Fix und forty: Roman (German Edition)
flirten und ihn erst im allerletzten Moment durch den jugendfreien Text ersetzen:
Oh Mistress Bliss
went out to pi…
[pick]
some pretty flowers.
And in the grass
she wet her a…
[ankle]
way up high!
And in the cart
she let a far…
[farmer]
pass her by,
and in the coop
she let a poo…
[poor]
old chicken die!
Am Ende schafft meine Mutter es doch immer wieder, mich sprachlos zu machen.
Als Nächstes bemerkte sie übergangslos, dass es mir sicherlich nichts ausmachen würde, noch zwei Laibe Cranberry-Nuss-Brot zu backen, wo ich doch sowieso schon die Schürze umhatte. Ich erkundigte mich, ob der Laib, den ich gestern gebacken hatte, schon aufgegessen worden sei. Sie nickte. »Deinem Vater hat er so gut geschmeckt.«
Am Vorabend hatte mein Vater darauf bestanden, mein Cranberry-Brot wie einen Pudding zu essen. Er hatte das Brot in Bröckchen zerteilt, in eine Schale gegeben und in Büchsenmilch ertränkt. Jetzt kam er in die Küche geschlendert. »Machst du noch mehr von dem köstlichen Pudding? Hat toll geschmeckt«, sagte er.
»Eigentlich war es Cranberry- Brot , kein Pudding, Dad.«
Mit seiner tiefen Priesterstimme hielt er dagegen. »Ich finde, dass es mehr von einem Pudding hatte«, erklärte er mit unterschwelliger Autorität. »Was für eine Suppe bringen wir zu Aaron und Deena mit?«
»Kürbis-Curry. Caleb und Staci sagten …«
»Staci hat ungefähr fünfundsiebzig Pfund abgenommen«, stellte mein Vater anerkennend fest. »Das Mädel hat einen ungeheuren Willen. Sie hat ein paar Kurse im Seminar besucht. Straffen und Dehnen.«
»Und ihr Haar trägt sie jetzt auch sehr elegant«, sagte meine Mutter. Nachdem sie das Huhn in den Ofen geschoben hatte, hatte sie sich mit der Rätselseite der Zeitung an den Küchentisch gesetzt. »Welcher Begriff verbirgt sich hinter den folgenden zehn Buchstaben: N-C-T-I-I-N-H-S-L-E.«
»Schön für Staci«, sagte ich. »Sie muss sich toll fühlen.«
»Ihre kleine Joon. Die ist ein richtiges Energiebündel.«
»Turnt sie immer noch so gern?«
»Sie kann auf einem Bein hüpfen. Ein sehr sportliches kleines Mädchen«, sagte er. »Und schlau ist sie. Sie liebt es, wenn man ihr vorliest.«
Später am Abend parkten wir vor dem Haus meines Bruders, das mit einem Orkan von blinkenden Lichtern und einer Krippe auf dem Rasen wahren weihnachtlichen Enthusiasmus zur Schau stellte. Wer würde sich nicht am Anblick eines Jesuskinds erfreuen, dessen Krippe mit drahtverstärkten Schleifen, Seidenröschen und Schleierkraut geschmückt war? Selbst die Ochsenfigur trug ein wunderschönes Blumenarrangement. Wenn ich ein Plastikochse wäre, würde ich mir auch eine Ansteckblume wünschen, um den Messias zu preisen.
Eigentlich habe ich nichts gegen Krippen. Meine Mutter hat eine sehr alte, sehr schöne Papierkrippe, die ihre Eltern kurz nach der Flucht aus dem Alten Land geschenkt bekamen, das sie in den Krisenjahren nach der russischen Revolution verlassen mussten. Meine Großeltern hatten, wie so viele Emigranten, schlimme Zeiten durchlebt. Sie wären fast verhungert; sie hatten alles verloren; ihre ersten Kinder waren gestorben. Als sie endlich die Erlaubnis bekamen, den Zug in Dolinsk zu besteigen, führten meine Großeltern nur sehr wenig mit sich: zwei Babys mit Masern, ihre kostbare Bibel und eine winzige Rosenbrosche, die ein Erbstück war. In England mussten sie eine Ewigkeit warten, bis ihre Kinder die Gesundheitskontrolle bestanden; wegen der Mangelernährung litten die Kleinen unter so schwerer Rachitis, dass Netha in den ersten vier Lebensjahren nicht das Köpfchen heben konnte. Meine Großeltern befürchteten, Nethas leblosen Körper irgendwann auf der Reise über Bord werfen zu müssen; doch wie die ganze Familie hatte Netha einen starken Willen und überlebte, zierlich, aber zäh. Meine Großeltern bekamen die Krippe im Jahr 1925 von meiner Großtante Helena Boldt überreicht, die fünf Jahre früher nach Saskatoon ausgewandert war. Es war ihr erstes Geschenk in Kanada.
Als Kind hatte ich die Krippe jedes Weihnachten andächtig bewundert. Bis heute liebe ich ihre filigranen Muster, die herrlichen Farben, die marokkanischen Fürsten, die mit ihren Urnen und juwelenbesetzten Truhen im Sand knien. Über dem Heuboden aus Pappe schweben zwei pummelige Engel mit lockigem Haar und halten ein Banner, auf dem in alter deutscher Schrift steht: EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE. Im Stall sitzt eine Maria mit Heiligenschein, auf ihrem Schoß die
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