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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verlor die Besinnung.
    Wahrscheinlich nicht für lange. Irgendwann merkte ich, dass jemand mich auf den Rücken gedreht hatte. Wer immer es war, er richtete sich nach einer flüchtigen Inspektion auf. »Die Nase ist gebrochen«, verkündete er.
    »Kujon, ich sagte, keine gebrochenen Knochen«, rügte Edel seinen Handlanger ärgerlich. »Ich muss ihn dem Rat halbwegs unversehrt präsentieren können. Bring mir Wein«, wandte er sich barsch an jemand anderen.
    »Kein Problem, König Edel«, versicherte ihm die Stimme von vorher. Ihr Besitzer beugte sich über mich, packte mein Nasenbein und zog es mit einem Ruck wieder gerade. Etwas zu spät dafür kam mein erneutes Eintauchen in die gnädige Dunkelheit der Ohnmacht. Das nächste Mal verharrte ich beim Aufwachen in einer Art Schwebezustand und hörte eine Zeitlang Stimmen über mich reden, bevor sich daraus Worte formten und diese Worte dann auch für mich einen Sinn ergaben.
    Edel: »Was soll er angeblich tun können? Und warum hat er es bisher nicht getan?«
    »Ich weiß nur, was Justin und Serene mir erzählt haben, Majestät.« Will hörte sich müde an. »Sie behaupteten, er wäre erschöpft gewesen vom Gebrauch der Gabe und Justin hätte in sein Bewusstsein eindringen können. Dann hat der Bastard sich auf unerklärliche Art zur Wehr gesetzt. Justin sagte, er hätte geglaubt, von einem großen Wolf angegriffen zu werden, und Serene bestätigte, sie hätte tatsächlich tiefe Kratzspuren an Justin gesehen, aber gleich darauf wären sie wieder verblasst.«
    Ich hörte das Knarren von Holz, als Edel sich gegen die Rückenlehne des Stuhls warf. »Nun, dann bring ihn dazu, es wieder zu tun. Ich will mit eigenen Augen sehen, wie diese alte Macht wirkt.« Schweigen. »Oder bist du nicht stark genug? Vielleicht war Justin derjenige, den ich mir in Reserve hätte halten sollen.«
    »Ich bin stärker, als Justin es war, Majestät«, versicherte Will selbstsicher, »aber Fitz weiß, was ich vorhabe. Auf Justins Angriff war er nicht vorbereitet.« Wie sinnend fügte er hinzu: »Seine Widerstandskraft ist erheblich größer, als man mich glauben gemacht hat.«
    »Worte, Worte«, beschwerte Edel sich missmutig. »Ich will etwas sehen.«
    Edel wollte also sehen, was die Macht zu tun vermochte? Ich holte tief Atem, sammelte den Rest Kraft, den ich noch in mir finden konnte, und versuchte, meinen ganzen Zorn auf Edel zu konzentrieren, um mit all meinen Sinnen so wuchtig gegen ihn zu stemmen, dass er mit seinem Stuhl die Wand durchbrach. Aber es ging nicht. Meine Schmerzen waren zu groß, und meine eigenen inneren Barrieren hinderten mich. Es geschah weiter nichts, als dass Edel zusammenzuckte und aus schmalen Augen zu mir hinsah.
    »Er ist zu sich gekommen«, bemerkte er, und wieder hob sich lässig sein Finger. »Verde. Du kannst ihn jetzt haben. Aber gib auf seine Nase acht. Nicht ins Gesicht schlagen, alles andere lässt sich unter der Kleidung verbergen.«
    Verde schien Gefallen daran zu finden, mich erst auf die Beine zu stellen, um mich dann wieder zu Boden zu schicken. Ich wurde der Wiederholung schneller müde als er. Irgendwie schien ich nicht mehr in der Lage zu sein, mich auf den Füßen zu halten oder die Arme zu heben, um mich zu schützen. Ich zog mich in mich selbst zurück und krümmte mich zusammen, bis der schiere körperliche Schmerz mich zurückholte und zwang, meine kläglichen Abwehrversuche wieder aufzunehmen. Meistens unmittelbar bevor ich wieder unterging, wurde mir noch etwas anderes bewusst. Edels perverse Freude am Geschehen. Er wollte nicht sehen, wie ich mich hilflos unter der Folter wand, nein, er wollte sehen, wie ich mich wehrte oder zumindest zu wehren versuchte und dabei zerbrochen wurde. Gleichzeitig war es für ihn eine gute Gelegenheit, um seine Männer einer Prüfung zu unterziehen, wer von ihnen den Blick von dem Spektakel abwendete. Er benutzte mich, um unter ihnen die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich zwang mich, nicht daran zu denken, dass mein Ungemach für ihn eine Quelle der Freude war. Es kam einzig und allein darauf an, meine inneren Barrieren aufrecht zu erhalten und Will das Eindringen in meinen Kopf zu verwehren. Das war die Schlacht, die ich gewinnen musste.
    Beim vierten Erwachen fand ich mich auf dem Boden meiner Zelle wieder. Ein grässliches, schnarchendes, pfeifendes Geräusch hatte mich geweckt - es waren meine eigenen Atemzüge. Ich blieb liegen, wo man mich abgeladen hatte. Nach einer Weile hob ich eine Hand und zerrte

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