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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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lachend auf mich zu, schloss mich in die Arme und sah mir in das gekränkte Gesicht. »Ach, Neuer, du gehst verschlungene Wege, um mir deine Liebe zu gestehen. Zuerst in meine Kammer einbrechen, und dann da stehen und lange Reden halten. Warum konntest du nicht einfach sagen ›Ich liebe dich‹ und das viel, viel früher?«
    Ich war von ihrer Umarmung wie überrumpelt und sah auf sie hinunter. In meinem Kopf ging in diesem Augenblick alles durcheinander, und benommen suchte ich Halt in der banalen Erkenntnis, dass ich inzwischen ein gutes Stück größer war als sie.
    »Nun?«
    »Ich liebe dich, Molly.« So leicht war es auszusprechen. Und was für eine Erleichterung, es ausgesprochen zu haben. Langsam und zaghaft legte ich die Arme um sie.
    Sie blickte mir lächelnd in die Augen. »Und ich liebe dich.«
    Endlich, endlich durfte ich sie küssen, und als unsere Lippen sich berührten, begann irgendwo in der verschneiten Weite um Bocksburg ein Wolf zu heulen, und wie auf ein Zeichen fielen kläffend und bellend die Hunde mit ein. ihrer aller Stimmen vermischten sich zu einem Chor von ursprünglicher Wildheit, dessen Klänge in den frostigen Nachthimmel emporstiegen.

KAPITEL 9
WÄCHTER UND BINDUNGEN
    Z u einem großen Teil bejahte und unterstützte ich Fedwrens größten Traum. Ginge es nach ihm, wäre Papier so alltäglich wie Brot, und jedes Kind hätte noch vor seinem dreizehnten Lebensjahr nicht nur essen, sondern auch schreiben gelernt. Doch selbst wenn sich dieser Traum verwirklichen ließe, bezweifle ich, dass seine Erwartungen in jeder Beziehung erfüllt würden. Er beklagt all das Wissen, das beim Tode auch des einfachsten und bescheidensten Menschen mit diesem ins Grab sinkt. Er spricht von einer Zukunft, in der die Methode eines Hufschmieds, ein Eisen anzupassen, oder das Geschick eines Schiffszimmermanns in der Handhabung des Schlichthobels mit Feder und Tinte auf Papier beschrieben und festgehalten werden, damit jeder, der lesen kann, die Möglichkeit hat, diese Dinge ebenfalls zu lernen. Ich halte nichts davon. Das geschriebene Wort vermittelt Wissen und Kenntnisse, doch manche Fertigkeiten lernt man erst mit der Hand und dem Herzen und später mit dem Kopf. Daran glaube ich fest, zumal ich damals genau beobachtet habe, wie der Schiffsbauer Mastfisch das fischförmige Bauteil, nach dem er heißt, in das erste von Veritas’ Schiffen einpasste. Er hatte das fertige Stück vor seinem inneren Auge gesehen und mit seinen Händen die Form geschaffen, von der sein Herz ihm sagte: ›So muss es sein‹. Dergleichen kann man nicht aus Schriften lernen. Vielleicht kann man es überhaupt nicht lernen, sondern es ist, wie die Gabe oder die Alte Macht, ein Erbteil unserer Ahnen.
     
     
    Ich kehrte in mein eigenes Gemach zurück, setzte mich vor den fast erloschenen Kamin und wartete darauf, dass die Burg zum Leben erwachte. Im Grunde hätte ich todmüde sein müssen, doch ich zitterte beinahe vor innerer Erregung. Ich bildete mir ein, wenn ich ganz still dasäße, könnte ich immer noch die Wärme von Mollys Umarmung spüren. Ich erinnerte mich noch genau an die Stelle, wo ihre Wange die meine berührt hatte. Etwas von ihrem Duft haftete noch an meinem Hemd, und ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich es deshalb anbehalten sollte, damit ihr Duft mich durch den Tag begleitete, oder es lieber sorgsam in meine Kleidertruhe legen, um ihn mir zu bewahren. Ich empfand es nicht als töricht, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Wenn ich zurückblicke, muss ich darüber lächeln, allerdings eher über meine Weisheit als über meine Unvernunft.
    Der Morgen brachte Sturm und Schneegestöber, doch umso mehr Geborgenheit vermittelten die dicken Mauern. Vielleicht verhalf uns das Wetter zu einer Atempause und der Gelegenheit, uns von dem gestrigen Tag zu erholen. Ich scheute die Erinnerung an die vielen Toten, ihre ausgemergelten, verrenkten Leiber, die stillen, kalten Gesichter; an die prasselnden Flammen, die Kerrys Leichnam verzehrt hatten. Wir konnten alle einen Ruhetag gebrauchen. Vielleicht würde uns der Abend am Feuer zu Geschichten, Musik und Gesprächen zusammenführen. Ich hoffte es. Zu diesem Idyll waren es allerdings noch etliche Stunden hin, und in der Zwischenzeit hatte ich Wichtiges zu tun.
    Mit Chades Warnung im Hinterkopf wollte ich Philia und Lacey aufsuchen, aber statt zu ihnen zu gehen, saß ich wie auf glühenden Kohlen in meinem Zimmer. Ich kannte den genauen Zeitpunkt, wann Molly in die Küche

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