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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Karten, die Veritas jemals gesehen hat. Und dann über die Ränder der Karten hinaus, die in jenen Ländern gezeichnet werden. Geh südwärts und dann in Richtung Osten, über ein Meer, dessen Namen du nicht kennst. Endlich gelangst du zu einer langgestreckten Halbinsel, und an ihrer eingeschlängelten Spitze könntest du das Dorf finden, in dem ein Narr geboren wurde. Du fändest vielleicht sogar eine Mutter, die sich an ihren wurmweißen Säugling erinnert und wie sie ihn an ihrer warmen Brust wiegte und sang.« Er bemerkte meinen ungläubigen, faszinierten Gesichtsausdruck und lachte kurz auf. »Du kannst es dir nicht vorstellen, oder? Ich will es dir noch schwerer machen. Ihr Haar war lang und dunkel und lockig, und ihre Augen waren grün. Phantastisch, nicht wahr? Aus solchem Farbreichtum ging diese Bleichheit hervor. Und die Väter des farblosen Kindes? Es waren zwei Vettern, denn das war der Brauch in jenem Land. Einer war untersetzt und dunkelhaarig und immer zu einem Scherz aufgelegt. Er hatte rote Lippen und braune Augen und es war ein Bauer, der nach satter Erde und frischer Luft roch. Der andere dagegen war schmal und trug goldene Haare, ein Dichter und Sänger, der blaue Augen hatte. Und oh, wie sie mich alle liebten und ihre Freude an mir hatten! Diese drei und das ganze Dorf obendrein. Ich wurde so geliebt.« Seine Stimme war immer leiser geworden, bis er verstummte. Ich wusste mit absoluter Sicherheit, dass ich mit anhörte, was noch keiner vor mir aus seinem Mund vernommen hatte. Ich erinnerte mich an sein Zimmer, die zierliche kleine Puppe in ihrer Wiege, die ich dort gefunden hatte … Geliebt, behütet, wie der Narr einst geliebt und behütet worden war. Ich wartete.
    »Sobald ich - alt genug war, sagte ich ihnen allen Lebwohl. Ich zog aus, um meinen Platz in der Geschichte zu finden und zu wählen, wo ich ihren Lauf verändern wollte. Dies war der Ort, für den ich mich entschied, die Zeit war mir bestimmt durch die Stunde meiner Geburt. Ich kam her und wurde des Königs Narr. Ich nahm die Fäden auf, die das Schicksal mir in die Hände legte, und begann sie nach meinem ganzen Vermögen zu verknüpfen und zu färben, in der Hoffnung, das zu beeinflussen, was nach mir gewoben wurde.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe kein Wort von dem, was du eben gesagt hast.«
    »Ah!« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe angeboten, dir mein Geheimnis zu enthüllen. Ich habe nicht versprochen, dafür zu sorgen, dass du es verstehst.«
    »Eine Botschaft gilt nicht als übermittelt, bis sie nicht auch verstanden ist«, hielt ich ihm entgegen. Zitat Chade.
    Der Narr zögerte. »Du verstehst durchaus, was ich dir gesagt habe«, wich er aus. »Du willst es nur nicht akzeptieren. Nie zuvor habe ich so offen zu dir gesprochen, vielleicht verwirrt dich das.«
    Er sprach in vollem Ernst. Ich schüttelte wieder den Kopf. »Was du sagt, ergibt keinen Sinn! Du bist irgendwohin gegangen, um deinen Platz in der Geschichte zu finden? Wie kann das sein? Geschichte ist, was hinter uns liegt. Vergangenheit.«
    Er schüttelte den Kopf, langsam diesmal. »Geschichte ist, was wir in unserem Leben tun. Wir erschaffen sie an jedem einzelnen unserer Tage.« Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte seine Lippen. »Die Zukunft ist eine andere Art von Geschichte.«
    »Kein Mensch kann wissen, was die Zukunft bringt«, stimmte ich zu.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Kann er nicht?«, fragte er leise. »Vielleicht, Fitz, ist ja irgendwo niedergeschrieben, was in Zukunft sein wird. Nicht aufgezeichnet von einer Person, wohlgemerkt, doch wenn die Omen und Visionen und Vorahnungen und Prophezeiungen einer ganz anderen, viel langlebigeren Rasse aufgeschrieben würden und verglichen und in Zusammenhang gebracht, könnte nicht ein solches Volk einen Webstuhl erschaffen, in dessen Rahmen das Gewebe der Zukunft eingewoben wird?«
    »Unwahrscheinlich«, wandte ich ein. »Wie sollte man je erfahren, ob irgendetwas davon eingetroffen ist?«
    »Würde ein solcher Webstuhl erschaffen und ein solcher Teppich aus Vorhersagen gewoben, nicht nur für wenige, sondern für Zehntausende von Jahren, dann würde sich nach einiger Zeit herausstellen, dass er wunderbar genaue Prognosen ermöglicht. Bedenke, dass jene, die diese Aufzeichnungen führen, von einer anderen Rasse mit einer außerordentlich langen Lebensspanne sind. Eine bleichhäutige, anmutige Rasse, die gelegentlich ihr Blut mit dem der Menschen vermischt. Und dann!« Er drehte sich einmal um

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