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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Schatten. Sein Kommen hatte nichts Verstohlenes an sich. Er war so unauffällig, dass er sich um keine Unauffälligkeit bemühen musste. Dies war die Gabe in einer Form, wie ich sie nie zuvor erfahren hatte. Ich fühlte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten, als Will vor der Tür stehen blieb und in meine Zelle schaute. Er sprach kein Wort, und ich wagte es nicht zu sprechen. Allein ihn anzusehen barg schon Gefahr in sich, doch ich durfte nicht den Blick von ihm abwenden. Die Gabe umgab ihn wie eine schimmernde Aura der Bewusstheit. Ich machte mich klein in mir, zog alles zurück, was ich fühlte oder dachte, und errichtete in Windeseile meine Barrieren, obwohl ich wusste, dass selbst diese Mauern ihm Aufschlüsse über mich gaben und ihm halfen, in mir zu lesen. Mein Mund und meine Kehle waren vor Angst wie ausgetrocknet. Wo war er bis dahin gewesen? Was war Edel so überaus wichtig gewesen, dass er Will darauf ansetzte, statt sich hier von ihm den Weg zum Thron ebnen zu lassen?
    Das Weiße Schiff.
    Die Antwort tauchte aus den tiefsten Tiefen meines Bewusstseins auf, und es war Ergebnis eines Gedankengangs, den ich nicht weiter nachzuvollziehen vermochte. Doch ich Zweifelte nicht an seiner Richtigkeit. Ich sah ihn an und dachte ihn mir in Verbindung mit dem Weißen Schiff. Er runzelte die Stirn. Ich fühlte, wie die Spannung zwischen uns anstieg, wie er mittels der Gabe seinen Druck auf mich erhöhte und wie ich mich dagegen abzuschirmen versuchte. Er scharrte und zupfte nicht an mir, wie Justin und Serene es getan hatten, wir glichen eher Zweifechtern, die mit gekreuzten Klingen gegenseitig ihre Stärke messen. Ich stemmte mich mit all meinen Sinnen gegen ihn, wohl wissend darum, dass wenn ich wankte, wenn ich auch nur für einen Augenblick nachgab, dass er dann durch meine Barrieren schlüpfen und meine Seele durchbohren würde. seine Augen weiteten sich und überraschten mich mit einem kurzen Ausdruck der Unsicherheit, aber dem ließ er gleich ein Lächeln folgen, welches so ein ladend war wie das Grinsen eines Haifischs.
    »Ah«, seufzte er offenbar angenehm berührt. Er trat von der Tür zurück und streckte sich wie eine schläfrige Raubkatze. »Man hat dich unterschätzt. Dieser Fehler wird mir nicht unterlaufen. Ich weiß, wie sehr es von Vorteil ist, wenn dein Gegner glaubt, du wärst ihm nicht gewachsen.« Dann zog er sich langsam und in aller Ruhe zurück, was in etwa so wirkte, wie wenn Rauch von einem leichten Wind davongetrieben wird.
    Mit weichen Knien kehrte ich zu meiner steinernen Bank zurück und sank darauf nieder. Ich holte tief Atem und ließ ihn nur langsam wieder ausströmen, um das Zittern in mir zu beruhigen. Es kam mir vor, als wäre ich einer Prüfung unterzogen worden, und für dieses Mal hatte ich sie bestanden. Ich lehnte den Rücken gegen die kalte Mauer und warf einen Blick zur Tür.
    Wills halb geschlossene Augen schauten mich an.
    Ich schnellte so vehement in die Höhe, dass die Schnittwunde an meinem Oberschenkel wieder aufplatzte. Ich starrte auf die vergitterte Öffnung. Doch da war nichts. Er war fort. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Es kostete mich ungeheure Überwindung, die wenigen Schritte bis zur Tür zu gehen und in den Gang hinauszuspähen. Niemand zu sehen. Er war tatsächlich fort, doch etwas in mir wollte es nicht ganz glauben.
    Ich humpelte zur Bank, setzte mich wieder und zog mir Brawndys Mantel um die Schultern. Das vergitterte Fensterchen zog meine Blicke magisch an. Ich wartete auf eine Bewegung, auf eine Veränderung im schwachen Widerschein der Fackel, auf irgendein Anzeichen dafür, dass Will doch noch vor meiner Tür lauerte. Die Spannung wurde unerträglich. Ich sehnte mich danach, hinauszuspüren mit der Macht und der Gabe, um draußen nach ihm zu suchen. Nein! Wo ich hinausging, konnte er zu mir hinein.
    Ich zog die Schutzwehren um meine Gedanken, und schon ein paar Minuten darauf überprüfte ich sie wieder. Je verbissener ich mich bemühte, Ruhe zu bewahren, desto größer wurde die Panik, die mich in Wellen übermannte. Ich hatte körperliche Misshandlungen gefürchtet, jetzt lief mir der Angstschweiß über das Gesicht und an den Seiten herunter, wenn ich überlegte, was Will mir antun konnte, wenn es ihm gelang, sich meines Verstandes zu bemächtigen. Hatte er sich erst in meinem Kopf eingenistet, war es ihm ein Leichtes, mich zu lenken wie eine Marionette, so dass ich auch vor die versammelten Herzöge hintreten würde und mich schuldig des

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