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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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fassen lässt, auf einen gezuckerten Kuchen gestreut, macht nur leicht ums Herz. Burrich hatte mich gewarnt, dass Rosstäuscher ihren Gäulen gerne Carrisöl ins Futter mischten, um bei einem Rennen zu gewinnen oder auch damit ein krankes Pferd bei der Versteigerung einen guten Eindruck machte. Er hatte mich aber davor gewarnt, dass das Tier, sofern es überlebte, hinterher in den meisten Fällen nie wieder so sein würde wie vorher. Ich wusste, dass Chade gelegentlich Gebrauch davon machte, und ich hatte ihn umfallen sehen wie einen Stein, wenn die Wirkung nachließ. Trotz allem zögerte ich jetzt nicht. Vielleicht hatte Burrich mit seinem Urteil über mich Recht gehabt. Ich suchte die Ekstase der Gabe und die Erregung aus dem Rausch der Jagd. Kokettierte ich nur mit meiner Selbstzerstörung, oder sehnte ich sie förmlich herbei? Ich hatte nicht lange Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, denn nun ergriff die Droge von mir Besitz. Meine Kraft war die Kraft von zehn Männern, und mein Herz war das eines Adlers. Ich sprang auf und tat einen Schritt zur Tür, wandte mich dann jedoch noch einmal um.
    Ich kniete vor meinem toten König nieder und hob sein Messer an meine Stirn. »Eure eigene Klinge soll Euren Tod rächen«, gelobte ich, küsste seine Hand und ließ ihn in in dem Feuerschein seines leeren, stillen Gemachs zurück.
    Wenn ich schon die blaue Funken versprühenden Kerzen für unheimlich gehalten hatte, dann übte der blaue Schein der Fackeln im Korridor noch einen ganz anderen Zauber aus. Es war, als befände man sich in einer unwirklichen Unterwasserwelt. Ich lief zur Treppe. Unten konnte ich Wallaces laute Stimme hören, die alle anderen übertönte. Er jammerte etwas von blauen Flammen und dem Narbenmann. Es war gar nicht so viel Zeit vergangen, wie ich geglaubt hatte. Ich fand eine unverschlossene Tür, schlüpfte hindurch und wartete. Sie brauchten eine Ewigkeit, um die Treppe hinaufzukommen und noch länger, bis sie an meinem Zimmer vorüber waren. Ich ließ sie bis zum Gemach des Königs kommen. Als ich die Alarm rufe hörte, verließ ich mit einem Satz mein Versteck und jagte die Stufen hinunter.
    Jemand rief etwas hinter mir her, aber keiner nahm die Verfolgung auf. Erst als ich am Fuß der Treppe war, hörte ich eine Stimme den Befehl geben, mich zu ergreifen. Ich lachte laut. Als ob sie das könnten! Die Burg war ein Labyrinth aus Hintertreppen und Seitengängen, doch nicht für einen Jungen, der hier aufgewachsen war. Ich kannte mein Ziel, aber ich gedachte nicht, meine Verfolger dorthin zu führen. Ich rannte wie ein Fuchs durch die Burg, erschien kurz in der großen Halle, preschte über das Kopfsteinpflaster des Wäschehofs, erschreckte die Köchin mit meinem Sturmlauf durch die Küche. Und immer, immer verfolgten mich die fahlen Gabenfinger, die an mir zupften und kratzten und nicht ahnten, dass sie sich die Mühe sparen konnten, denn ich war auf dem Weg zu ihnen, auf dem Weg zu euch, Freunde, um mit euch abzurechnen.
    Galen, der in Farrow geboren und aufgewachsen war, hatte nie gelernt, das Meer zu lieben. Ich glaube, er fürchtete es. Des halb lagen seine Räume an der den Bergen zugewandten Seite der Burg. Wie man hörte, waren diese Räume nach seinem Tod zu einem Schrein für ihn geworden. Serene hatte sein Schlafgemach übernommen, das Wohngemach aber als Versammlungsort für den Zirkel eingerichtet. Ich war zu seinen Lebzeiten nie bei ihm gewesen, aber ich kannte mich aus. Ich schnellte die Treppe hinauf wie ein von der Sehne gelassener Pfeil, rannte im Flur an einem Pärchen in enger Umarmung vorbei, bis ich vor einer massiven, eisenbeschlagenen Tür stehenblieb. Aber auch eine Tür aus dicken Eichenbohlen, die nicht fest verschlossen ist, stellt kein großes Hindernis dar, und nach kaum einer Minute schwang diese unter dem Druck meiner Hand nach innen.
    Was ich vorfand, das war ein Halbkreis von Stühlen um einen runden Tisch, in dessen Mitte eine Kerze brannte. Diese diente ihnen wohl zur Konzentrationshilfe. Nur zwei Stühle waren besetzt. Vor mir saßen Justin und Serene Hand in Hand und mit geschlossenen Augen, während ihre Köpfe wie haltlos nach hinten gesunkenen waren. Von Will keine Spur. Ich hatte gehofft, auch ihn hier zu finden.
    Mein Blick streifte nur kurz ihre Gesichter. Sie glänzten vor Schweiß, und ich fühlte mich geschmeichelt, dass sie sich derartig anstrengten, um meine Barrieren zu überwinden. Ihre Münder umspielte ein entrücktes Lächeln, was wohl

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