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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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über Justin gestolpert, der Rücken an die Wand gelehnt auf dem Boden dasaß und die Beine von sich streckte. Man hätte glauben können, er sei betrunken, aber ich wusste es besser. Er war noch halb Betäubt von dem Stoß, den Veritas ihm verpasst hatte. Die Gelegenheit war günstig, mir eine der Vipern vom Hals zu schaffen. Das Gift, das ich vor einiger Zeit für Wallace gemischt hatte, steckte immer noch zwischen den zwei Lagen Stoff meiner Ärmelmanschette. Ich hätte es ihm in den Hals stopfen können, doch es war nicht dazu gemacht, schnell zu wirken. Als würde er meine Gedanken lesen, schob er sich an der Wand entlang von mir weg.
    Ich starrte ihn an und bemühte mich, in aller Ruhe zu überlegen. Chade hatte ich versprochen, nichts Entscheidendes zu unternehmen, ohne es vorher mit ihm zu besprechen. Veritas hatte nichts davon gesagt, dass ich den Spion suchen und töten sollte. Diese Entscheidung zu treffen war nicht an mir, doch kaum etwas ist mir je schwerer gefallen, als mich abzuwenden und wegzugehen und Justin auf dem Boden sitzen zu lassen. Ich war noch nicht weit gekommen, als er plötzlich seine Stimme wiederzufinden schien. »Ich weiß, was du getan hast!«, geiferte er hinter mir her.
    Ich fuhr zu ihm herum. »Wovon redest du?«, fragte ich mit leiser Stimme. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hoffte, er würde mich dazu bringen, ihn zu töten, oh, wie sehr ich es hoffte.
    Er wurde blass, sah mir aber trotzig in die Augen. »Du tust immer so, als wärst du der König selbst. Du siehst auf mich herunter und verspottest mich hinter meinem Rücken. Glaub nicht, ich wüsste es nicht!« Er zog sich mit den flachen Händen an der Wand hoch und stand gebückt vor mir. »Aber so groß bist du nicht. Du machst einmal von der Gabe Gebrauch und hältst dich für einen Meister, aber deine Gabe stinkt nach Hundemagie! Bilde dir nur nicht ein, dass du immer den Kopf so hoch tragen wirst. Man wird dich schon bald auf deine wirkliche Größe zurechtstutzen!«
    Ein Wolf in mir verlangte zähnefletschend nach sofortiger Rache, doch ich beherrschte meine Wut. »Du wagst, mein Denken zu Prinz Veritas zu belauschen, Justin? Ich hätte nicht gedacht, dass du den Mut dazu aufbringst.«
    »Du weißt, dass ich es getan habe, Bastard. Ich fürchte dich keineswegs so sehr, dass ich mich vor dir verstecken müsste. Ich wage viel, Bastard, viel mehr, als du dir vorstellen kannst.« Er wurde von Minute zu Minute kühner.
    »Nicht, wenn ich mir deine Hinterlist und deinen Hochverrat vorstelle. Ist Kronprinz Veritas nicht für tot erklärt worden? Und doch belauschst du mich, wie ich zu ihm sinne, und bist nicht überrascht?«
    Einen Moment lang stand er da wie vom Donner gerührt. Dann machte er den Mund auf, um sich an einer Antwort zu versuchen. »Sei jetzt wenigstens so klug und schweig«, mahnte Serene. Sie kam den Flur entlang wie ein Schiff unter vollen Segeln. Ich dachte nicht daran, ihr Platz zu machen, und sie war gezwungen, sich an mir vorbeizudrängen. Sie griff nach Just ins Arm und nahm ihn an sich wie einen vergessenen Korb.
    »Schweigen ist eine andere Form der Lüge, Serene.« Sie hatte Justin herumgedreht und zog ihn mit sich zur Treppe. »Ihr wisst, dass Kronprinz Veritas noch lebt!«, rief ich hinter ihnen her. »Glaubt ihr, er kehrt nie zurück? Glaubt ihr, man wird euch nie zur Rechenschaft ziehen?«
    Sie bogen um die Ecke, und ich stand allein auf dem Gang, kochte vor Wut und verfluchte mich, weil ich so laut hinausposaunt hatte, was eigentlich noch geheim bleiben sollte. Doch der Vorfall hatte mich in eine überaus aggressive Stimmung versetzt.
    Ich streifte durch die Burg. In der Küche herrschte Chaos, und die Köchin hatte nur eben die Zeit, mich zu fragen, ob ich wüsste, dass man eine Schlange vor dem Feuer im großen Kamin gefunden hatte. Ich antwortete, wahrscheinlich wäre sie zur Winterruhe in den Holzstoß gekrochen und mit den Scheiten hereingebracht worden. Die Wärme hätte sie dann aus ihrer Winterstarre geweckt. Sarah schüttelte nur den Kopf und meinte, man wüsste von jeher, dass eine Schlange vor dem Feuer ein böses Omen sei. Dann erzählte sie mir wieder von dem Narbenmann am Brunnen, aber in ihrer Version hatte er aus dem Eimer getrunken, und als er ihn senkte, war das Wasser, das über sein Kinn floss, rot wie Blut. Die Küchenjungen mussten ihr deshalb das Wasser zum Kochen vom Brunnen im Wäschehof bringen. Denn sie wollte nicht, dass an ihrem Tisch jemand tot

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