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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tragt in schwerer Zeit die Verantwortung für Euer Volk. Ich weiß, was Ihr riskiert, wenn Ihr so offen mit mir sprecht, und ich will es Euch mit gleicher Offenheit vergelten. Ich bin ein Mann mit Ambitionen, aber ich strebe nicht nach der Krone meines Königs.« Ich schaute ins Feuer. Zum ersten Mal kam mir deutlich zu Bewusstsein, was es für Bearns und Rippon und Shoaks bedeutete, wenn sowohl Listenreich als auch Kettricken plötzlich auf geheimnisvolle Weise verschwanden. Die Küstenprovinzen würden zu einem ruderlosen Schiff auf stürmischer See. Brawndy hatte so gut wie ausgesprochen, dass sie keinesfalls bereit waren, Edel zu folgen. Aber was für eine Alternative hatte ich ihnen zu bieten? Ihnen ins Ohr zu flüstern, dass Veritas lebte, verpflichtete sie förmlich dazu, sich morgen zu erheben und Edels Recht in Frage zu stellen, sich selbst zum Thronfolger zu ernennen. Sie auf Listenreichs und Kettrickens Verschwinden vorzubereiten, das bedeutete für sie keinerlei Hilfe und hatte lediglich zur Folge, dass zu viele Leute nicht überrascht waren, wenn es passierte. Befanden beide sich erst in der Sicherheit der Berge, ja dann war es vielleicht sogar geraten, die Küstenprovinzen ins Vertrauen zu ziehen, aber bis dahin vergingen möglicherweise noch Wochen. Ich versuchte zu überlegen, was ich ihnen jetzt anbieten konnte, welche Sicherheiten, welche Hoffnungen.
    »Was immer es wert sein mag, ich stehe als Mann auf Eurer Seite.« Während ich sprach, fragte ich mich, ob dies schon als Hochverrat anzusehen war. »König Listenreich habe ich den Vasalleneid geleistet, Königin Kettricken und dem Erben, den sie unter ihrem Herzen trägt, bin ich treu ergeben. Wir gehen dunklen Zeiten entgegen, und die Küstenprovinzen müssen sich vereint gegen die Korsaren zur Wehr setzen. Wir haben keine Muße, uns Gedanken darüber zu machen, was Prinz Edel in den inneren Provinzen tut. Soll er nach Fierant gehen. Unser Leben ist hier, und hier müssen wir den Feinden standhalten und kämpfen.«
    Ich spürte, wie meine eigenen Worte einen Umschwung in mir bewirkten. Vergleichbar einem Insekt, das aus seinem Kokon hervorkriecht, fühlte ich mich selbst eine neue Gestalt annehmen. Edel ließ mich also hier in Gefahr und Mangel in Bocksburg zurück, zusammen mit denen, die ich liebte. Nun gut, sollte er. Wenn ich den König und Königin Kettricken in den Bergen in Sicherheit wusste, fürchtete ich Edel nicht mehr. Molly war fort und für mich verloren. Was hatte Burrich ein mal zu mir gesagt? »Dass du eine Frau nicht siehst, bedeutet nicht, dass sie dich nicht sieht.« Außerdem wollte ich Molly zeigen, dass ich fähig war zu handeln, dass ein Mann, der aufstand, um sich zu wehren, doch etwas zu bewirken vermochte. Philia und Lacey waren in meiner Obhut sicherer, als wenn sie in Fierant Edel ausgeliefert waren. Meine Gedanken überschlugen sich. Konnte ich mir Bocksburg nehmen und es halten, bis Veritas zurückkehrte? Wer würde mir denn Gefolgschaft leisten? Burrich ging mit Kettricken und dem König, auf seinen Einfluss konnte ich also nicht zählen. Aber wir waren mit dem Rückzug ins Landesinnere auch diese versoffenen Inlandsoldaten los; übrig blieb das Kriegsvolk aus Bocksburg, das ein handfestes Interesse daran hatte, diesen kalten Steinhaufen von einer Festung zu verteidigen. Manche hatten mich aufwachsen sehen, manche hatten zur selben Zeit wie ich gelernt, ein Schwert zu führen und mit dem Stock zu fechten. Kettrickens Garde bestand aus guten Bekannten, und die Veteranen, die immer noch die Farben von König Listenreichs Leibgarde trugen, kannten mich ebenfalls. Lange bevor König Listenreich überhaupt Notiz von mir nahm, hatte ich zu ihrer Gemeinschaft gehört. Würden sie sich daran erinnern?
    Trotz der Wärme des Feuers lief mir ein Schauer über den Rücken, und wäre ich ein Wolf gewesen, hätten sich mir die Nackenhaare gesträubt. Dann entzündete sich ein Funke in mir. »Ich bin kein König. Ich bin kein Prinz. Ich bin nur ein Bastard, aber ich liebe meine Heimat. Ich will keine offenen Feindseligkeiten, keinen Machtkampf zwischen mir und Edel. Wir haben keine Zeit zu vergeuden, und es darf nicht sein, dass die Sechs Provinzen sich gegeneinander wenden. Lassen wir Edel in sein Mauseloch fliehen. Wenn er und seine Spürhunde, die ihn umschwänzeln, fort sind, gehöre ich Euch. Und dazu alle Leute in der Burg und dem Umland, die ich überreden kann, mir zu folgen.«
    Es gab kein Zurück mehr. Verrat, Verräter,

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