Five Stars 02 - Wildes Verlangen
davon haben bestimmt auch Häuser in Neuseeland, die rufe ich jetzt an.«
»Violetta«, sagte Charly sanft aber deutlich mahnend. »Das kannst du später tun, jetzt müssen wir Laura und Jonas instruieren und unser Moderatorenpärchen dazu bringen, so richtig auf die Tränendrüse zu drücken. Wir wollen Katja doch nicht den Triumph lassen … .«
»Du hast es schon gehört, oder?«
»Dass wir seit heute bei einer Pornoproduktion arbeiten?« Charly lachte schallend. »Natürlich, die ganze Mannschaft spricht über nichts anders mehr und alle gieren danach, die Filme zu sehen.«
Sie nahm mir das Notebook vom Schoß und klappte es zusammen. »Umso mehr müssen wir uns ins Zeug legen. Sex oder Liebe, das ist hier die Frage.«
Seufzend hob ich meine Beine über die Bettkante. »Und die Antwort steht in den Sternen.«
Elf
»Mein Gott, bin ich fertig!«
Mit einem müden Stöhnen ließ ich mich in den Sessel fallen und schleuderte die Flipflops in die Ecke. Die vergangenen drei Tage waren die härtesten, die ich in meinem Berufsleben bisher hinter mich gebracht hatte. Wir hatten es tatsächlich geschafft, Laura und Jonas nach Singapur fliegen zu lassen. Sven und Kristin, unser Moderatorenpärchen, hatte sich in der Livesendung selbst übertroffen. Jonas kam als das bedauernswerte Opfer eines Unfalls über die Bildschirme, der in der Badewanne ausgerutscht war. Um die Szene noch dramatischer wirken zu lassen, hatte der Doktor ihm einen Verband um den Kopf gewickelt, wofür ich Gerhard ein Rendezvous schuldete. Blass geschminkt sah Jonas tatsächlich todkrank aus. Im Vergleich zu Laura hatte er die leichtere Aufgabe, aber sie machte ihre Sache perfekt. Unter Tränen gestand sie ihre Liebe zu dem armen Verletzten. Unmöglich könnte sie weiter auf Bali bleiben, während er in Singapur um sein Leben kämpfte. Das war zwar reichlich dick aufgetragen, verfehlte aber seine Wirkung nicht. Achtundsiebzig Prozent der Zuschauer sprachen sich dafür aus, dass die beiden in der Show blieben. Katja kochte vor Wut, hatte aber danach ihren eigenen Triumph. Amy hatte ganze Arbeit geleistet und das Filmchen von Nadine und Marvin so geschickt geschnitten und die vorstehenden Problemzonen kaschiert, dass zwar nichts wirklich zu sehen war, aber doch kaum etwas verborgen wurde. Der Ton ging ohnehin nahezu vollständig über den Sender, nur zwei Mal musste das böse F-Wort durch einen Piepton ersetzt werden. Die Reaktion in Deutschland war unglaublich. In der Presse tobte eine Auseinandersetzung, wie sie eine harmlose Show wie unsere noch nie ausgelöst hatte. Die einen sahen in der Ausstrahlung den Untergang des Abendlandes, die anderen freuten sich über einen entspannten Umgang mit Liebe und Sexualität. Sogar Onlinepetitionen wurden gestartet - vermutlich hatte Katja da ihre Hände im Spiel. Während die einen forderten, das »Flirthotel« sofort abzusetzen, sprachen sich die anderen für einen Sendetermin zur besten Zeit aus. Wer glaubte, Katja wäre damit am Ziel, hatte die Rechnung ohne sie gemacht. Ich war von Anfang an sicher gewesen, dass sie Kim, ihr Abziehbild, zum Sieg bringen wollte und nicht die schöne, aber durchaus sympathische Nadine. Ich sollte recht behalten, denn schon für die nächste Sendung präsentierte sie uns eine Aufzeichnung, in der Nadine eng umschlungen mit dem einfältigen Kevin am Strand entlangspazierte. Der Junge konnte sein Glück kaum fassen, so wie er seine Begleiterin anhimmelte. Ich hatte keine Ahnung, wie sie das gedreht hatte, auf jeden Fall war Nadine sofort beim Publikum unten durch und Kim kümmerte sich um den verlassenen Marvin und tröstete ihn.
Die Ärzte in Singapur stellten schnell fest, dass Jonas kerngesund war, die Herzen der Zuschauer flogen ihm aber nach wie vor zu. Morgen würden er und Laura wieder zu uns stoßen und damit kam es zum echten Showdown, denn jetzt waren nur noch vier Kandidaten im Rennen. Der Macho Marvin und die eiskalte Kim auf der einen Seite und Laura und Jonas auf der anderen. Sex gegen Gefühle. Porno gegen Liebesschnulze - Ausgang offen. Ehrlich gesagt war es mir inzwischen egal, welche Kandidaten am Ende die Nase vorne haben würden. Noch drei Tage, dann brachen wir hier die Zelte ab. Wenn nur dieses Mistwetter nicht wäre. Die Regenzeit hatte Bali voll im Griff, es schüttete jeden Tag wie aus Eimern und die Stimmung im Team war auf dem Nullpunkt. Die Kameramänner moserten über die schlechten Lichtverhältnisse und den Leuten vom Ton verhagelte das
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