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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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auf.
    Es herrschte darin ein düsteres Halbdunkel, das vom betäubend schweren Aroma des Räucherwerks erfüllt war. Das lodernde Kaminfeuer verbreitete eine beklemmende Hitze, die Luft roch schal und abgestanden, als hätte seit Wochen kein frischer Luftzug mehr durch das Gemach geweht. Der König rührte sich nicht. Er lag unter einem Berg von Federbetten begraben und atmete röchelnd. Ich schaute mich nach etwas um, worauf ich das Tablett abstellen konnte. Der kleine Tisch neben dem Bett war schon besetzt. In der Mitte stand ein Räuchergefäß, das mit erloschener weißer Asche gefüllt war, da neben stand ein Pokal mit Rotwein und eine Schale mit irgendeinem scheußlichen grauen Brei. Als ich ans Bett trat, bemerkte ich zudem einen unangenehmen, strengen Geruch, der noch stärker wurde, als ich mich über den König beugte.
    Das alles hier sieht Eurem Vater gar nicht ähnlich.
    Veritas war nicht weniger betroffen als ich. Er hat mich in letzter Zeit nur selten zu sich rufen lassen, und ich war zu beschäftigt, um ihn unaufgefordert aufzusuchen. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, klagte er über Kopfschmerzen, aber dies …
    Der Gedanke versickerte irgendwo zwischen unser beider Scham und Schuldbewusstsein. Ich hob den Blick und sah Wallace um die Tür herum ins Zimmer spähen. Ich konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht deuten - war es Befriedigung oder selbstzufriedene Überlegenheit? Jedenfalls reizte er mich zur Weißglut. Mit zwei Schritten war ich bei der Tür, schlug sie zu und empfand eine schadenfrohe Genugtuung, als ich hörte, wie er mit spitzem Schrei seine gequetschten Fingerspitzen zurückzog. Zur Sicherheit legte ich einen alten Querbalken vor.
    Ich ging zu den hohen Fenstern, riss die geschlossenen Wandteppiche beiseite und stieß die hölzernen Läden auf. Helles Sonnenlicht und frische kalte Luft strömten herein.
    Fitz, du handelst unüberlegt.
    Ich gab keine Antwort, sondern ging durchs Zimmer und leerte ein Räuchergefäß nach dem anderen aus dem Fenster. Die am Boden haftende Asche wischte ich mit der Hand weg, da mit dieser Geruch nicht weiter das Zimmer verpestete. Anschließend sammelte ich ein halbes Dutzend klebriger Pokale mit abgestandenem Wein auf ein Tablett, dazu Schüsseln und Teller, die mit angetrockneten Speiseresten belegt oder zum Teil ganz unberührt waren, und stellte alles neben die Tür. Von der anderen Seite her trommelte Wallace dagegen und schimpfte aus Leibeskräften. Ich beugte mich zu dem schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen. »Pst, nicht doch«, ermahnte ich ihn in aller Unschuld. »Du wirst damit noch den König aufwecken.«
    Sorgt dafür, dass ein Page Krüge mit warmem Wasser bringt. Und lasst Mistress Hurtig wissen, dass für des Königs Bett frische Leintücher gebraucht werden, forderte ich Veritas auf.
    Das kann ich nicht tun. Eine Pause. Verschwende nicht deine Zeit damit, mir im Stillen Vorwürfe zu machen. Denk nach, und du wirst einsehen, dass es nicht anders geht.
    Er hatte natürlich Recht, den noch war ich nicht gewillt, meinen König in diesem vor lauter Schmutz verkommenen Raum seinem Schicksal zu überlassen. Eine Kanne war noch halb voll Wasser, zwar von einer dünnen Staubschicht bedeckt, aber sonst noch sauber. Ich stellte sie ans Feuer, dann wischte ich Staub und Asche vom Nachttisch und stellte mein Tablett darauf. Beim Kramen in des Königs Truhe - ich hatte erst Mut fassen müssen, um sie zu öffnen - fand ich ein sauberes Nachtgewand sowie einen Beutel mit Kräutern zur Körperpflege, die zweifellos Überbleibsel aus Cheffers Tagen waren. Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemals so dringend einen Kammerdiener wie diesen herbeiwünschen würde.
    Wallace hatte endlich und dankenswerterweise Ruhe gegeben. Ich nahm ein sauberes Tuch und den Krug mit dem Wasser, dem ich die aufgetanen Kräuter beigemischt hatte, und trat wieder an das Bett. »Hoheit«, sagte ich leise. Er regte sich schwach, hob die verklebten Lider und blinzelte mit blutunterlaufenen Augen in das helle Tageslicht.
    »Junge?« Sein Blick irrte suchend durchs Zimmer. »Wo ist Wallace?«
    »Eben hinausgegangen. Ich habe Euch warmes Wasser zum Waschen gebracht und frische Kuchen aus der Küche. Und heißen Tee.«
    »Ich - ich weiß nicht. Das Fenster offen? Warum ist das Fenster offen? Wallace hat mich gewarnt, eine Erkältung könnte mein Tod sein.«
    »Ich habe es geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Aber ich werde es schließen, wenn Ihr es

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