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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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privaten Zusammenkunft mit ihrer Königin in deren persönlichen Gemächern, um sich von einem besonderen Sänger oder Puppenspieler unterhalten zu lassen. Es kommt nicht da rauf an, welche Art der Unterhaltung bei dieser Einladung geboten wird. Wichtig ist, dass die anderen, die Euch nicht aufrichtig dienen, ausgeschlossen bleiben.«
    »Das klingt wie etwas, das Edel tun würde.«
    »Mag sein. Er ist sehr geschickt darin, sich ein Gefolge aus Speichelleckern und Anhängern zu schaffen. Doch seine Beweggründe wären in welchem Fall auch immer kleinliche Rachegelüste und der Wunsch, jene zu bestrafen, die nicht nach seiner Pfeife tanzen.«
    »Und meine Beweggründe wären?«
    »Ihr, Hoheit, Ihr wollt jene Belohnen, die Euch treu ergeben sind, und habt Freude an der Gesellschaft von Menschen, die diese Sympathie erwidern, die Ihr ihnen entgegenbringt.«
    »Ich verstehe. Und der Sänger?«
    »Samten. Er hat eine besonders galante Art, für jede Dame im Raum zu singen.«
    »Wirst du nachfragen, ob er heute Abend frei ist?«
    »Hoheit«, ich musste lächeln. »Ihr seid die Thronfolgerin. Ihr braucht nur zu befehlen. Für ihn ist es eine Auszeichnung, vor Euch singen zu dürfen. Er wird niemals zu beschäftigt sein, um eine Einladung von Euch auszuschlagen.«
    Sie seufzte erneut, doch weniger tief, und entließ mich dann mit einem Nicken, während sie freundlich auf ihre Hofdamen zutrat und darum bat, ihre Geistesabwesenheit an diesem Vormittag zu entschuldigen. Dann sprach sie die Einladung zu einem Abend in ihren Privatgemächern aus. Ich sah, wie die Frauen verstohlen lächelnd Blicke tauschten, und ich wusste, wir hatten richtig gehandelt. Lady Hoffensfroh und Lady Modeste - ich merkte mir die Namen. Als ich unter Verbeugungen das Zimmer verließ, achtete man kaum noch auf mich.
    So wurde ich Kettrickens Ratgeber, auch wenn mir die Rolle nicht gefiel. - Ich sollte ihr Gesellschafter und Lehrer sein, die Flüsterstimme, die ihr sagte, welche Schritte sie als Nächste auf dem glatten Parkett tanzen musste. Um ehrlich zu sein, es war eine unangenehme Aufgabe. Ich hatte das Gefühl, dass ich sie durch meine Kritik herabsetzte, dass ich sie korrumpierte, indem ich sie lehrte, sich wie eine Spinne im Netz des höfischen Machtgefüges zu bewegen. Sie hatte Recht. Das alles waren Edels Tricks. Und mochte sie die besten Absichten haben, meine Pläne waren selbstsüchtig genug für uns beide. Ich wollte, dass sie an Einfluss und an Verbündeten gewann, womit Veritas ein Fundament geschaffen wurde, auf das er bauen konnte, ob schon jetzt als Thronfolger oder später als König.
    Regelmäßig frühabends hatte ich bei Prinzessin Philia meine Aufwartung zu machen. Sowohl sie als auch Lacey nahmen diese Besuche sehr ernst. Philia glaubte unerschütterlich, nach Belieben über mich verfügen zu können, als wäre ich noch ihr Page, und sie dachte sich zum Beispiel auch nichts dabei, von mir zu verlangen, den Text einer alten Schriftrolle auf ihr kostbares Schilfpapier zu übertragen, oder da rauf zu bestehen, dass ich ihr vorführte, welche Fortschritte ich beim Spiel auf den Meerpfeifen gemacht hatte. Jedes Mal stellte sie mich zur Rede, weil ich auf diesem Gebiet nicht genügend Ehrgeiz an den Tag legte. Dann folgte eine Stunde Unterweisung, wobei sie nichts anderes bewirkte, als mich völlig aus dem Konzept zu bringen. Ich bemühte mich, gefügig und höflich zu sein, obwohl ich beiden Frauen verübelte, dass sie sich verschworen hatten, mich nicht mit Molly reden zu lassen. Philias Vorgehensweise war klug, aber Klugheit ist kein Mittel gegen Einsamkeit. Ungeachtet ihrer gemeinsamen Bemühungen, mich von ihr fernzuhalten, sah ich Molly überall. Oh, wahrlich nicht leibhaftig, aber im Duft der dicken Myricakerze, die so ruhig brannte, oder in dem Umhang über einer Stuhllehne; selbst der Honig in den Honigkuchen schmeckte für meinen Geschmack ganz nach Molly. War es töricht, dass ich dicht bei der Kerze saß und ihren Duft einatmete oder mich auf den Stuhl setzte, um mich gegen ihren schneefeuchten Umhang lehnen zu können? Manchmal fühlte ich mich so wie Kettricken, überhäuft von den Ansprüchen, die an mich gestellt wurden, und ohne auch nur eine Nische für ein eigenes Leben.
    Jede Woche erstattete ich Chade Bericht über Kettrickens Fortschritte im höfischen Intrigenspiel. Chade war es auch, der mich warnte, dass plötzlich die Damen, die zu Edels größten Bewunderinnen zählten, sich auch bei Kettricken

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