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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Doch sie verlangen nichts. Sie machen einfach weiter mit ihren Raubzügen.«
    »Vollkommen sinnlos.«
    »Nach unserem Verständnis«, berichtigte er mich. »Doch was, wenn wir von der falschen Voraussetzung ausgehen?«
    Ich starrte ihn nur an.
    »Was, wenn sie gar nichts anderes wollen, als was sie bereits haben? Ein Volk von Opfern. Städte zu plündern, Dörfer zu brandschatzen, Menschen zu quälen. Was, wenn das ihr einziges Ziel ist?«
    »Das wäre Irrsinn.«
    »Vielleicht. Aber wenn es so wäre?«
    »Dann wird nichts sie aufhalten. Außer es gelingt uns, sie zu vernichten.«
    Er nickte. »Denk weiter.«
    »Wir haben nicht genug Schiffe, um sie auch nur im Geringsten von ihrem Tun abzuhalten.« Ich überlegte. »Wir können nur hoffen, dass die Mythen über die Uralten sich als wahr herausstellen, denn mir scheint, nur eine Macht wie sie oder eine noch höhere Macht kann uns noch retten.«
    Chade nickte. »Genau. Nun begreifst du, weshalb ich Veritas’ Plan befürwortet habe.«
    »Weil es unsere einzige Hoffnung ist, zu überleben.«
    Lange saßen wir da nach noch schweigend zusammen und hingen unseren Gedanken nach. Als ich in jener Nacht in mein Bett zurückgefunden hatte, quälten mich Alpträume von Veritas, der um sein Leben kämpfte, während ich tatenlos danebenstand und zuschaute. Ich konnte seine Angreifer nicht töten, denn mein König hatte es nicht erlaubt.
     
    Zwölf Tage später traf Herzog Brawndy von Bearns ein. Er kam die Küstenstraße entlang, an der Spitze eines Gefolges, das groß genug war, um zu beeindrucken, ohne bedrohlich zu wirken. Er hatte alles an Pomp und Prunk aufgeboten, was sein Herzogtum sich leisten konnte. Seine Töchter ritten neben ihm einher, bis auf die Älteste, die zu Hause geblieben war, um für Holüber zu tun, was getan werden konnte. Ich verbrachte den frühen Nachmittag in den Ställen und anschließend in der Wachstube und lauschte den Gesprächen der Knechte und Kriegsmannen aus Bearns. Flink bewährte sich wieder einmal als stellvertretender Stallmeister von Bocksburg, indem er dafür sorgte, dass ihre Tiere gut untergebracht und gefüttert wurden, und wie immer luden unsere Küchen und Barracken zur Gastfreundschaft ein. Trotz allem mussten wir uns von unseren Gästen allerlei harte Worte gefallen lassen. Sie erzählten mit schonungsloser Offenheit, wie es in Holüber aussah und wie ihre Bitten um Hilfen ungehört geblieben wären. Es kam unsere Soldaten hart an, dass sie kaum etwas vorbringen konnten, um König Listenreichs scheinbare Untätigkeit zu rechtfertigen, und wenn ein Soldat nicht rechtfertigen kann, was sein Befehlshaber getan hat, muss er entweder die Kritik hinnehmen oder eine andere Möglichkeit finden, sich Luft zu machen. Folglich gab es Prügeleien zwischen Männern aus Bearns und Männern aus Bocksburg. Sie waren zwar nur vereinzelt und die Anlässe trivial, aber solche Verstöße gegen die Disziplin kamen bei uns gewöhnlich nicht vor. Deshalb wirkten die Vorfälle beunruhigend. Mir schienen sie die Verunsicherung unserer eigenen Truppe deutlich zu machen.
    Ich kleidete mich für das abendliche Festmahl mit großer Sorgfalt an und fragte mich, wem ich dort begegnen würde und was man von mir erwartete. Zweimal hatte ich Zelerita erspäht und war verschwunden, bevor mich irgendjemand bemerkte. Ich rechnete damit, dass sie beim Essen neben mir sitzen würde, und die Aussicht darauf freute mich recht wenig. Nach Lage der Dinge konnten wir es uns nicht erlauben, Bearns zu brüskieren, aber ich hatte nicht den Wunsch, das Mädchen noch weiter zu ermutigen. Wie sich herausstellte, hätte ich mir keine Gedanken deswegen zu machen brauchen. Mir wurde ein Platz weit unten an der Tafel angewiesen - zwischen den überzähligen Sprösslingen des niederen Adels. Ich verbrachte unter ihnen einen unangenehmen Abend und galt wohl nur als mittelmäßig interessante Attraktion. Etliche der heiratsfähigen Töchter versuchten mir zwar schöne Augen zu machen, was eine neue Erfahrung für mich war, aber ich fand keinen Gefallen daran. Mir kam dadurch zu Bewusstsein, wie viel fremdes Volk sich in diesem Winter in Bocksburg eingenistet hatte. Die meisten kamen aus den Inlandprovinzen und hofften auf Brosamen von Edels Tisch, wobei meine Bewunderinnen keinerlei Hehl daraus machten, dass sie bereit waren, sich Einfluss zu erschmeicheln, wann immer es möglich schien. Aufgrund der Anstrengung, die es erforderte, ihrem koketten Geplauder zu folgen und ihnen

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