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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ist, mit Feuer und Schwert unsere Heimat zu verwüsten.«
    Worte waren nicht gerade Viragos beste Waffe. Zornentbrannt spuckte sie mich an.
    Ungerührt richtete ich mich auf und wischte mir das Gesicht ab. »Vielleicht möchtet Ihr mich zum Zweikampf herausfordern, zu einer passenderen Zeit und an einem passenderen Ort. Auf den Klippen vielleicht, wo Ihr so mutig den Gemahl einer Kuh erschlagen habt? Vielleicht wäre ich, ein Schreiber, für Euch ein würdigerer Gegner als jener Krieger aus der Welt der Kühe und Rinder?«
    Plötzlich schien Herzog Brawndy den Aufruhr zur Kenntnis zur nehmen. »FitzChivalric! Virago!«, rief er uns zur Ordnung. Doch wir versuchten weiterhin, uns mit unseren Blicken zu bekämpfen. Ich hatte mich mit meinen Händen links und rechts neben ihrem Platz aufgestützt und sie mit meiner vorgebeugten Haltung gezwungen zurückzuweichen.
    Ich denke, der Mann neben ihr war nahe da ran gewesen, mich ebenfalls herauszufordern, hätte nicht der Herzog mit dem Salzfass auf den Tisch geklopft und uns nachdrücklich daran erinnert, dass wir an seiner Tafel saßen und in seiner Burg. Was bedeutete, dass er unter keinen Umständen ein Blutvergießen dulden werde. Er zumindest würde sich darauf besinnen, sowohl seinen König als auch die Alten Bräuche zu ehren, und wir sollten es eben falls versuchen. Ich entschuldigte mich in aller Zerknirschung und mit vielen Worten, Virago murmelte ihre Entschuldigung widerwillig und mit zusammengebissenen Zähnen vor sich hin. Das Festmahl wurde fortgesetzt, während die Barden sangen - und im Verlauf der nächsten Tage kopierte ich die Schrift rolle für Veritas und besichtigte das Relikt der Uralten, das für mich aussah wie eine mit hauchdünnen Fischschuppen gefüllte gläserne Phiole. Währendessen nahm Zeleritas Sympathie für mich beunruhigende Ausmaße an. Im Gegensatz dazu musste ich die eisige Feindseligkeit in den Gesichtern von Viragos Anhängern ertragen. Es war eine Woche, die sich wahrlich lange hinzog.
    Der Zweikampf, zu dem ich Virago herausgefordert hatte, fand nie statt, denn wenige Tage nach dem Festmahl traf sie die Strafe, welche nach der Überlieferung für den bestimmt war, der seine Waffenbrüder belog oder eidbrüchig wurde: Auf ihrer Zunge und in ihrer Mundhöhle bildeten sich Ausschläge und Geschwüre. Sie war kaum in der Lage zu trinken, geschweige denn, feste Nahrung zu sich zu nehmen, und ihr Übel war dermaßen entstellend, dass sich selbst ihre getreuesten Anhänger von ihr distanzierten, aus Furcht, sich anzustecken. Ihre Schmerzen machten es ihr unmöglich, in die Kälte hinauszugehen und sich meiner Herausforderung zu stellen. Unterdessen fand sich niemand, der bereit gewesen wäre, für sie einzutreten. Ich wartete auf den Klippen vergeblich auf einen Gegner. Zelerita leistete mir Gesellschaft, zusammen mit vielleicht einem Dutzend kleinerer Adliger, die von Herzog Brawndy ermuntert worden waren, mich zu begleiten. Wir betrieben Konversation und tranken viel zu viel Branntwein, um uns warmzuhalten. Gegen Abend brachte uns ein Bote von der Burg die Nachricht, Virago habe Burg Sturm verlassen, aber dies zweifellos ohne sich zum Kampf stellen zu wollen. Sie sei ohne Begleitung landeinwärts geritten. Zelerita schlug bei dieser Nachricht glücklich die Hände zusammen und überraschte mich dann mit einer Umarmung. Durchfroren, aber vergnügt kehrten wir zurück, um noch eine gemeinsame Mahlzeit einzunehmen, bevor ich die Heimreise antrat. Brawndy setzte mich auf den Platz zu seiner Linken, und zu meiner Rechten saß Zelerita.
    »Wisst Ihr«, äußerte er irgendwann zu fortgeschrittener Stunde, »die Ähnlichkeit mit Eurem Vater macht sich von Jahr zu Jahr deutlicher bemerkbar.«
    Aller Branntwein in Bearns hätte nicht ausgereicht, die Kälte zu vertreiben, die mich bei seinen Worten durchströmte.

KAPITEL 6
ENTFREMDETE
    D ie beiden Söhne von Königin Constance und König Listenreich waren Chivalric und Veritas. Sie kamen im Ab stand von zwei Jahren auf die Welt und waren einander so eng verbunden, wie Brüder nur sein können. Chivalric als der Älteste der Brüder wurde an seinem sechzehnten Geburtstag in den Rang des Thronfolgers erhoben. Unmittelbar danach erhielt er bereits von seinem Vater den Auftrag, eine Grenzstreitigkeit mit der großen Provinz Chalced zu schlichten. Von dieser Zeit an weilte er monatelang nur selten in Bocksburg. Selbst nach seiner Vermählung gönnte man ihm kaum je Ruhe. Nicht, dass es während

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