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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Edels Fest schien in einem Tumult, halb Wirtshausschlägerei, halb militärisches Scharmützel auszuarten, als plötzlich Blade, einer unserer Männer, zwei meiner Angreifer niederrammte und vor mich hintrat.
    »Blade!«, begrüßte ich ihn froh, weil ich an nahm, er sei ein Verbündeter. Dann bemerkte ich seine verteidigungsbereite Haltung. »Du weißt, ich würde nie die Waffe gegen dich erheben.«
    »Das weiß ich sehr gut, mein Junge«, antwortete der in Ehren ergraute Soldat bekümmert. Dann warf er sich auf mich und drückte mir in einer bärenhaften Umklammerung die Arme nach hinten. Ich weiß nicht, wer mir dann in der Folge auf den Kopf schlug und womit.

KAPITEL 30
IM KERKER
    W enn ein Hundeführer den Verdacht hegt, dass einer seiner Burschen ein Besessener ist, der die alte Macht benutzt, um die Hunde zu verderben und für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen, sollte er auf folgende Zeichen achten:
    Ist der Bursche maulfaul und hat er unter seinesgleichen keine Freunde, sei wachsam. Merken die Hunde auf, bevor der Bursche zu sehen ist, oder winseln, bevor er geht, habe Argwohn. Und wendet der Hund sich von der Witterung einer läufigen Hündin ab oder von einer Schweißspur und liegt auf das Gebot des Jungen still, dann zögere nicht länger.
    Lass den Burschen an einem Galgen aufhängen, der sich möglichst über einem Wasser und in guter Entfernung von den Ställen befindet, und lass danach seinen Körper verbrennen. Lass jeden Hund, den er erzogen hat, ertränken, ebenso wie alle Nachkommen von verdorbenen Hunden. Ein Hund, der mit der alten Macht in Berührung gekommen ist, wird keinen anderen Herrn fürchten oder achten, sondern wird bösartig, sobald man ihn aus der Obhut jenes Besessenen nimmt, der die Macht auf ihn anwendet. Ein solcher Anhänger der alten Macht wird einen ungehorsamen Hund nicht schlagen, noch wird er dulden, dass sein Bruderhund verkauft oder als Köder bei der Bärenhatz benutzt wird, ganz gleich, wie alt das Tier ist. Der schamlose Betrüger wird die Hunde seines Herrn sich selbst dienstbar machen und kennt keine wirkliche Treue zu seinem Herrn, sondern nur zu seinem Bruderhund.
     
     
    Irgendwann wachte ich auf. Ich lag still da und verschaffte mir einen Überblick über meine diversen Blessuren. Die Erschöpfung nach dem Carrissamenrausch vermischte sich mit der Erschöpfung von dem tödlichen Gabenkampf mit Justin und Serene. Am rechten Unterarm hatte ich einige hässliche Verletzungen davongetragen, dazu kam eine Wunde am rechten Oberschenkel, an die ich mich gar nicht erinnern konnte. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht, mich zu verbinden. Mein Ärmel und das Hosenbein waren an den Wunden festgeklebt. Wer immer mich bewusstlos geschlagen hatte, war so gründlich gewesen, dem ersten Hieb zur Sicherheit noch einige weitere folgen zu lassen. Davon abgesehen, ging es mir ausgezeichnet. Ich wiederholte es in Gedanken und ignorierte das Zittern in meinem linken Bein und Arm. Dann wagte ich es und schlug die Augen auf.
    Der Raum, in dem ich mich befand, war klein und hatte kahle Steinwände. In der Ecke stand ein Eimer. Als Nächstes drehte ich meinen Kopf so weit, dass ich eine Tür mit einem kleinen vergitterten Guckfenster sehen konnte. Das war die einzige Lichtquelle, die von einer Fackel irgendwo weiter hinten im Gang genährt war. Oh ja, jetzt wurde mir es klar. Der Kerker. Da meine Neugier befriedigt war, schloss ich die Augen wieder und schlief ein. Warm zusammengerollt lag ich sicher in einer tiefen Mulde, zugedeckt von dem angewehten Schnee. Die Illusion von Sicherheit war das Einzige, was Nachtauge mir vermitteln konnte. So schwach war ich, dass selbst seine Gedanken mich nur noch wie durch einen Nebel erreichten. Sicher. Das war seine Botschaft.
    Ich erwachte zum zweiten Mal. Dass Zeit vergangen war, erkannte ich an meinem quälenden Durst, sonst hatte sich nichts verändert. Diesmal gewann ich die Erkenntnis dazu, dass die Bank, auf der ich lag, ebenfalls aus Stein war, und es befand sich nichts zwischen mir und dem kalten harten Untergrund, außer den Kleidern, die ich trug. »He!«, rief ich. »Wache!« Keine Antwort. Nach einiger Zeit konnte ich mich nicht mehr erinnern, ob ich bereits gerufen hatte oder ob ich erst die Kräfte dazu sammelte. Noch etwas Zeit verstrich, und ich entschied, dass es die Mühe nicht lohnte. Ich schlief erneut ein oder vielmehr: der Schlaf ergriff wieder Besitz von mir.
    Philias empörte Stimme weckte mich. Sie stritt mit jemandem,

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