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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dieser Zeit so viele Übergriffe gegeben hätte - Listenreich schien vielmehr darauf bedacht zu sein, die Grenzen seines Reichs unverrückbar festzulegen. Streitigkeiten mit den Nachbarn wurden zuvor meist durch das Schwert entschieden, doch im Lauf der Zeit entwickelte Chivalric ein bemerkenswertes diplomatisches Geschick und bemühte sich, mit seinen Mitteln eine Einigung zu erzielen.
    Von einigen Seiten wurde behauptet, Chivalric mit diesen Missionen zu betrauen, wäre der Plan seiner Stiefmutter, Königin Desideria, gewesen, die hoffte, er möge bei irgendeinem Scharmützel den Tod finden. Andere wiederum äußerten die Vermutung, Listenreich hätte auf diese Weise seinen ältesten Sohn aus dem Blickfeld und der Reichweite der neuen Königin entfernt. Prinz Veritas, aufgrund seiner Jugend dazu verurteilt, am Hofe zu bleiben, ersuchte Monat für Monat offiziell seinen Vater und König um die Erlaubnis, seinem Bruder folgen zu dürfen. Dagegen waren sämtliche Versuche Listenreichs, ihn für andere Aufgaben zu interessieren, vergebens. Prinz Veritas erfüllte fraglos die ihm auf getragenen Pflichten, doch niemals ließ er vergessen, dass er lieber bei seinem älteren Bruder gewesen wäre. Endlich, an Veritas’ zwanzigstem Geburtstag, nach sechs Jahren unbeirrbarer Entschlossenheit, gab Listenreich seinem Drängen nach.
    Von da an und bis zu dem Tag vier Jahre später, als Chivalric abdankte und Veritas den Titel des Kronprinzen übernahm, arbeiteten die Prinzen Hand in Hand an der Sicherung der Grenzen, an Übereinkünften und Handelsabkommen mit den benachbarten Reichen. Prinz Chivalrics Begabung lag in dem direkten Umgang mit Menschen, ob als Einzelpersonen oder als versammeltes Volk. Veritas’ Stärken waren die Ausarbeitung von Verträgen, die Anfertigung von detaillierten Karten der ausgehandelten Grenzverläufe sowie die Unterstützung seines Bruders in seiner Autorität als oberster Kriegsherr und als Thronfolger.
    Prinz Edel, jüngster von Listenreichs Söhnen und sein einziges Kind mit Königin Desideria, verbrachte seine Jugend dagegen nur am Hof, wo seine Mutter alle Anstrengungen unternahm, ihn für die Anwartschaft auf den Thron zu präparieren.
     
    Die Heimreise nach Bocksburg trat ich mit einem Gefühl der Erleichterung an. Nicht zum ersten Mal hatte ich für meinen König einen derartigen Auftrag ausgeführt, doch bei mir kam nie eine große Begeisterung für meine Arbeit als Assassine auf. Ich war froh, dass Virago mich beleidigt und herausgefordert hatte, unwissentlich hatte sie es mir leichter gemacht als erwartet, nämlich zu tun, was ich tun musste. Dennoch, sie war eine sehr schöne Frau gewesen und eine ausgezeichnete Kämpferin. Ihre Zerstörung war eine Verschwendung, und ich sah keinen Grund, stolz auf mein Werk zu sein, außer, dass ich meinem König gedient hatte. Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als Ruß flocke mich die letzte Steigung des Weges hinauftrug.
    Ich schaute zur Hügelkuppe hinauf und glaubte meinen Augen nicht zu trauen. Dort erblickte ich Kettricken und Edel zu Pferde. Seite an Seite. Ein Bild wie aus einer von Fedwrens kostbarsten illuminierten Handschriften. Edel ganz in Rot und Gold, mit spiegelblanken schwarzen Stiefeln und schwarzen Handschuhen. Der Reitumhang war über eine Schulter zurückgeschlagen, flatterte dabei im Morgenwind und brachte den dramatischen Farbkontrast zur Geltung. Der strenge Wind hatte seine Wangen gerötet und die sorgfältig frisierten Locken zerzaust, während seine dunklen Augen leuchteten. So sieht er fast aus wie ein Mann, dachte ich, im Sattel des großen Rappen, der so elegant einherschritt. Auch das konnte Edel also sein, wenn er wollte, nicht nur der genusssüchtige Prinz mit einem Glas Wein in der Hand und einer schönen Dame im Arm. - Allemal und dennoch verschwendetes Potential.
    Soviel zu ihm, aber seine Begleiterin hinterließ noch einen weit stärkeren Eindruck. Verglichen mit der Entourage, die ihnen folgte, erschien sie als eine genauso seltene wie exotische Blüte. Sie ritt im Herrensitz in weiten, üppig bestickten pupurroten Pluderhosen, und kein hiesiger Färberbottich hatte diese Farbe hervorgezaubert. Die kniehohen Stiefel hätten bei Burrich als ›vernünftige Fußbekleidung‹ Beifall gefunden. Zum Schutz vor der Kälte trug sie keinen Umhang, sondern eine kurze Jacke aus dickem weißem Fell mit hohem Kragen. Ein Schneefuchs, vermutete ich, aus der Tundra auf der anderen Seite des Gebirges. Auf dem Kopf

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