Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
umfiel.
Dergestalt aufgeheitert, verließ ich die Küche, allerdings nicht, ohne mich an einer Handvoll Kekse schadlos zu halten. Schon nach wenigen Schritten trat mir ein Page entgegen. »FitzChivalric, Sohn von Prinz Chivalric?«, redete er mich in ausgesucht höflicher Form an.
Die breiten Wangenknochen wiesen auf jemanden aus Bearns hin, und als ich ihn mir genauer ansah, entdeckte ich an seinem geflickten Wams sogleich die gelbe Blume, die Herzog Brawndy im Wappen führte. Für einen Knaben seiner Größe war er jämmerlich mager. Ich nickte ernst.
»Mein Herr, Herzog Brawndy von Bearns, bittet Euch, ihn aufzusuchen, sobald es Euch genehm ist.« Er sprach die Worte mit großer Sorgfalt. Bestimmt war er noch nicht lange Page.
»Mir ist es gleich jetzt genehm.«
»Dann soll ich Euch zu ihm führen?«
»Ich kenne den Weg. Hier, die kann ich dorthin nicht mitnehmen.« Ich reichte ihm die Kekse, und er nahm sie zögernd entgegen.
»Soll ich sie für Euch aufheben, Herr?«, fragte er ernsthaft, und es berührte mich schmerzlich, dass ein heranwachsender Junge ein paar Kekse betrachtete wie Kostbarkeiten.
»Vielleicht möchtest du sie für mich essen, und wenn sie dir schmecken, könntest du in die Küche gehen und unserer Köchin erzählen, wie sehr du ihre Kunst bewunderst.«
Auch wenn noch so viel zu tun war, ich wusste, ein Kompliment von einem mageren Burschen würde Sarah zumindest mit einer Schüssel Eintopf belohnen.
»Ja, Herr!« seine Augen leuchteten auf, und er eilte davon, während die Hälfte von einem Keks bereits in seinem Mund war.
Die minderen Gästequartiere waren jene an der gegenüberliegenden Seite der großen Halle. Ich nehme an, dass sie deshalb als weniger gut galten, weil ihre Fenster auf die Berge hinausgingen, statt aufs Meer, und die Räume dadurch dunkler waren. Davon abgesehen konnte man nichts gegen sie einwenden. Sie waren nicht kleiner und auch nicht weniger schön als die anderen.
Allerdings stand dort, als ich das letzte Mal eins betreten hatte, noch die entsprechende Einrichtung. Gardisten des Herzogs führten mich in ein Wohngemach mit nur drei Stühlen als Sitzgelegenheit und einem wackligen Tisch. Fidea begrüßte mich höflich, aber zurückhaltend und entfernte sich, um ihrem Vater mitzuteilen, dass ich gekommen sei. Die Wandteppiche und Gobelins, die dem steinernen Gemach früher Wohnlichkeit und Farbe verliehen hatten, waren verschwunden. Es war in etwa so gemütlich wie eine Kerkerzelle. Nur ein knisterndes Feuer im Kamin verbreitete etwas freundliche Wärme. Ich blieb mitten im Zimmer stehen, bis Herzog Brawndy aus seinem Schlafgemach trat, um mich zu begrüßen. Er lud mich ein, Platz zu nehmen, und mit einer gewissen Befangenheit rückten wir zwei der Stühle näher zum Kamin. Brot und Pasteten hätten unsere Gäste in ihrem Quartier erwarten müssen, Wasserkessel und Becher und Teekräuter und Flaschen mit Wein. Ich schämte mich für den neuen, schäbigen Geist, der in Bocksburg herrschte. Fidea wachte im Hintergrund wie ein Falke, und ich fragte mich unwillkürlich, wo Zelerita war.
Wir tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln aus, dann kam Brawndy ohne Umschweife zur Sache. »Man hat mir gesagt, König Listenreich sei krank, zu krank, um seine Herzöge zu empfangen. Prinz Edel ist selbstverständlich zu sehr von den Vorbereitungen für den morgigen Tag in Anspruch genommen.« Der Sarkasmus in seiner Stimme war unüberhörbar. »Deshalb fasste ich den Entschluss, Ihre Hoheit, Königin Kettricken aufzusuchen. Wie Ihr wisst, hat sie mir bei einer früheren Gelegenheit großes Wohlwollen bezeigt. Doch an ihrer Tür wurde mir von ihren Hofdamen gesagt, sie sei nicht wohl und dürfe keine Besucher empfangen. Mir ist zu Ohren gekommen, sie sei schwanger, doch in ihrem Gram und wegen der Torheit, selbst zu Pferde zu steigen, um Rippon gegen die Korsaren zu helfen, habe sie das Kind verloren. Verhält es sich so?«
Ich holte tief Atem und hoffte, dass es mir gelang, für meine Erwiderung die richtigen Worte zu wählen. »Unser König ist in der Tat sehr krank. Ich glaube nicht, dass Ihr ihn zu Gesicht bekommen werdet, außer bei der Zeremonie. Auch unsere Königin ist leidend, doch ich bin überzeugt, dass sie Euch empfangen hätte, wenn man ihr gesagt hätte, Ihr stündet in eigener Person vor der Tür. Sie hat das Kind nicht verloren. Nach Guthaven ist sie aus demselben Grund geritten, der sie bewogen hat, Euch die Opale zu schenken, nämlich in der
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