Fix und forty: Roman (German Edition)
war federführend beim Aussortieren unseres Besitzes, doch ich folgte ihm willig. Haben Sie heimlich seit 1989 denselben BH getragen? Ade, alter Freund! Hängen Sie aus irgendeinem sentimentalen Grund an Ihrem alten Hochzeitskleid? Leinen los! Nicks Begeisterung für die Hysterektomie machte mich fast ein bisschen nervös. Also versuchte ich weiter, in mich hineinzuhorchen, auf der Suche nach einem Quäntchen Melancholie. In der Fachliteratur, die ich zum Thema las, hieß es, ich müsste sehr, sehr traurig sein.
Doch der Gebärmutter-Blues setzte auch in den Wochen vor der Operation nicht ein. Ich verharrte in einem Stadium verdächtig guter Laune, genau wie meine Mutter, die Ähnliches durchgemacht hatte. Ich rief sie an.
»Hallo, Mama«, sagte ich. »Wie war es für dich, als dir in meinem Alter die Gebärmutter entfernt wurde?«
»Wunderbar«, sagte sie. »Warum?«
»Hat es dich nicht traurig gemacht?«
»Im Gegenteil! Ich durfte mir den Tag freinehmen.«
»Aber hast du nicht das Ende deiner Jugend betrauert?«, hakte ich nach.
Sie lachte. »Nein, ich habe mich gefreut, dass ich nie wieder meine Tage haben würde. Stell dir vor, manchmal musste ich stündlich die Binde wechseln! Mein Monatsfluss war so zäh …«
»Schon gut!«, unterbrach ich sie. Meine Mutter war Krankenschwester und hatte eine Schwäche für Schleimpfropfen, benutzte Binden, vereiterte Verbände und kollabierte Venen. Hätte ich sie nicht sofort unterbrochen, wäre sie in null Komma nichts beim Thema Pilzinfektionen gelandet, und dann wäre alles zu spät gewesen.
Nachdem ich mit meiner Mutter gesprochen hatte, gab mir eine gute Freundin den sanften Rat, mich auf den nachträglichen Schock gefasst zu machen, der einsetzen würde, wenn meine Gebärmutter draußen war. Sie war vierundfünfzig und sagte, sie mache sich Sorgen, wie leichtfertig ich mit einer so wichtigen Veränderung in meinem Leben umgehe. Ich dankte ihr. Oh, tief in meinem Herzen hatte ich gewusst, dass die Frohnatur meiner Mutter nicht der Norm entsprach! Also war ich brav und wurde nervös. Ich rief in der Praxis an.
»Gibt es bei einer Salpingo-Oophorektomie irgendwelche seltsamen Nebenwirkungen?«, fragte ich. »Ausschlag zum Beispiel?«
»Kein Ausschlag«, antwortete die Arzthelferin. »Aber es dauert ein paar Wochen, bis alles verheilt ist. Zwei Monate keinen Sex.«
»Wird es meine Libido vermindern?«
»Nein.«
»Werde ich dick davon?«
»Nicht wenn Sie weiterhin ganz normal auf sich achten.«
»Warum brauche ich dann eine Selbsthilfegruppe?«, fragte ich.
»Vielen Frauen hilft es, wenn sie während dieser Übergangsphase eine Gemeinschaft haben, die sie unterstützt«, sagte sie ernst. »Viele Frauen haben Schwierigkeiten, sich an den Umstand zu gewöhnen, dass ihre fruchtbaren Jahre vorbei sind.«
Ich beschloss, einen Kompromiss zu finden zwischen der angenehmen Indifferenz, die ich tatsächlich spürte, und dem sensiblen Verlustgefühl, das ich mit einem neu angelegten Tagebuch und mehreren Kannen Holunderblütentee zu mobilisieren versuchte. Und weil ich so sensibel Tagebuch schrieb und wirklich versuchte, meinen Gefühlen nachzuspüren und sie anzunehmen, erlaubte ich mir, die Selbsthilfegruppe zu schwänzen. Ich hatte ohnehin nie besonders an meiner Gebärmutter gehangen, da ich mich gegen das Kinderkriegen entschieden hatte. Also, pfui, Selbsthilfegruppe. Ich meine natürlich, möge Gott diese hilfsbereiten Frauen mit reichlich schwesterlichem Segen belohnen!
Doch Gott wusste, dass ich das Tagebuchschreiben nicht ernst genug nahm, und bestrafte mich am Ende für meine kaltherzige Gleichgültigkeit. (Habe ich schon erwähnt, dass der Gott der Mennoniten ein Mann ist? Hätte irgendwer daran gezweifelt?) Dr. Mayler, in den meisten Fällen ein kompetenter Chirurg, punktierte während der Operation zwei meiner Organe. Er merkte es gar nicht. Hoppla. Als ich wieder zu mir kam, pieselte ich wie ein aufgeregter Welpe.
Und so wurde ich, die ich stets vor Gesundheit gestrotzt hatte, nach zwei Wochen meinem Ehemann in einem Rollstuhl zurückgegeben, abgemagert und einen Urinbeutel umklammernd, der durch einen langen durchsichtigen Plastikschlauch mit meinem Körper verbunden war. In den ersten Tagen war ich zu krank, um mich daran zu stören, aber dann setzte sich das Erbe meiner Mutter durch. Langsam wurde mir die Sachlage bewusst: Urinbeutel. Schlauch. Ich beobachtete die Bläschen, die durch den Schlauch wanderten, und dachte: Ich piesele. Jetzt
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