Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
mir vor, denn von ihm war weder Schellengeklingel noch der sonstige Schwall spöttischer Wortkapriolen zu hören.
»Unerträglich war es.« Ich machte mir nicht die Mühe, Kerzen anzuzünden, meine Kopfschmerzen waren nicht nur eine Ausrede gewesen. Erst setzte ich mich auf mein Bett, dann streckte ich mich seufzend der Länge nach darauf aus. »Ich habe keine Ahnung, wohin das alles führen soll, noch was ich dagegen tun könnte.«
»Vielleicht hast du bereits genug getan?«, äußerte der Narr.
»In letzter Zeit habe ich nichts Bemerkenswertes vollbracht. Außer zu begreifen, wann es klüger ist, sich mit Edel auf keinen Streit einzulassen.«
»Ach ja. Das ist eine Fertigkeit, die wir alle erlernen«, meinte er sarkastisch, zog die Knie unters Kinn und verschränkte die Arme darauf. »Dann weißt du keine Neuigkeiten, die du gewillt bist, einem Narren anzuvertrauen? Einem überaus diskreten Narren?«
»Ich weiß nichts, was du nicht auch weißt und vermutlich schon vor mir gewusst hast.« Die Dunkelheit im Zimmer wirkte beruhigend, meine Kopfschmerzen ließen nach.
»So.« Er schien zu zögern. »Dann darf ich dir vielleicht eine Frage stellen? Die du beantwortest oder auch nicht, wie es dir beliebt.«
»Hör auf, um den heißen Brei herumzureden. Du weißt, dass du mich mit oder ohne meine Erlaubnis fragen wirst.«
»In der Tat, du hast Recht. Nun denn, die Frage. Aber oh, ich überrasche mich selbst, ich erröte doch wahrhaftig. Kann es sein, dass der Fitz einen Fitz gezeugt hat?«
Ich richtete mich langsam auf und schaute ihn an. »Was hast du mich da gefragt?«, erkundigte ich mich ungläubig.
Sein Tonfall klang fast entschuldigend. »Ich muss es wissen. Trägt Molly dein Kind unter ihrem Herzen?«
Mit einem Satz war ich vom Bett herunter und bei ihm, packte ihn am Kragen und riss ihn hoch auf die Beine. Ich ballte die Faust und erstarrte entsetzt beim Anblick seines Gesichts im Feuerschein.
»Lass es dich nicht verdrießen«, forderte er mich gleichmütig auf. »Auf ein paar Beulen mehr oder weniger kommt es nicht an. Drücke ich mich eben noch etwas länger in dunklen Ecken herum.«
Ich ließ ihn los. Seltsam, dass die Tat, die ich begehen wollte, mir nun so ungeheuerlich erschien, nachdem ich entdeckt hatte, dass mir ganz offenbar jemand zuvorgekommen war. Kaum hatte ich ihn freigegeben, wandte er sich ab, als schämte er sich seines verfärbten und entstellten Gesichts. Vielleicht wirkte, was man ihm angetan hatte, wegen seiner Blässe und Zerbrechlichkeit noch furchtbarer auf mich. Es war, als hätte man sich an einem Kind vergriffen. Ich ging vor dem Kamin in die Hocke und legte frisches Holz aufs Feuer.
»Möchtest du einen genaueren Blick darauf werfen?«, erkundigte sich der Narr frostig. »Ich warne dich, es wird bei Lichte besehen nicht schöner.«
»Setz dich auf meine Kleidertruhe und zieh das Hemd aus«, befahl ich ihm schroff. Er machte keine Anstalten, der Aufforderung Folge zu leisten, was ich nicht weiter beachtete. Ich hängte den kleinen Kessel für Teewasser über das Feuer. Der nächste Handgriff galt dem Kerzenleuchter, den ich auf den Tisch stellte, dann holte ich meinen kleinen Vorrat an Kräutern heraus. Es war wirklich nur das Allernötigste, und ich wünschte mir, ich hätte mich aus Burrichs großer Auswahl bedienen können. Doch wenn ich den Narren jetzt allein ließ und zu den Stallungen hinunterging, würde er bei meiner Rückkehr verschwunden sein. Immerhin, was mir zur Verfügung stand, waren Heilmittel für Prellungen und Schnitte und solche Verletzungen, wie sie in meinem anderen Metier am häufigsten vorkamen. Sie mussten genügen.
Ich goss das warme Wasser in meine Waschschüssel und streute die Kräuter hinein. In der Kleidertruhe fand ich ein zu klein gewordenes Hemd, das ich in Stücke riss. »Komm ins Licht.« Diesmal sprach ich in so aufforderndem Ton, dass er nach kurzem Zögern gehorchte. Ich musterte ihn kurz, dann nahm ich ihn bei den Schultern und drückte ihn auf die Truhe. »Was ist denn passiert?« Sein Gesicht war furchtbar zugerichtet, die Lippen aufgeplatzt und dick, ein Auge bis auf einen kleinen Spalt zugeschwollen.
»Ich bin in der Burg herumspaziert und habe übellaunige Menschen gefragt, ob sie kürzlich einen Bastard gezeugt hätten.« Sein unverletztes Auge erwiderte unbewegt meinen Blick; das Weiß war von einem Netz roter Linien durchzogen. Ich brachte es weder fertig, zornig auf ihn zu sein, noch konnte ich lachen.
»Du solltest
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