Five Stars 02 - Wildes Verlangen
an und der Glanz verschwand auch nicht aus ihren Augen, als Laura erzählte, wie sie sich in Singapur ineinander verliebt hatten. »Vor der letzten Show habe ich Jonas gesagt, dass er Kim verführen soll, ich würde gleichzeitig versuchen, Marvin irgendwie bloßzustellen. Damit stünden die Chancen, dass einer von uns gewinnt, gar nicht schlecht, dachte ich.«
»Und ein Sieg hätte uns gereicht«, setzte Jonas hinzu und die Liebe zauberte einen fast überirdischen Glanz auf sein Gesicht. »Wir haben schon vor Tagen beschlossen, sollten wir gewinnen, auf eine Weltreise zu gehen und auszuprobieren, ob wir auch im normalen Leben ohne Kameras zueinander passen.«
Ich schaute Laura in die Augen. »Du hättest also in kauf genommen, dass Jonas mit Kim schläft?«
»Ja, es wäre ja sozusagen passiert, bevor wir ein richtiges Paar sind.«
Jonas wurde über beide Ohren rot und ich musste lächeln. Sie hatten also noch nicht miteinander geschlafen, kein Wunder, wo sie auf Schritt und Tritt von Kameras beobachtet wurden. Da käme es also heute Nacht noch zu einer Premiere. Jonas hatte sich wieder gefangen und nahm Lauras Hand.
»Ich hatte nie vor, mit Kim wirklich ins Bett zu gehen. Die Idee, alles nur vorzuspielen, kam mir ganz spontan.« Er schaute mich aus großen Augen an. Da war noch etwas, das er sagen wollte, aber er kämpfte mit sich. Fünf Sekunden später fand er den Mut. »Ich möchte sie etwas bitten, Violetta.« Er machte eine Pause, bis ich ihm auffordernd zunickte. »Wenn sich herausstellen sollte, dass Laura und ich zusammenpassen und wenn wir irgendwann heiraten, würden Sie dann Trauzeugin sein?«
Laura zuckte kurz zusammen, ihre Augen aber glänzten vor Liebe.
»Gerne«, sagte ich. »Sehr gerne sogar.«
Ich schlenderte noch eine halbe Stunde von einem zum anderen, um mich zu verabschieden. Wohin ich noch heute Nacht aufbrechen würde, erzählte ich nur Steve. Er verdiente mein Vertrauen und vielleicht sahen wir uns ja bald schon wieder. Das Finale des »Flirthotels« war fulminant gewesen und wir waren uns alle einig, dass Silberberg gar nicht anders konnte, als eine zweite Staffel an den Start zu bringen.
Meine Habseligkeiten hatte ich schnell eingepackt, als letztes tippte ich den Code in den Zimmersafe und holte Daniels Brief heraus, der fleckig war von den vielen Tränen, die ich über ihm vergossen hatte. Ich strich ihn glatt und steckte ihn in meine Computertasche. Ich sah mich um, um zu kontrollieren, ob ich nichts vergessen hatte, als es an der Tür klopfte. Charly schlüpfte herein, das Gesicht vom Alkohol und der Freude über die gelungene Show leicht gerötet.
»Bereit zum Aufbruch?«
Als ich nur stumm nickte, kam sie zu mir und nahm mich in den Arm.
»Pass auf dich auf, Violetta. Was auch immer zwischen dir und Daniel ist oder sein wird, du darfst dich nicht völlig verlieren.«
Ich schluckte und kämpfte gegen die Tränen an. Charly war in den letzten Wochen zu meiner großen Stütze geworden, einer echten Freundin, ohne die ich weder die Produktion noch Daniels Verschwinden überstanden hätte.
»Versprochen«, sagte ich und jetzt war es Charly, die mit der Rührung kämpfte.
»Wir sind ein gutes Team«, setzte ich hinzu und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange.
Fünfzehn
»Oh dear«, stöhnte der Taxifahrer, als ich ihm das Central Hospital als Fahrtziel nannte. »Ausgerechnet in der Rush Hour mitten durch die City.«
Ich lehnte mich im Sitz zurück und rieb mir die Augen. Trotz des bequemen Businessclasssitzes, der sich auf Knopfdruck in ein Bett verwandelte, hatte ich während des Fluges kaum geschlafen, zu sehr rasten die Gedanken durch meinen Kopf. Als das Flugzeug abgehoben hatte und Bali langsam unter der Tragfläche verschwunden war, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Mein Sitznachbar, ein freundlicher Inder mit einem schneeweißen Turban auf dem Kopf, sah mich besorgt an, ich winkte aber beruhigend ab und drehte mich zur Seite. Der erste Punkt auf meiner Löffelliste war also erledigt. Aber hatte meine Reise auf diese ferne Insel gebracht, was ich mir davon versprochen hatte? Die Tage mit Daniel schienen so unendlich weit entfernt. Wie glücklich war ich in Ubud gewesen. Die Landschaft aus Reisterrassen und wilden Schluchten, die darin eingestreuten Tempel und Heiligtümer kamen mir bekannt vor, obwohl sie exotisch und fremd waren, fast so, als käme ich nach einer langen Reise endlich nach Hause. Am meisten trug dazu sicher Daniel bei,
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