Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
die Haltung der Männer ihrer Leibgarde versteifte sich. Nur Brawndy blieb scheinbar unberührt. »Noch mehr Anklagen, Hoheit?«, fragte er ruhig. »Wir würden verlangen, dass Ihr auch dafür Beweise vorlegt. Die Prozedur könnte Eure Krönung noch weiter hinauszögern.«
    Ihre steinernen Mienen und ihr Schweigen brachten Edel offenbar zu der Überzeugung, dass es besser war, einzulenken. »Ich bitte Euch, mir meine überhasteten Worte nachzusehen. Dies sind schwere Zeiten für mich. So plötzlich meines Vaters beraubt und meines Bruders, die Königin vermisst und das Kind, das sie unter ihrem Herzen trägt … Das sind wohl gute Gründe, um einmal die Beherrschung zu verlieren. Ich … Nun gut, ich bin einverstanden mit diesem … Handel, den Ihr vorschlagt. Ich werde beweisen, dass FitzChivalric über die alte Macht verfügt, oder ihn andernfalls freilassen. Stellt Euch das zufrieden?«
    »Nein, Hoheit.« Brawndy schüttelte mit ruhiger Entschiedenheit den Kopf. »Unsere Bedingungen lauteten anders. Sollte sich seine Unschuld herausstellen, wird FitzChivalric als Befehlshaber in Bocksburg eingesetzt. Falls Ihr beweist, dass er schuldig ist, akzeptieren wir Euren Vetter, Lord Vigilant, als Statthalter. Das ist unser Angebot.«
    »Und der Tod von Justin und Serene, wertvolle Diener und Mitglieder des Zirkels? Von diesen Morden wissen wir genau, dass er sie begangen hat. Er hat es selbst zugegeben.« Der Blick, den Edel mir zuwarf, war so voller Gift, dass ich von Rechts wegen auf der Stelle hätte tot um fallen müssen. Wie tief musste er es bereuen, mich des Mordes an Listenreich angeklagt zu haben. Ohne Wallaces wilde Beschuldigungen und seinen voreiligen Entschluss, sie zu unterstützen, hätte er mich für den Mord an Justin zum Tod durch Ertränken verurteilen können. Diese Tat hatte ich vor ausreichend vielen Zeugen begangen. Ironischerweise trug gerade sein Bestreben, mich als Königsmörder hinzustellen, dazu bei, meine Hinrichtung zu verzögern.
    »Ihr werdet jede Gelegenheit haben, ihn des Bundes mit der alten Macht und als den Mörder Eures Vaters zu überführen. Für diese Verbrechen kann er nach dem Gesetz zum Tod durch Erhängen verurteilt werden. Was Eure Gefolgsleute betrifft … er behauptet, sie hätten den König auf dem Gewissen. Wenn er nicht schuldig ist, gehen wir da von aus, dass er nach alter Sitte Vergeltung geübt hat.«
    »Vollkommen unakzeptabel!«, fauchte Edel.
    »Hoheit, das sind unsere Bedingungen«, entgegnete Brawndy ungerührt.
    »Und wenn ich mich weigere, sie anzuerkennen?«
    Brawndy zuckte die Schultern. »Der Himmel ist klar. Es ist Piratenwetter für diejenigen unter uns, die eine Küste haben. Wir müssen jeder in sein Land zurückkehren, um für unsere Verteidigung zu sorgen. Ohne die Bestätigung durch den Rat der Herzöge könnt Ihr Euch weder zum König krönen noch rechtmäßig einen Mann zu Eurem Statthalter bestimmen. Ihr wärt gezwungen, in Bocksburg zu überwintern, Hoheit, und Euch wie wir alle der Gefahr durch die Korsaren zu stellen.«
    »Ihr hemmt mich mit Traditionen und kleinlichen Gesetzen, nur um mich zu zwingen, Euch zu Willen zu sein. Bin ich Euer König, oder bin ich es nicht?«, fragte Edel herrisch.
    »Ihr seid nicht unser König.« Brawndys Ton war respektvoll, aber bestimmt. »Ihr seid immer noch unser Kronprinz. Und werdet es bleiben, bis in diesem Fall eine Übereinkunft erreicht ist.«
    Edels finstere Miene zeigte deutlich, wie wenig es ihm behagte, sich derart in die Enge getrieben zu sehen. »Nun gut«, sagte er ausdruckslos und sehr schnell, »ich nehme an, es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf diesen … Handel einzulassen. Erinnert Euch, dass Ihr es so gewollt habt, nicht ich.« Er wandte sich mir zu und sah mich an, und ich wusste, er würde sein Wort nicht halten. Ich würde in dieser Zelle sterben. Die plötzliche, erschütternde Gewissheit meines eigenen Todes traf mich bis ins Mark. Mich fröstelte. Es kam mir vor, als wäre ich um zwei Schritte vom Leben zurückgetreten.
    »Dann sind wir uns einig«, meinte Brawndy in sanfterem Ton. Er richtete den Blick auf mich und runzelte die Stirn. Etwas von dem, was ich fühlte, musste sich auf meinem Gesicht widergespiegelt haben, denn er fragte: »FitzChivalric, behandelt man Euch anständig? Bekommt Ihr zu essen?« Während er sprach, löste er die Spange des Umhangs an seiner Schulter. Dieser war abgetragen, aber doch aus schwerer Wolle, und als er ihn mir zuwarf, taumelte ich

Weitere Kostenlose Bücher