Five Stars 02 - Wildes Verlangen

Ärzte in Singapur natürlich sofort feststellen würden, dass mit Jonas alles in Ordnung war, wischte er mit einer lässigen Handbewegung vom Tisch. »Ja und? Dann habe ich mich eben geirrt. Das kann doch einem alten Zausel wie mir schon mal passieren.«
    Schwieriger erwies es sich, Jonas selbst zum Mitspielen zu bewegen. Erst als ihm klar wurde, welch übles Spiel Steve und vor allem Katja mit ihm planten, willigte er ein. Charly hatte inzwischen Laura davon überzeugt, dass, so paradox es auch klang, ihre einzige Chance aufs Weiterkommen darin bestand, die Show gemeinsam mit Jonas zu verlassen. Mein Job war es, Steve davon zu überzeugen, den Abgang der beiden zum Mittelpunkt der heutigen Livesendung zu machen. Er klopfte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte herum.
    »Okay, okay«, sagte er und ich spürte, dass er nach einer Lösung suchte, aber keine Ahnung hatte, worin sie bestehen konnte. »Jonas ist ohnehin verzichtbar. Ändern wir einfach heute Abend das Voting und lassen nur über die Mädchen abstimmen. Kristin und Sven können das den Zuschauern schon richtig rüberbringen.«
    Sven Ridder und Kristin Kutsche, die beiden Moderatoren, hätten sicher kein Problem damit, mein Plan, der eigentlich Charlys war, sah aber anders aus. Ich musste allerdings vorsichtig vorgehen, Steve durfte nicht den Eindruck gewinnen, ich hätte mir das schon vorher zurechtgelegt.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und machte eine Pause, als würde ich angestrengt nachdenken. »Wir könnten den Unfall von Jonas doch auch benutzen.«
    Die Fragezeichen in Steves Gesicht amüsierten mich fast.
    »Nur mal angenommen, wir stellen die Sache heute Abend in den Mittelpunkt. Interview mit Jonas, der unter Tränen erzählt, was passiert ist. Anschließend heult eine der Mädchen in die Kamera, dass sie sich in ihn verliebt hat, und ohne ihn auch nicht bleiben möchte, sondern ihn nach Singapur begleiten wird. Das wäre doch ein Quotenbringer, was meinst du?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Steve, aber ich merkte, dass er begann, sich ernsthaft mit meiner Idee auseinanderzusetzen. Das Reizwort Quote brachte jeden TV-Produzenten zum Nachdenken. Es war Zeit zum finalen Schlag auszuholen.
    »Ich habe nachgedacht, Steve. Ich glaube, Katja hat recht. Laura ist eine echte Quotenkillerin. Vielleicht kann ich sie ja überreden, bei dem Theater mitzumachen. Dann machen wir heute Abend so eine richtige Tränensendung. Laura und Jonas verschwinden Richtung Singapur und damit wir unserem Grundsatz treu bleiben, dass die Zuschauer entscheiden, was im Flirthotel passiert, lassen wir sie darüber abstimmen, ob die beiden draußen sind, oder weiter dabei bleiben. Im Zweifel müssen wir halt ein Team in Singapur engagieren, wenn’s Quote bringt, soll es uns doch recht sein, oder?«
    »Und du meinst, Laura macht da mit?«
    Fast hätte ich zu schnell ja gesagt, konnte mich aber gerade noch zusammenreißen.
    »Keine Ahnung, aber ich kann es mal versuchen. Ich glaube, sie weiß selbst, dass sie die Nächste ist, die fliegt. Und so hätte sie einen Abgang mit Applaus.«
    Steve wedelte mit beiden Händen wild in der Luft herum. »Okay, okay, rede mit ihr. Aber nur Tränendrüse dürfen wir heute Abend auch nicht liefern. Sex und Gefühle, Violetta, das ist, was wir brauchen. Hoffentlich ist endlich mal was passiert in den Schlafzimmern. Katja hat da gestern so etwas angedeutet … .«
     
    Zwei Stunden später saß das MAZ-Team im Schneideraum. Steve unterrichtete gleich zu Anfang Amy und Katja, dass Jonas mit Verdacht auf Gehirnerschütterung nach Singapur geflogen und Laura ihn begleiten würde, über ihr Verbleiben in der Sendung sollten die Zuschauer entscheiden. Katja hob kurz die Augenbrauen und deutete mit dem Kopf in meine Richtung. »Ist das auf Violettas Mist gewachsen? Respekt, das hätte ich ihr gar nicht zugetraut, wirklich eine elegante Methode, die beiden aus der Show zu kicken.«
    Mir blieb nur kurz Zeit, mich über Katjas Reaktion zu wundern, denn kaum hatte sie ihren Satz beendet, nickte sie Amy zu, die eine Aufzeichnung abfuhr. Gestochen scharf sahen wir Marvin mit der schönen Nadine im Bett. Sie trug nichts als halterlose Strümpfe. Er hatte seinen Kopf zwischen ihren Schenkeln vergraben und was er dort tat, entlockte ihr lustvolle, kurze Schreie.
    »Moment!« Ich hob die Hand und Amy stoppte das Video. »Das ist eindeutig gegen die Absprachen. Wir haben den Kandidaten zugesichert, dass wir immer nur das untere Drittel des Bettes im Visier