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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der keine Lust hatte zu antworten und nicht gewillt zu sein schien, nachzugeben. »Das ist lächerlich! Was fürchtest du, dass ich tun könnte?« Schweigen. »Ich kenne ihn von Kindesbeinen an.« Schweigen. »Er ist verletzt. Was kann es schaden, mich wenigstens einen Blick auf seine Wunden werfen zu lassen? Ihr könnt ihn heil ebenso gut aufhängen wie zerschunden, oder?« Wieder Schweigen.
    Ich beschloss, dass ich mich lange genug geschont hatte. Doch kaum versuchte ich mich zu regen, musste ich feststellen, dass die Liste meiner Blessuren bei weitem nicht vollständig war. Ich entdeckte noch eine Reihe von Beulen und Schrammen, die ich mir nicht erklären konnte; wahrscheinlich waren dies Andenken an die Reise von der großen Halle hierher. Das Schlimmste war, dass bei jeder Bewegung der Stoff meiner Kleider an den verkrusteten Wunden scheuerte, aber es ließ sich ertragen. Für einen so kleinen Raum kam mir der Weg vom Bett bis zur Tür unendlich lang vor. Als ich davorstand, stellte ich fest, dass ich gerade groß genug war, um aus dem kleinen Gitterfenster sehen zu können. Dort sah ich aber auf nichts weiter als die gegenüberliegende Mauer des schmalen Gefängnisgangs. Ich umfasste die Gitterstäbe mit der unverletzten linken Hand.
    »Philia?« Meine krächzende Stimme erschreckte mich.
    »Fitz? O Fitz, geht es dir gut?«
    Was für eine Frage! Ich wollte lachen, musste husten und hatte den Geschmack von Blut im Mund. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Es ging mir nicht gut, andererseits war es für Philia gefährlich, sich zu sehr um mich zu kümmern. Selbst in meinem benommenen Zustand war ich mir dessen bewusst. »Ja, es geht mir gut«, sagte ich schließlich.
    »Fitz, der König ist tot!«, rief sie mir vom Ende des Ganges zu. In ihrer Hast, mir alles zu Berichten, sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor. »Außerdem wird Königin Kettricken vermisst, und Kronprinz Edel sagt, dass du hinter all dem steckst. Es heißt …«
    »Lady Philia, Ihr müsst jetzt gehen«, versuchte der Wärter ihren Redeschwall zu unterbrechen. Sie schenkte ihm keine Beachtung.
    »… du hättest vor Trauer über Veritas’ Tod den Verstand verloren und den König getötet und Serene und Justin, und man weiß nicht, was du der Königin angetan hast, und der Narr …«
    »Ihr dürft nicht mit dem Gefangenen sprechen, Hoheit!« Die Stimme des Wärters klang schon nachdrücklicher, aber sie hörte einfach nicht auf ihn.
    »… ist spurlos verschwunden. Wallace, er sagt, er hätte dich und den Narren über dem Leichnam des Königs streiten sehen, und dann erblickte er den Narbenmann, der gekommen wäre, um ihm das Leben auszuhauchen. Der Mann ist verrückt! Und Edel beschuldigt dich der unreinen Magie, dass du die Seele eines Tieres hättest! Damit sollst du es bewerkstelligt haben, den König zu töten und …«
    »Hoheit, Ihr müsst jetzt gehen, oder ich habe keine andere Wahl, als Euch mit Gewalt hinausschaffen zu lassen.«
    »Dann tu das«, zischte Philia ihn an, »worauf wartest du. Lacey, dieser Mann Belästigt mich. Ah! Du wagst es, Hand an mich zu legen! An mich, die ich Chivalrics Kronprinzessin gewesen bin! Gut, Lacey, aber tu ihm nicht weh, er ist nur ein Junge. Ungezogen, aber trotzdem noch ein Junge.«
    »Lady Philia, ich bitte Euch …«
    »Du kannst mich nicht von hier wegschleppen, ohne deinen Posten zu verlassen. Glaubst du, ich bin so dumm, dass ich das nicht begreife? Was willst du tun? Mit deinem Schwert auf zwei alte Frauen losgehen?«
    »Chester, Chester, wo steckst du?«, brüllte der Wachhabende vom Dienst. »Verflucht, Chester!« Man hörte seiner Stimme die ratlose Gereiztheit an, als er nach seinem Kameraden rief, der sich offenbar eine Pause gönnte. Wahrscheinlich saß er oben in der Wachstube neben der Küche, bei einem kühlem Bier und herzhaftem Eintopf. Mir wurde schwarz vor Augen.
    »Chester?« Die Stimme des Mannes entfernte sich. Er war tatsächlich so töricht, Philia stehenzulassen und auf die Suche nach dem verschwundenen Chester zu gehen. Schon hörte ich ihren leichten Schritt vor meiner Tür, fühlte die Berührung ihrer Finger an meiner Hand, die die Gitterstäbe umfasste. Sie war nicht groß genug, um durch die Öffnung zu schauen, und der Gang zu schmal, um so weit zurückzutreten, dass ich sie sehen konnte. Aber schon ihre Berührung hieß ich willkommen wie einen Sonnenstrahl.
    »Pass auf, ob er zurückkommt, Lacey«, sagte sie zu ihrer treuen Zofe und Freundin. Dann

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