Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
wollte ich mir dir sprechen, dass Listenreich manchmal bereits gegebene Anweisungen oder Bemerkungen wiederholt.«
»Dessen bin ich mir bewusst, Fitz. Was getan werden kann, wird getan. Aber des Königs Gesundheit wird uns ein andermal beschäftigen. Vorläufig lass dir von mir versichert sein, dass es sich bei dieser Wiederholung nicht um eine Folge krankhafter Vergesslichkeit gehandelt hat. Nein. Der König sprach heute zu mir, als er sich darauf vorbereitete, zum Totenmahl hinunterzugehen. Er hat seine Anordnung Bekräftigt, damit du deine Pflicht umso ernster nimmst. Er denkt, wie auch ich, dass die Königin sich, je mehr ihr die Herzen der Menschen zufliegen und je mehr Einfluss sie bekommt, zusätzlichen Gefahren aussetzt. Obwohl er es nicht so deutlich gesagt hat. Sei also auf der Hut, dass ihr nichts zustößt.«
»Edel.« Es war heraus, bevor mein Verstand mich einholte.
»Prinz Edel?«
»Er ist es, den wir zu fürchten haben, besonders jetzt, da die Königin sich als jemand erweist, mit dem man rechnen muss.«
»Ich habe nichts dergleichen gesagt. Und dir geziemt es ebenso wenig«, wies Chade mich steif zurecht.
»Warum nicht?«, forderte ich ihn heraus. »warum können wir nicht einmal offen miteinander sprechen?«
»Das könnten wir, vorausgesetzt, wir wären vollkommen allein und es ginge nur um dich und mich. Aber das ist nicht der Fall. Wir sind des Königs Vasallen, und Vasallen des Königs erlauben sich nicht einmal, an Hochverrat zu denken, geschweige denn …«
Ein würgendes Geräusch erklang - und Schleicher erbrach sich in hohem Bogen auf den Tisch neben den Deckelkorb. Er prustete und versprühte einen Tropfenregen.
»Gieriger kleiner Dieb! Hast du dich verschluckt?«, schimpfte ihn Chade ungerührt aus.
Ich suchte einen Lappen, um die Bescherung aufzuwischen, doch als ich zum Tisch zurückkam, lag Schleicher hechelnd auf der Seite, während Chade mit einem Fleischspieß in dem Erbrochenen rührte. Fast drehte sich auch mir der Magen um. Er wehrte meinen Lappen ab, hob das Wiesel auf und legte es mir in den Arm. »Beruhige ihn und sieh zu, dass du ihm Wasser einflößen kannst«, Befahl er. »Nun geh schon, alter Knabe, geh zu Fitz, er wird dir helfen.«
Ich trug Schleicher hinüber zum Feuer, wo er sich prompt auf mein Hemd übergab. Wenn ich eine Hand freigehabt hätte, hätte ich mir die Nase zugehalten. Als ich das Tierchen auf den Boden legte, um mir das Hemd auszuziehen, nahm ich noch einen anderen Geruch wahr, der sich sogar durch den Gestank des Erbrochenen bemerkbar machte. Bevor ich etwas sagen konnte, bestätigte Chade meinen Verdacht. »Vartablätter. Sehr fein zerstoßen und untergemischt. Die scharfe Wurst hätte den Geschmack überdeckt. Hoffen wir, dass der Wein nicht auch vergiftet war, sonst sind wir beide tot.«
Jedes Haar an meinem Körper sträubte sich vor Entsetzen. Chade sah mich da stehen wie erstarrt und übernahm es, sich um Schleicher zu kümmern. Er stellte ihm einen Unterteller mit Wasser hin und beobachtete erfreut, wie das Wiesel schnupperte und zaghaft anfing zu trinken. »Sieht aus, als würde er es überleben. Der kleine Nimmersatt hat sich die Backen vollgestopft, gleich eine gehörige Kostprobe von dem Gift bekommen und alles wieder ausgespien. Das Zeug auf dem Tisch sieht zerkaut aus, aber nicht verdaut. Ich vermute, der Geschmack hat den Brechreiz ausgelöst, bevor das Gift zu wirken begann.«
»Hoffentlich«, sagte ich schwach. Alle meine Nerven lauschten angespannt auf Signale meines Körpers. Fühlte ich mich schläfrig, benommen, spürte ich ein Brennen im Magen? War mein Mund taub, trocken oder eher voller Speichel? Der Schweiß brach mir aus, ich begann zu zittern. Nicht schon wieder.
»Hör auf«, mahnte Chade streng. »Setz dich hin. Trink einen Schluck Wasser. Du steigerst dich selbst in Panik hinein, Fitz. Die Flasche war mit einem alten Korken fest verschlossen. Falls der Wein vergiftet gewesen sein sollte, dann liegt die Tat Jahre zurück. Ich kenne nur wenige Menschen mit der nötigen Geduld, einen Wein zu vergiften und ihn dann in aller Gemütsruhe reifen zu lassen. Nein, uns geht es gut.«
Ich atmete schwer ein und aus. »Aber jemand hat ganz andere Absichten gehabt. Wer hat dir das Essen gebracht?«
Chade schnaubte verächtlich. »Ich habe meine Mahlzeit selbst zubereitet, wie stets. Das auf dem Tisch stammt aus einem Präsentkorb für Lady Quendel. Von Zeit zu Zeit versucht man sich bei ihr einzuschmeicheln, weil es heißt,
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