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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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auf seinem Tisch ausgebreitete Karte und hob kaum den Blick. Wohltemperierter Wein sowie eine verlockende Speiseplatte mit Brot und kaltem Fleisch standen auf einem Tisch vor dem Kamin für mich bereit. Nach einer Weile richtete er sich auf.
    »Deine gedankliche Abschirmung ist zu gut«, meinte er statt einer Begrüßung. »Seit drei Tagen versuche ich, dich zur Eile anzutreiben, und wann merkst du dann endlich, dass du gerufen wirst? - Wenn du in meinem eigenen Pferdestall stehst! Ich sage dir, Fitz, wir müssen wohl noch einige Zeit finden, dir beizubringen, mit der Gabe umzugehen.«
    Noch während er sprach, wusste ich, dass wir diese Zeit niemals finden würden. Zu viele andere Dinge erforderten seine Aufmerksamkeit. Wie immer kam er ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen. »Entfremdete«, sagte er. Mir lief ein Frösteln über den Rücken.
    »Die Roten Korsaren haben wieder zugeschlagen? Mitten im Winter?«, fragte ich ungläubig.
    »Nein. Das wenigstens ist uns bislang erspart geblieben. Doch wie es scheint, können die Roten Korsaren heimwärts segeln und an ihren Feuern sitzen, und trotzdem bekommen wir ihr schleichendes Gift zu spüren.« Er machte eine Pause. »Nun gut. Wärm dich erst mal auf und iss. Du kannst auch mit vollem Mund zuhören.«
    Während ich mich am Wein und den Speisen stärkte, setzte Veritas mich über den Stand der Dinge ins Bild. »Es ist so wie früher schon. Berichte von Entfremdeten, die rauben und zerstören. Aber diesmal trifft es nicht nur Reisende, sondern auch einsam gelegene Höfe und Häuser. Ich habe nachgeforscht und muss den Berichten Glauben schenken. Doch die Überfälle finden weit entfernt von den Schauplätzen der Raubzüge der Korsaren statt, und in allen Fällen behaupten Überlebende und Zeugen, es wären nicht ein oder zwei Entfremdete gewesen, die über sie kamen, sondern organisierte Banden.«
    Ich musste zuerst den Bissen herunterschlucken, den ich im Mund hatte, bevor ich meine Meinung äußern konnte. »Ich glaube nicht, dass Entfremdete dazu fähig sind, in irgendeiner Weise organisiert zu handeln. Wenn man ihnen begegnet, stellt man fest, dass es ihnen an jeglichem Gemeinschaftssinn fehlt. Sie können reden und denken, aber alles bezieht sich nur auf sie selbst. Man muss sich das so vorstellen, als ob Vielfraße sprechen könnten. Für sie zählt nichts, außer ihrem eigenen Überleben. Alles andere sehen sie lediglich als Rivalen um Nahrung oder sonstige Beute.« Ich füllte meinen Becher nach, denn der gewärmte Wein tat mir gut. Zumindest vertrieb er die Kälte aus meinem Körper. Die innere Kälte, die mich bei der Erinnerung an die trostlose Isolation der Entfremdeten überkam, vermochte er allerdings nicht zu lindern.
    Die Alte Macht hatte mir zu diesem Wissen über die Entfremdeten verholfen. Sie hatten so wenig Leben in sich wie wandelnde Leichen, abgesehen davon, dass ich sie mit meinem speziellen Sinn überhaupt wahrzunehmen vermochte. Die Macht gewährte mir in gewissem Maß Zugang zu dem allumfassenden Netz, das alle Kreaturen verbindet, aber die Entfremdeten waren nicht länger Teil davon, sondern herausgetrennt aus dem Gewebe, und erwiesen sich als gierig und mitleidslos wie ein seelenloser Sturm oder ein über die Ufer tretender Fluss. Einem Entfremdeten zu begegnen war für mich so überraschend, als hätte sich irgendein Stein erhoben, um mich anzugreifen.
    Veritas jedoch nickte darüber nur gedankenvoll. »Auch Wölfe jagen in Rudeln. Reißfische stürzen sich in Schwärmen auf einen Wal. Wenn diese Tiere imstande sind, sich um des Vorteils willen zusammenzuschließen, warum nicht die Entfremdeten?«
    Ich legte das Stück Brot wieder hin, von dem ich abbeißen wollte. »Wölfe und Reißfische folgen ihrem Instinkt und teilen die Beute mit ihren Jungen. Sie jagen und töten nicht zu ihrem eigenen Nutzen, sondern zum Nutzen des Rudels oder Schwarms. Ich habe Entfremdete in Gruppen gesehen, doch es gibt unter ihnen keinen Zusammenhalt. Als ich damals von mehreren Entfremdeten angegriffen wurde, konnte ich mich nur retten, weil es mir gelang, sie gegeneinander aufzuhetzen. Ich ließ den Umhang fallen, auf den sie es abgesehen hatten, und sie gerieten darüber in Streit. Als sie sich schließlich wieder auf mich stürzen wollten, behinderten sie sich gegenseitig, statt sich zu helfen.« - Jene furchtbare Nacht … Fäustel war gestorben, und ich hatte zum ersten Mal getötet. - »Sie kämpfen nicht gemeinsam. Der Gedanke, sich zu

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