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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Folge ihres Ringens gegen die Ekstase der Gabe war, während sie sich bemühten, nur an das Wild zu denken und nicht der Lust der Jagd zu erliegen. Ich zögerte nicht. »Überraschung!«, sagte ich leise. Zwei, drei Schritte brachten mich direkt hinter Serene. Ich zog ihren Kopf zurück und schnitt ihr mit dem Messer des Königs die Kehle durch. Sie zuckte einmal, und ich ließ sie zu Boden fallen. Die Menge Blut erstaunte mich.
    Justin fuhr mit einem gellenden Schrei in die Höhe, wobei ich mit seinem Angriff rechnete, doch es gelang ihm, mich zu narren. Er floh. Floh kreischend auf den Gang hinaus, und ich folgte ihm, das Messer in der Hand. Er hörte sich an wie ein quiekendes Schwein, und er war unglaublich schnell. Für Justin zählte nur noch der gerade Weg, und schnurstracks hielt er mit an haltendem Geschrei auf die große Halle zu. Ich lachte, während ich ihm hinterherlief. Glaubte er denn, Edel würde das Schwert ziehen und sich schützend vor ihn stellen? Glaubte er, irgendeine Macht der Welt könnte ihn noch retten, nachdem er meinen König ermordet hatte?
    In der großen Halle feierte man mit Musik und Tanz, aber Justins panischer Auftritt machte dem schlagartig ein Ende. Ich hatte aufgeholt, so dass nur mehr wenige Schritte uns trennten, als er in vollem Lauf gegen einen der beladenen Tische schlitterte. Die Gäste standen noch da wie erstarrt, als ich mich auf ihn stürzte und ihn zu Boden riss. Das Messer fuhr mehrmals in ihn hinein und aus ihm heraus, bevor irgendjemand auf den Gedanken kam einzugreifen. Als Edels aus Farrow stammende Leibgarde sich auf ihre Pflicht besann, schleuderte ich ihnen den zuckenden Körper entgegen und sprang auf einen Tisch, der hinter mir stand. Ich hielt das blutige Messer in die Höhe. »Das ist das Messer des Königs!«, erklärte ich und zeigte es herum. »Es nimmt Rache für des Königs Tod. Das ist alles!«
    »Er ist tollwütig!«, rief jemand. »Veritas’ Tod hat ihm den Verstand geraubt.«
    »Listenreich!«, überschrie ich voller Zorn alle Stimmen. »König Listenreich ist heute durch Verrat ermordet worden!«
    Edels Binnenländergarde prallte wie eine Flutwelle gegen meinen Tisch. Wer hätte gedacht, dass es so viele wären? In einer Flut von Speisen und Geschirr stürzten wir allesamt zu Boden. Die Umstehenden schrien auf, aber ebenso viele wie nach vorn drängten, um den Kampf zu verfolgen, drängten erschreckt wieder zurück. Hod wäre stolz auf mich gewesen. Nur mit des Königs Gürtelmesser hielt ich mir drei Männer vom Leib, die mit kurzen Schwertern bewaffnet waren. Ich parierte ihre Angriffe, wobei ich mich drehte und um hersprang wie ein Tänzer. Ich war viel zu schnell für sie, und die Verletzungen, die sie mir zu fügten, spürte ich kaum. Zweien von ihnen fügte ich mit einem blitzschnellen Ausfallschritt Wunden zu, einfach weil sie nicht glaubten, dass ich kühn genug sein könnte, mich nahe genug an sie heranzuwagen und sie zu erreichen.
    Irgendwo im Hintergrund ertönte der Ruf: »Zu den Waffen! Helft dem Bastard! Sie töten FitzChivalric!« Danach entwickelte sich ein großes Handgemenge, aber ich konnte weder sehen, wer darin verwickelt war, noch hatte ich Zeit dazu, genauer darauf zu achten. Ich stach einen der Gardisten in die Hand, und er ließ sein Schwert fallen. »Listenreich!«, übertönte erneut eine Stimme das Getöse. »König Listenreich ist erschlagen!« Nach dem aufwallenden Lärm zu urteilen, weiteten sich da nach die Kampfgetümmel weiter aus. Ich hatte dafür keinen Blick. Krachend stürzte ein weiterer Tisch um und ein Schrei ertönte. Im selben Moment stürmte die Bocksburger Garde in den Saal. Kerfs Befehle: »Bringt sie auseinander! Gebietet ihnen Einhalt! Und möglichst kein Blutvergießen in des Königs Halle!« Ich sah meine Angreifer umzingelt, sah Blades verblüfftes Gesicht, als er mich erkannte und dann über die Schulter rief: »Es ist FitzChivalric! Sie haben Fitz in der Zange!«
    »Geht dazwischen! Nehmt ihnen die Waffen ab!« Kerf warf einen von Edels Männern mit einem gezielten Kopfstoß um. Hinter ihm bildeten sich weitere Kampfgetümmel, bis unsere Soldaten gegen Edels Männer vorgingen, Klingen niederschlugen und verlangten, dass die Schwerter weggesteckt wurden. Dies gab mir Zeit zu einer kurzen Atempause, woraufhin ich feststellte, dass nicht nur Soldaten, sondern wirklich die meisten der Anwesenden in die Kämpfe hineingezogen worden waren. So waren zwischen den Gästen Faustkämpfe ausgebrochen.

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