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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatte, die vielen Gäste satt zu bekommen, die zum Fest eingetroffen waren. Ich machte nun die Erfahrung, dass, wenn in der Küche große Missstimmung herrschte, eine ganze Burg davon angesteckt werden konnte.
    In der Wachstube waren die Rationen gekürzt worden, wobei der Eintopf versalzen und das Bier aus unerklärlichen Gründen schal geworden war. Der Herzog von Tilth beschwerte sich über Essig statt Wein in seinen Gemächern, was den Herzog von Bearns seinen Standesgenossen aus Rippon und Shoaks gegenüber zu der Bemerkung hinreißen ließ, selbst Essig wäre als Zeichen der Gastlichkeit in ihren Räumen willkommen gewesen. Die unglückliche Äußerung kam auf Umwegen Mistress Hurtig zu Ohren, die daraufhin sämtlichen Kammerdienern und Mägden eine gehörige Standpauke hielt, weil es ihnen nicht gelungen war, das wenige, das Bocksburg noch an Annehmlichkeiten zu bieten hatte, auch auf die minderen Gastgemächer auszudehnen. Die Dienstboten rechtfertigten sich damit, von oben sei die Anweisung gekommen, die Aufwendungen für diese Gäste so gering wie möglich zu halten, doch fand sich niemand, der einen solchen Befehl gegeben oder auch nur weitergegeben haben wollte. So ging es den ganzen Tag über, weshalb ich irgendwann froh gewesen war, in Veritas’ Turm meine Ruhe zu finden.
    Doch ich musste an der Zeremonie teilnehmen. Aus meinem Fernbleiben hätte man zu leicht Schlüsse ziehen können. Also stand ich widerwillig und geplagt von einem Hemd mit überweiten Ärmeln und einer scheußlich kratzigen Hose in der Menge, wobei ich geduldig Edels Auftritt erwartete. Meine Gedanken waren nicht bei seinem Pomp und seinem Zeremoniell, ich hatte meine eigene Sorgen. War es Burrich gelungen, Pferde und Sänfte aus der Burg zu schmuggeln, ohne Verdacht zu erregen? Inzwischen war es dunkel geworden. Wahrscheinlich saß er bei diesem Wetter schon draußen im kümmerlichen Schutz der kahlen Bäume. Den Pferden hatte er sicherlich Decken übergelegt, aber das nützte nicht viel gegen den Schneeregen, der jetzt fiel. Burrich hatte mir inzwischen den Namen der Schmiede genannt, wo Rußflocke und Rötel untergebracht waren. Irgendwie musste ich einen Weg finden, dem Schmied weiterhin sein wöchentliches Bestechungsgeld zukommen zu lassen und immer wieder nach ihnen zu sehen, um mich zu überzeugen, dass sie gut versorgt wurden. Ich hatte Burrich in die Hand versprechen müssen, diese Aufgabe keinem anderen an zuvertrauen. Würde die Königin ihre Frauen wegschicken können und allein in ihren Gemächern sein? Und wieder und wieder stellte sich die Frage, wie ich die Wachen dazu bringen sollte, ihren Posten in König Listenreichs Gemächern zu verlassen, damit Chade sein Zauberkunststück vollbringen konnte?
    Plötzliches Raunen störte mich aus meinen Gedanken auf. Ich schaute zum Podium, wohin alle Blicke gerichtet zu sein schienen. Ein kurzes Flackern, und für einen Moment brannte eine der weißen Kerzen dort mit blauer Flamme, dann knisternd eine zweite. Wieder ging ein leises Gemurmel durch die Reihen, aber die launischen Wachslichte hatten sich schnell wieder beruhigt und brannten ruhig weiter, als wäre nichts gewesen. Weder Kettricken noch König Listenreich schienen davon Notiz genommen zu haben. Nur der Narr schüttelte tadelnd sein Rattenzepter in Richtung der unbotmäßigen Kerzen.
    Endlich erschien Edel, der in rotem Samt und weißer Seide erstrahlte. Ein kleines Mädchen ging vor ihm her und schwenkte ein mit Sandelholz gefülltes Räuchergefäß. Edels Lächeln überstrahlte uns alle, während er sich gemessenen Schrittes dem Thron näherte, doch verstand er es auf dem Weg durch das Spalier der Gäste, seine Anhänger mit einem Blick oder einem Kopfnicken besonders auszuzeichnen. Der Anfang war vielversprechend, aber ich bin sicher, der Rest der Zeremonie verlief nicht so reibungslos, wie Edel es geplant hatte. König Listenreich stammelte vor sich hin und schaute dann verwirrt auf die Schriftrolle, die man ihm gegeben hatte, damit er sie verlas. Endlich nahm Kettricken ihm das Pergament aus den zitternden Händen, und er blickte lächelnd zu ihr auf, während sie die Worte vorlas, die ihr ins Herz schneiden mussten. Es war die vollständige Auflistung der Kinder, die König Listenreich gezeugt hatte. Selbst eine sehr jung gestorbene Tochter wurde darin erwähnt. Alle seine Nachkommen wurden erst nach dem Datum ihrer Geburt und dann nach dem Datum ihres Todes genannt, bis die Liste zu Edel als dem einzigen

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