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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mögliche Zeugen aus dem Gemach des Königs zu entfernen, und an dir, ihn wie durch Zauberei verschwinden zu lassen.«
    »Du sagst es«, nickte Chade freudlos. »Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Jetzt bleibt nur noch, den Plan in die Tat umzusetzen.«
    Wir starrten beide schweigend ins Feuer.

KAPITEL 29
FLUCHT UND GEFANGENNAHME
    D er Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen den Inland- und Küstenprovinzen am Ende von König Listenreichs Regierungszeit war keine neue Entwicklung, vielmehr ein Wiederaufleben alter Konflikte. Die vier Küstenprovinzen Bearns, Bockland, Rippon und Shoaks waren ein Königreich, lange bevor es zum Bund der Sechs Provinzen kam. Als die koordinierte Verteidigungsstrategie der Chalced-Staaten König Herrscher überzeugte, dass ihre Eroberung in Anbetracht der zu erwartenden Verluste nicht lohnte, richtete er den begehrlichen Blick landeinwärts. Die Region Farrow mit ihrer Bevölkerung aus verstreuten Nomadenstämmen war leichte Beute für seine wohl organisierten Truppen. Das dichter besiedelte Tilth mit Städten und Dörfern ergab sich widerwillig, als der damalige König des Landes feststellen musste, dass sein Reich eingeschlossen und er von seinen Handelswegen abgeschnitten war.
    Sowohl das alte Königreich Tilth als auch das Gebiet, das man später als Farrow kannte, behielten für mehr als eine Generation den Status eroberten Territoriums. Der Reichtum ihrer Kornfelder, Obsthaine und Herden wurde zum Nutzen der Küstenprovinzen rücksichtslos ausgebeutet. Königin Largesse, Enkeltochter von Herrscher, war klug genug zu erkennen, dass die Unzufriedenheit in den Inlandgebieten über kurz oder lang zu Aufständen führen würde. Sie erwies sich als eine tolerante und weitblickende Herrscherin, indem sie die Stammesältesten aus Farrow und die ehemals regierenden Familien aus Tilth der Aristokratie ihres Reiches einverleibte. Mittels einer geschickten Heiratspolitik und der großzügigen Vergabe von Lehen schuf sie Bindungen zwischen den Bewohnern der Küste und den Binnenländern. Sie war die Erste, die ihr Königreich die ›Sechs Provinzen‹ nannte. Doch all ihre politischen Schachzüge vermochten nichts an den geographischen und ökonomischen Fakten zu ändern. Die fruchtbaren Inlandprovinzen mit ihrem milderen Klima und die raue Küstenregion brachten einen sehr unterschiedlichen Menschenschlag hervor, unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen, zwischen denen sich keine tragfähige Brücke schlagen ließ.
    Während Listenreichs Regierungszeit manifestierten sich die Unterschiede zwischen den vier Küstenprovinzen und den zwei Inlandprovinzen in den jeweiligen Nachkommen seiner zwei Königinnen. Seine älteren Söhne, Veritas und Chivalric, stammten von Königin Constance, einer Edelfrau aus Shoaks, mit verwandtschaftlichen Banden auch in der Aristokratie von Bearns. Sie war ganz und gar im Küstenvolk verwurzelt. Listenreichs zweite Gemahlin, Desideria, kam aus Farrow, verfolgte ihren Stammbaum aber zurück bis zu der alten Monarchie von Tilth und weiter bis zu vagen Verbindungen mit den Weitsehern in einer nebelhaften Vergangenheit. Daraus resultierte ihre oft wiederholte Behauptung, ihr Sohn Edel sei von königlicherem Blut als seine beiden Halbbrüder und hätte deshalb größere Ansprüche auf den Thron.
    Nach dem Verschwinden des Kronprinzen Veritas und Gerüchten von seinem Tod und angesichts der zunehmenden Hinfälligkeit von König Listenreich hatte es für die Küstenprovinzen den Anschein, dass Macht und Titel auf Prinz Edel mit Herkunft aus einem Binnenländerstamm übergehen würden. Sie zogen es vor, ihre Hoffnungen auf das ungeborene Kind von Veritas zu setzen, einem Küstenprinzen, und taten, wie vorherzusehen war, ihr Möglichstes, durch Schulterschlüsse und Suche nach neuen Verbündeten, einen eigenen Machtblock zu bilden. Bedroht von räuberischen Korsaren und dem Fluch der Entfremdung war es das einzig Vernünftige, was sie tun konnten.
     
    Die Einsetzungszeremonie des Kronprinzen geriet zu lang. Bereits geraume Zeit vor dem offiziellen Beginn hatten sich die Gäste eingefunden, um es Edel zu ermöglichen, würdevoll durch unsere Reihen zu schreiten und das Podium zu ersteigen, wo ein benommener König Listenreich ihn erwartete. Königin Kettricken, bleich wie eine Wachskerze, stand links von ihm hinter seinem Stuhl. Listenreich war in Gewändern, Pelzkragen und der vollen Pracht der königlichen Juwelen gewandet, aber Kettricken hatte Edels Bitten und

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