
    Etwas an der Auseinandersetzung hatte Listenreich aus seiner Lethargie geweckt. Er richtete sich in den Kissen auf und schaute sich um.
    »Der Narr hat auf seine bissige Art die gleichen Beschwerden vorgebracht …«, begann er.
    Wallace besaß die Kühnheit, ihm ins Wort zu fallen. »Majestät, bei Eurer schwachen Gesundheit ist absolute Ruhe manchmal wichtiger, als Euch aus dem Bett zu verjagen, um mit Laken, Tüchern, und Decken herumzufuhrwerken. Und ein, zwei aufeinandergestapelte Teller sind weniger störend als das Klappern und Plappern eines Pagen, der das ganze Zimmer auf den Kopf stellt, um alles aufzuräumen.«
    König Listenreich wurde unsicher. Das Herz tat mir weh. Deshalb hatte der Narr mich so oft bedrängt, den König zu besuchen, er wollte, dass ich diese Zustände sah. Weshalb hatte er mir nicht einfach gesagt, was sich hier ab spielte? Andererseits, wann hätte der Narr jemals etwas einfach gesagt? Ich schämte mich. Dies war mein König, der König, dem ich Gefolgschaft geschworen hatte. Ich liebte Veritas, und meine Treue zu ihm stand außer Frage, aber ich hatte meinen König zu einer Zeit im Stich gelassen, als er am dringendsten meiner Hilfe bedurfte. Chade war fort, für wie lange, das wusste ich nicht. In seiner Abwesenheit und während ich mit anderen Dingen beschäftigt war, blieb König Listenreich nur sein Narr, um ihn zu beschützen. Aber wann hätte König Listenreich je zuvor einen Beschützer gebraucht? Immer schien der alte Mann fähig zu sein, sich durch eigene Kraft und Klugheit zu behaupten. Ich warf mir vor, Chade nicht eindringlicher auf die Veränderungen hingewiesen zu haben, die mir nach meiner Rückkehr aus dem Bergreich aufgefallen waren. Ich hätte besser über meinen König wachen müssen.
    »Wie hat er sich hier Zutritt verschafft?«, wollte Edel plötzlich wissen, während er mir einen bösartigen Blick zuwarf.
    »Mein Prinz, er hatte ein Pfand des Königs, behauptete er. Er sagte, der König hätte versprochen, ihn unter welchen Umständen auch immer zu empfangen, falls er nur diese Nadel vorzeigte …«
    »Unsinn! Und du bist auf dieses Gefasel hereingefallen…«
    »Prinz Edel, Ihr wisst, es ist die Wahrheit. Ihr wart dabei, als König Listenreich sie mir gab.« Ich sprach ruhig, aber mit fester Stimme. Veritas verhielt sich still in meinem Kopf - während er zum schweigenden Nutznießer meiner Bedrängnis wurde, dachte ich bitter und bemühte mich gleich darauf, meinen ursprünglichen Gedanken zurückzuholen.
    Behutsam und ohne jegliche Drohgebärde löste ich ein Handgelenk aus der Umklammerung einer der beiden Bulldoggen, schlug den Kragen meines Wamses um, zog die Nadel heraus und hielt sie hoch.
    »Ich erinnere mich an nichts dergleichen«, fuhr Edel mich an, aber Listenreich war aufmerksam geworden.
    »Komm her, Junge«, forderte er mich auf. Jetzt konnte ich es wagen, mich ganz von meinen Bewachern freizumachen, strich mir das Haar zurück und richtete meine Kleidung. Dann trat ich zum Bett und zeigte dem König die Nadel. Er nahm sie mir aus der Hand. Mir sank der Mut.
    »Herr Vater, das ist …«, wollte Edel sofort Einwände erheben, aber Listenreich ließ ihn nicht ausreden.
    »Edel, du warst dabei. Du erinnerst dich, oder du solltest dich erinnern.« Die dunklen Augen des Königs waren so wach und klar wie in der Zeit seiner ungebrochenen Kraft, obgleich sich die Spuren des Leidens auf seinen faltigen Zügen nach wie vor deutlich abzeichneten. König Listenreich kämpfte um diesen lichten Moment. Er hielt die Nadel hoch und musterte Edel mit einem Schatten seines alten berechnenden Blicks. »Ich habe dem Jungen die Nadel gegeben. Und mein Wort, im Tausch für das seine.«
    »Dann schlage ich vor, dass Ihr beides wieder zurücknehmt, die Nadel und Euer Wort. Ihr werdet nie genesen, wenn man immer wieder leichtfertig

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