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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sagte, dass es richtig so war. Ich hatte von Anfang an die feste Absicht gehabt, ihn in die Freiheit zu entlassen. In ein paar Monaten sollte er nur einer von den namenlosen Wölfen sein, die in der Ferne den Mond anheulten. Das sagte ich ihm immer wieder. Zuerst verlangte er zu wissen, wann er die nach Mensch riechende Behausung und den hohen Ring aus Steinen, der sie umgab, verlassen durfte. Bald, versprach ich ihm, sobald er seine Kraft zurückgewonnen hatte, sobald der Schnee nicht mehr so hoch lag und er für sich selbst sorgen konnte. Doch sowie die Wochen vergingen, die Stürme draußen ihm die Geborgenheit seines Strohlagers bewusst machten und das gute Fleisch seine Knochen polsterte, fragte er weniger oft. Manchmal vergaß ich auch, ihn daran zu erinnern.
    Einsamkeit zehrte an mir. Nachtsüber lag ich wach und fragte mich, was geschehen würde, wenn ich die Treppe hinaufschlich und an Mollys Tür klopfte. Tagsüber musste ich mich beherrschen, um aus reiner Einsamkeit nicht eine zu enge Bindung mit dem Tier einzugehen, für das ich die Verantwortung trug. Es gab in der Burg nur ein einziges Lebewesen, das so einsam war wie ich.
     
    »Ich bin sicher, du wüsstest Besseres zu tun. Wes halb kommst du jeden Tag, um mich zu besuchen?«, fragte Kettricken mich in der unverblümten Art der Bergbewohner. Es war später Vormittag, nach einer sturmdurchtosten Nacht. Schnee fiel, und Kettricken hatte befohlen, die Fensterläden zu öffnen, damit sie dem lautlosen Herabsinken der dicken Flocken zusehen konnte. Ihr Nähzimmer bot einen ungehinderten Ausblick über das Meer, und ich glaubte, sie wäre fasziniert von der endlosen Weite und dem ruhelosen Auf und Ab der Wellen. Ihre Augen hatten an jenem Tag fast dieselbe Farbe wie das Wasser.
    »Ich möchte helfen, Euch die Zeit zu vertreiben, Hoheit.«
    »Die Zeit vertreiben.« Sie seufzte, stützte das Kinn auf die Hand und schaute sinnend in das Schneetreiben hinaus. Der Wind spielte in ihrem flächsernen Haar. »Eure Sprache ist doch seltsam. Ihr redet von der Zeit, als wäre sie ein Übel, von dem man sich befreien müsste. Wie von Blähungen.«
    Ihre kleine Zofe Rosemarie, die ihr zu Füßen saß, kicherte hinter vorgehaltener Hand. Die zwei Hofdamen hinter uns lachten zwitschernd und beugten dann wieder die Köpfe über ihre Nadelarbeit. Kettricken hatte für sich einen großen Stickrahmen aufgestellt, worauf die Anfänge einer Bergkette und einem Wasserfall erkennbar waren, aber die Arbeit war noch nicht weit fortgeschritten. Die übrigen Frauen waren heute nicht erschienen, sondern hatten Pagen geschickt, um sich zumeist mit Kopfschmerzen entschuldigen zu lassen. Es schien sich um eine wahre Epidemie zu handeln. Kettricken begriff offenbar nicht, dass man sie mit diesem Verhalten beleidigte. Ich wusste nicht, wie ich es ihr erklären konnte, und an manchen Tagen fragte ich mich, ob ich es erklären sollte. Heute war einer dieser Tage.
    Ich setzte mich bequemer hin und schlug ein Bein über das andere. »Ich wollte damit nur sagen, dass Bocksburg im Winter ein ziemlich langweiliger Ort sein kann. Das Wetter hält uns hinter den Mauern fest, und es gibt wenig Zerstreuung.«
    »Auf der Werft herrscht kein Mangel an Zerstreuung«, wandte sie ein. Ihre Augen bekamen einen merkwürdig hungrigen Blick. »Dort herrscht emsige Geschäftigkeit. Bis zum Letzten wird das Tageslicht ausgenutzt, um die Spanten zu setzen und die Planken zu biegen. Auch an dunklen Tagen oder bei Sturm sind die Schiffsbauer in den Schuppen damit beschäftigt, Holz zu sägen, zu behauen und zu glätten. An den Schmiedefeuern entstehen Ketten und Anker. Starke Leinwand für die Segel wird gewebt, zugeschnitten und genäht. Und Veritas ist immer dabei, gibt Anweisungen und sieht nach dem Rechten. Unterdessen sitze ich hier bei unnützen Stickereien, zersteche mir die Finger und verderbe mir bei bei der Kleinarbeit so sehr die Augen, dass ich irgendwann den Blick für das Große verliere. Und das alles nur, damit mein fertiges Werk mit anderem nutzlosem Zierat in irgendeine Ecke gestellt wird.«
    »Oh, nicht in die Ecke gestellt, niemals, Hoheit«, meldete sich eine der Hofdamen eifrig zu Wort. »Eure Stickereien sind als Geschenk hochgeschätzt. In Shoaks hängt ein gerahmtes Stück in Lord Shemshys Privatgemächern, und Herzog Kelvar von Rippon …«
    Kettrickens Aufseufzen unterbrach die Lobeshymne. »Lieber möchte ich ein Segel nähen, mit dem Pfriem und der großen eisernen Nadel, um eines der

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