Five Stars 02 - Wildes Verlangen
zumindest dein Bruder. Wenn du willst, kannst du bald das Krankenhaus verlassen.«
Sein Blick verdunkelte sich erneut. »Für ein paar Stunden, maximal für zwei Tage. Dann muss ich wieder an die Dialyse und danach bin ich zwölf Stunden fix und fertig. Glaube mir, Violetta, das ist kein Leben. Du kannst nicht wollen, dass ich in den nächsten sagen wir fünfzig Jahren so dahinvegetiere.«
Mir war klar, was Daniel meinte. Wenn ihm Oskar nicht garantieren konnte, ihm in einer akzeptablen Zeitspanne - und das war sicherlich kürzer als ein Jahr - eine neue Niere zu besorgen, würde er seinem Leben ein Ende setzen. Zeit war der wichtigste Faktor, ich brauchte einen Plan, wie ich welche gewinnen konnte.
»Ich möchte, dass du ein wunderbares Leben hast - und zwar an meiner Seite«, sagte ich. Daniel holte Luft, aber ich hob die Hand und bat ihn, mich weiterreden zu lassen. »Du musst aber auch mich verstehen. Vor ein paar Monaten bist du in mein Leben gestürzt wie eine Bombe und hast alles in Schutt und Asche gelegt. Es ist deine verdammte Pflicht, mir beim Wiederaufbau zu helfen, ich habe bis jetzt nämlich keine Ahnung, wie es mit mir weitergehen soll.«
Daniel legte die Stirn in Falten und schien ernsthaft nachzudenken. Ehe er zu einem falschen Ergebnis kam, legte ich nach. »Gib mir ein halbes Jahr, in dem wir so viel Zeit miteinander verbringen, wie eben möglich ist. Das dürfte so gerade reichen, um mein aus den Fugen geratenes Leben halbwegs zu ordnen.«
»So durcheinander scheinst du mir gar nicht zu sein«, entgegnete Daniel und zum ersten Mal blitzte ein schalkhaftes Lächeln auf. »Wie ich hörte, war die Sendung, zu der du nicht unerheblich beigetragen hast, ein großer Erfolg. Weitere Aufträge werden nicht auf sich warten lassen, die Geschäfte laufen also prächtig.«
»Geschäfte, Geschäfte«, sagte ich abwertend. »Ich rede hier von großen Gefühlen, von Freundschaft und Liebe, und du quatscht über Geschäfte.«
Daniel schaute wieder ernst. »Gut. Aber nicht mehr als zwei Monate.«
»Vier«, rief ich und hielt ihm lachend die Hand hin, als wären wir auf einem Basar und er sollte einschlagen. Stattdessen schüttelte er den Kopf. »Zwei Monate und keinen Tag länger. Danach werde ich ein Gespräch mit Oskar führen und eine Entscheidung treffen.«
Ich spürte, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu handeln. Daniel hatte sich diese Frist vermutlich längst selbst gestellt, ich würde ihn nicht davon abbringen. Außerdem waren zwei Monate mehr, als ich erhofft hatte, denn wenn ich ehrlich war, trieb mich während der letzten Minuten vor allem die Angst an, ihn nicht wiederzusehen.
»Deal«, rief ich fröhlicher, als mir zumute war und kuschelte mich gleichzeitig an Daniel an. Jetzt, wo das geklärt war, wollte ich wenigstens seinen Körper spüren. Er aber versteifte sich und schob mich sanft von sich.
»Gut, das ist geklärt. Aber jetzt muss ich dich bitten, zu gehen.«
Ich schaute ihn flehend an, aber sein Blick war entschlossen. »Ich bin müde, Violetta. Die nächsten Tage werden anstrengend, morgen werde ich operiert.«
Ich hielt die Luft an und Daniel sah die Furcht, die mich ergriff.
»Keine Angst, nichts Schlimmes. Ich bekomme nur einen ständigen Zugang für die Schläuche, durch die mein Blut zur Maschine fließt. In drei Tagen kann ich das Krankenhaus verlassen.«
»Okay.« Ich versuchte, meine Stimme fröhlich klingen zu lassen, merkte aber, wie aufgesetzt es wirkte, und sprach in normalem Tonfall weiter. »Ich suche mir ein Hotel in der Nähe, dann kann ich … .«
Daniel unterbrach mich. »Das ist keine gute Idee, ich werde kein besonders guter Unterhalter sein. Ich habe mit Fred Valerius telefoniert, ein sehr sympathischer Mensch übrigens, er lädt dich in sein Haus in Russell ein. Er hat es mir beschrieben, es liegt wunderbar.«
Ich wollte vehement widersprechen, aber Daniel schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Limousinenservice beauftragt, der Fahrer wartet sicher schon unten am Empfang.«
Da war es wieder, Daniels herrisches Verhalten, über mein Leben zu bestimmen. Das sollte man mal mit dir machen, wollte ich einwenden, merkte aber gerade noch rechtzeitig, wie unglücklich dieser Satz in der jetzigen Situation gewesen wäre. Also nickte ich nur stumm und nahm Daniel in den Arm. »Kommst du nach, Liebster?«
»Ja. Wir sehen uns in Russell.«
Siebzehn
»Immobilienmakler nennen das einen Million-Dollar-View.« Fred Valerius lachte und reichte mir ein Glas
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