Five Stars 02 - Wildes Verlangen
schon nach kurzer Zeit stellte sich wie bei jedem unserer Treffen das Gefühl absoluter Vertrautheit ein. Das Tempelfest, die geheimnisvollen Zeremonien, das Tantraritual … . Ich spürte ein Ziehen zwischen den Schenkeln und das Verlangen sprang mich völlig unvermittelt an. Die sanften Berührungen und der Sex fast ohne Bewegung hatten die größte Lust entfacht und die tiefste Befriedigung beschert, die ich mir vorstellen konnte. Hatte Daniel das alles geplant, um seinen Abschied vorzubereiten? Ganz sicher wusste er damals schon, dass er mich am nächsten Morgen verlassen würde. Sollte dieses Ritual mir die Möglichkeiten zeigen, die das Leben für mich bereithielte und mich ermahnen, neugierig zu bleiben? Möglicherweise, wenn er mir aber damit den Abschied erleichtern wollte, war das gründlich daneben gegangen. Ich sehnte mich nach ihm, nach seiner Stimme, die Saiten in mir zum Klingen brachte, die ohne ihn verstummen würden. Ich verzehrte mich nach seinen Berührungen, die meinen Körper brennen ließen. Ich brauchte Daniel wie die Luft zum Atmen. Nachdem ich die Tränen getrocknet hatte, nahm ich seinen Abschiedsbrief aus der Tasche und las ihn zum xten Mal. Jetzt, wo ich wusste, dass Daniel in Krankenhaus lag, bekamen manche Sätze endlich einen Sinn. Er meinte also eine Krankheit, wenn er schrieb, dass sein Leben den Zenit überschritten hätte und im Sinkflug wäre und diese Erkrankung musste lebensbedrohlich sein. Angst schnürte mir die Kehle zu und ich bekam kaum noch Luft. Zum Glück kam in diesem Moment eine Stewardess und servierte Getränke. Ich verzichtete auf Alkohol und bat um einen Orangensaft, den ich in einem Zug herunterstürzte.
»Na, das ging schneller als gedacht!«
Der Taxifahrer drehte sich mit einem jungenhaften Lächeln auf den Lippen zu mir um. Ich blickte aus dem Fenster. Wir standen vor einem überdachten Eingang, der eher nach Hotelportal denn Krankenhaus aussah. Ich bezahlte den Fahrer, wobei ich Mühe hatte, die mir unbekannten Geldscheine auseinanderzuhalten. Das Trinkgeld schien für neuseeländische Verhältnisse üppig zu sein, denn er sprang aus dem Auto und riss mit ausholender Geste die Tür auf.
Schnellen Schrittes ging ich zur Anmeldung. Eine ältliche, freundlich lächelnde Krankenschwester, deren Vater oder Mutter Maori-Ureinwohnerin gewesen sein musste, griff zum Telefonapparat und rief auf der Station an. »Doktor Mattis erwartet Sie«, sagte sie und bot mir an, den Koffer zu deponieren. Im Fahrstuhl hatte ich Mühe, die Fassung zu behalten. Ich lehnte mich an die Wand und atmete mehrmals tief durch. Die Luft roch süßlich nach dem Parfüm einer Frau, die ihn vor nicht allzu langer Zeit benutzt haben musste. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich endlich im zwölften Stockwerk ankam. Oskar Mattis kam mir auf dem Stationsflur entgegen.
»Misses Stein?« fragte er und ergriff meinen Arm, um mich in Richtung einer Nische mit einer Ledersitzgruppe zu führen.
»Bitte, Doktor Mattis, ich möchte Daniel so schnell wie möglich sehen.«
»Sie können ihn gleich besuchen, aber vorher muss ich Ihnen ein paar Dinge erklären.«
Er schaute mich mit einem Blick an, der unmissverständlich erkennen ließ, dass Widerspruch zwecklos war. Wir setzten uns und der Doktor bat eine vorbeigehende Schwester, uns zwei Kaffee zu bringen. Danach lehnte er sich entspannt zurück und schlug die Beine übereinander, als handelte es sich um eine harmlose Plauderei.
»Ich habe Daniel natürlich gefragt, ob ich Ihnen über seinen Zustand Auskunft erteilen darf. Zunächst lehnte er es strikt ab, nach einem langen Telefonat mit einem gewissen Mister Valerius, der Sie zu kennen scheint, Misses Stein, erteilte er mir die Genehmigung.«
Die Schwester brachte den Kaffee, den sie umständlich auf dem leicht zerschrammten Holztisch abstellte. Mattis fragte mich nach Milch und Zucker, was ich unwirsch beantwortete, er sollte endlich zur Sache kommen.
»Sie wissen, dass Daniel einen schweren Unfall hatte, den er beinahe nicht überlebt hätte?«
»Der Flugzeugabsturz«, antwortete ich und Mattis nickte, während er schlürfend einen Schluck Kaffee nahm. »Ahh, das tut gut. Es ist mein erster Kaffee seit Stunden, müssen sie wissen und normalerweise komme ich ohne diesen Treibstoff nicht über den Tag.«
Sein Lachen erinnerte an Daniel, während sein Äußeres kaum verriet, dass sie ein Elternteil teilten. Er wirkte eher stämmig, allerdings deuteten seine Oberarmmuskeln, die sich
Weitere Kostenlose Bücher