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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sämtlicher Provinzen kam zur Ernennung des neuen Thronfolgers. Ohne mein Zutun trugen meine Füße mich zu Veritas’ Arbeitszimmer. Die Tür stand halb offen, und ich ging hinein. Der Kamin war kalt, das Zimmer klamm, und es roch eindeutig nach Mäusen. Ich hoffte nur, die Schriftrollen, in denen sie ihre Nester gebaut hatten, waren nicht unersetzlich. Die wirklich kostbaren und wichtigen hatte ich, soweit ich es beurteilen konnte, Chade zur Aufbewahrung gegeben. Ich ging durch das Zimmer, berührte die Gegenstände, die ihm gehörten, und plötzlich vermisste ich ihn so sehr, dass es wehtat. seine Unerschütterlichkeit, seine Ruhe, seine Kraft - er hätte die Dinge niemals so weit kommen lassen. Ich setzte mich auf seinen Stuhl vor dem Kartentisch. Die verschrammte Tischplatte war durch Tintengekritzel bedeckt, mit dem er verschiedene Farben ausprobiert hatte. Hier lagen zwei schlecht geschnittene und ausgemusterten Federn, zusammen mit einem schütter gewordenen Pinsel. Dort in einem Kasten befanden sich mehrere kleine Töpfe mit Farbe, die jetzt eingetrocknet und rissig war. Ihr Geruch erinnerte mich an Veritas, so wie mich Leder und Lederfett immer an Burrich erinnerten. Ich beugte mich vor und stützte den Kopf in die Hände. »Veritas, wir brauchen dich jetzt.«
    Ich kann nicht kommen.
    Ich sprang auf und fiel hin, weil mein Fuß sich hinter einem Stuhlbein verhakte. Ungestüm rappelte ich mich wieder auf. Und noch ungestümer griff ich nach dem Kontakt. Veritas!
    Ich höre dich. Was ist los, Junge? Eine Pause. Du hast mich aus eigener Kraft erreicht, oder? Gut gemacht!
    Ihr müsst unbedingt nach Hause kommen!
    Warum?
    Meine Gedanken sagten ihm alles viel schneller als Worte und genauer, als ihm wahrscheinlich lieb war. Ich fühlte, wie ihn das, was er erfuhr, immer trauriger machte und ermüdete. Kommt nach Hause. Wärt Ihr hier, könntet Ihr alles ins Lot bringen. Edel könnte nicht Thronfolger werden, und er könnte weder Bocksburg aus plündern, wie er es gerade tut, noch den König von hier wegschaffen.
    Es ist unmöglich. Nimm dich zusammen und denk nach. Ich könnte nicht rechtzeitig kommen, um irgendetwas von diesen Dingen zu verhindern. Was geschieht, schmerzt mich, aber ich bin jetzt zu dicht vor dem Ziel, um aufzugeben. Und wenn es stimmt, dass ich Vater werde - dieses neue Gefühl wärmte seine Gedanken - ist es noch wichtiger, dass ich Erfolg habe. Mein Ziel muss sein, die Sechs Provinzen zusammenzuhalten und die Küste von den Seewölfen zu befreien, um diesem Kind ein einiges und friedliches Reich als Erbe zu hinterlassen.
    Was soll ich tun?
    Deinen Plan ausführen. Mein Vater, meine Gemahlin und mein Kind - eine schwere Last, die ich dir aufbürde. Plötzlich schien er unsicher zu werden.
    Ich werde tun, was ich tun kann. Mehr wagte ich nicht zu versprechen.
    Ich habe Vertrauen zu dir. Er stutzte. Hast du das gespürt?
    Was?
    Es ist ein Dritter hier, der uns belauscht. Einer von Galens hinterhältiger Schlangenbrut.
    Ich hätte nicht geglaubt, dass das möglich ist!
    Galen hat einen Weg gefunden und seine Nachbeter darin geschult. Wir müssen unseren Kontakt sofort beenden.
    Es war ein ähnliches Gefühl wie beim letzten Mal, als er unseren Kontakt unterbrochen hatte, um die Kraft seines Vaters zu schonen. Die Gabe wirkte dabei wie ein Rammbock, mit dem er jemanden von uns wegstieß. Ich glaubte, die Anstrengung zu spüren, die es ihn kostete. Dann war er fort.
    Fort, und das so plötzlich, wie er sich in meinem Kopf manifestiert hatte. Prüfend tastete ich nach unserem Band und fand nichts. Was er von dem Dritten gesagt hatte, der uns bespitzelte, war für mich ein Schock. Furcht und Triumph rangen in mir. Ich hatte von der Gabe Gebrauch gemacht! Wir waren belauscht worden, aber ich hatte von der Gabe Gebrauch gemacht, allein und ohne Hilfe. Doch wie viel hatte der Lauscher mitgehört? Ich schob den Stuhl vom Tisch zurück und saß noch einen Augenblick länger da, weil ich von dem Sturm meiner Empfindungen überwältigt war. Das Sinnen mit der Gabe war leicht gewesen. Wie ich es letztlich bewerkstelligt hatte, konnte ich jedoch nicht sagen, aber es war leicht gewesen.
    Ich kam mir vor wie ein Kind, das ein Geduldsspiel zusammengesetzt hat, aber nicht mehr genau weiß, in welcher Reihenfolge. Die Verlockung, meine neugewonnene Fähigkeit gleich wieder zu erproben, war fast übermächtig. Aber nein, ich hatte anderes zu tun. Wichtigeres.
    Ich sprang auf, eilte aus dem Zimmer und wäre fast

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