Five Stars 02 - Wildes Verlangen
blieb, nachdem auch er derart gesegnet worden war, mit geschlossenen Augen und in absolut aufrechter Haltung, die Hände im Schoß zusammengelegt sitzen. Erst nach einer Minute strich er sich erneut über Kopf und Gesicht. »Komm«, sagte er, »jetzt beginnt der fröhliche Teil des Festes.«
Inzwischen hatten vor dem Tempel fliegende Händler ihre Stände aufgebaut, verkauften Spielzeug für die Kinder und Essen und Getränke für die Erwachsenen. Daniel kaufte Sate-Spieße und unscheinbar grau aussehende Klöße, die sich als wohlschmeckende Fischbällchen entpuppten. Während wir mit Genuss aßen, sprachen ihn ständig Balinesen an. Er drehte sich zu mir um. »Weißt du, was sie mir sagen?«
»Ich verstehe kein Wort«, sagte ich und verschluckte mich dabei fast an einem Stück frittierter Banane, die ich mir als Dessert gönnte.
»Sie beglückwünschen mich.«
Fragend legte ich den Kopf schief.
»Zu dir natürlich. Ich komme seit Jahren zum Odalan dieses Tempels, aber noch nie in Begleitung einer Frau. Und dann noch einer so schönen!«
Ich schloss für eine Sekunde die Augen und genoss den Augenblick.
In der nächsten Stunde spazierten wir über den Platz, hörten dem Gamelan-Orchester zu und bewunderten die Frauen, die grazil, aber auch mit fast akrobatischem Geschick die riesigen Opfertürme wieder aus dem Tempel trugen. In ihren Festgewändern und mit ihrem aufrechten Gang boten sie ein Bild unvergleichlicher Schönheit. Ich glaubte, noch nie etwas Ästhetischeres gesehen zu haben.
Es war bereits Nachmittag, als Daniel zum Aufbruch drängte. »Wir kommen heute Abend wieder, wenn der Barong in den Tempel kommt, aber jetzt sollst du noch eine ganz besondere Erfahrung machen.«
Ich konnte mich nur schwer von dem Fest losreißen, aber er flüsterte mir ins Ohr: »Ich verspreche dir, dass du nie vergisst, was du in den nächsten Stunden erleben wirst.«
Zurück in der Villa führte Daniel mich in ein Gebäude am Rande des Komplexes. »Du wirst es mir vielleicht nicht glauben«, sagte er und hielt mich dabei an beiden Händen, »aber ich habe diesen Raum vorher noch nie benutzt. Es ist ein Tempel und mit dir möchte ich das Ritual erleben.«
»Welches Ritual?« Meine Frage kam fast gepresst, denn ich war vor Aufregung ein wenig außer Atem.
»Hast du schon einmal etwas vom Tantra gehört?«
»Nicht viel«, sagte ich leise. »Es hat etwas mit Sex zu tun, oder?«
»Es hat mit Liebe zu tun und es kommt aus Indien und nicht aus Bali, trotzdem ist heute der richtige Tag und dieses hier ist der richtige Ort.«
Er sagte es bestimmt, keinen Widerspruch duldend und schlug an einen kleinen Gong, der auf einem Tischchen stand, dem einzigen Möbelstück im Raum, der ansonsten bis auf eine große Matte, einige Kissen und zahlreiche Vasen voller Blumen und Gefäße voller glimmender Räucherstäbchen leer war, sah man von den farbenprächtigen Seidentüchern ab, mit denen die Wände geschmückt waren. Eines dieser Tücher schwang zur Seite und durch eine bisher verborgene Tür betraten zwei Frauen den Raum. Sie trugen bodenlange indische Saris in leuchtendem Türkis, stellten sich vor uns auf, falteten die Hände zum Gruß vor der Brust und verneigten sich. Ihr Alter konnte ich nicht schätzen, aber jünger als sechzig war sicher keine der beiden, trotzdem strahlten sie eine Schönheit aus, als leuchteten sie auf besondere Weise von innen heraus. Die größere der Frauen nahm mich bei der Hand und führte mich in einen Nebenraum, in dem sich neben einer flachen Liege eine Dusche befand. Mit einer fließenden Handbewegung bedeutete sie mir, mich der Kleider zu entledigen. Seltsamerweise empfand ich keinerlei Scham, dass sie mir dabei zusah und mich anschließend unter die Dusche führte. Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, führte sie mich zu der Liege und rieb mich mit einer angenehm, weder zu süß noch zu herb duftenden Lotion ein. Sie sparte keinen Zentimeter meines Körpers aus, und als sie über meine Muschi fuhr, glaubte ich ein anerkennendes Lächeln auf ihren Lippen zu sehen. Ich vermutete, dass es der Tatsache galt, dass ich hier vollständig enthaart war. Nachdem sie mich von Kopf bis Fuß mit kreisenden Bewegungen massiert hatte, wickelte sie kunstvoll ein Tuch um mich, wobei meine Brüste unbedeckt blieben. Schweigend standen wir einander gegenüber, bis ein Gong ertönte. Zum ersten Mal sprach die Frau und sagte mit hoher Stimme in gut verständlichem Englisch. »Mein Name ist Rani und ich bin deine
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