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Fix und forty: Roman (German Edition)

Fix und forty: Roman (German Edition)

Titel: Fix und forty: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhoda Janzen
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verursachte, wenn sie dran war.
    Während wir darauf warteten, dass Mom ein Wort legte, erzählte uns Hannah von Allies Schuldirektorin April Silty, die eine Konferenz zum Thema »Böse Mädchen« besucht hatte.
    »Böse Mädchen?«, unterbrach ich sie. »Das Thema der Konferenz war ›Böse Mädchen‹?«
    »Oh ja, aber es kommt noch besser«, sagte Hannah.
    Bei der Konferenz ging es um präpubertäre Cliquenbildung, und anscheinend war die Konferenz sehr inspirierend, denn als April Silty zurückkam, war sie voller Eifer, das Gelernte weiterzugeben. Nacheinander besuchte April Silty jede Klasse der St.-Veronica-Grundschule, um in jedem Klassenzimmer die gleiche Demonstration durchzuführen.
    »Anhand eines kleinen Beispiels will ich euch etwas zeigen«, erklärte April Silty der Klasse. Sie hielt ein leeres Blatt Papier hoch. »Also gut. Wem fällt etwas richtig Gemeines ein, das manche vielleicht zu anderen Mädchen sagen würden?«
    »Du stinkst?«, schlug Allies Freundin Ruby vor, die tapfere Pionierin.
    »Ja!« April Silty zerknüllte eine Ecke ihres Blatts. »Noch eine Beleidigung!«
    »Du bist dick!«
    »Du hast Mundgeruch!«
    »Du hast da was an der Hose!«
    »Deine Mutter trägt eine Fleece-Weste!«
    Inzwischen hagelte es Beleidigungen, und mit jeder von ihnen zerknüllte April Silty ihr Blatt Papier ein bisschen mehr, bis es vollständig in ihrer Faust verschwand.
    Bisher war die Moral der Geschichte: Beleidigungen zerknicken dein Inneres. Und es gab noch eine Bonus-Lektion gratis dazu: Fleece-Westen waren so was von out! Aber April Siltys Blatt Papier hatte noch nicht ausgedient.
    Stattdessen wurde das Knäuel von der Schuldirektorin hochgehalten und wieder entknüllt. Zweifellos war die Botschaft: Aufgepasst, Beleidigungen sind schwer rückgängig zu machen. »Seht ihr«, sagte April Silty und versuchte die Knicke glatt zu streichen. »Wenn es einmal zerknüllt ist, wird es nicht mehr glatt, so sehr ich mich auch anstrenge. Mädchen, Worte können genau das mit euch machen, was ich mit diesem Blatt Papier gemacht habe. Sie. Können. Verletzen.«
    April Silty beendete den Anschauungsunterricht mit der nüchternen Weisung, dass alle kleinen Mädchen darauf achten sollten, welche Worte aus ihren Mündern kamen. Wenn jemand etwas Gemeines sage, solle der Beleidigte sofort zurückrufen: »V.W.!« V.W. stand für Verletzendes Wort.
    »Das ist mal eine scheißcoole Ansage«, sagte ich zu meiner Schwester. »Hoppla. Ich wollte das nicht vor dir sagen, Allie.«
    »Schon gut«, sagte meine Nichte. »Meine Freundin Ruby sagt die ganze Zeit Scheiße .«
    » Scheiße kann ein Verletzendes Wort sein, je nachdem, in welchem Zusammenhang es verwendet wird. Aber in diesem Fall habe ich es nicht verletzend gemeint. Falls ich dich verletzt habe«, sagte ich kulant zu Allie, »dann tut es mir leid.«
    »Ich bin nicht verletzt«, erklärte Allie. »Aber ich wünschte, Mama würde endlich legen. Das Spiel ist so laaaaahm.«
    »Lasst ihr das Wort Heini gelten?«, fragte Hannah. »Es ergibt nicht viele Punkte, nur das N kommt auf den dreifachen Buchstabenwert.«
    »Ich lasse Heini gelten«, sagte meine Mutter. »Man hört es häufig. ›Du bist ein Heini.‹ Es ist besser als Löwenhaare. «
    » Löwenhaare ist ein Superwort. Ich hätte 118 Punkte dafür bekommen«, entrüstete sich Hannah.
    »Ich möchte ja keine Löwenhaare spalten«, sagte ich, »aber du bist einfach eine Schummlerin. Unter welchen Umständen würdest du das Wort Löwenhaare überhaupt benutzen?«
    »In unserem afrikanischen Camp hatten wir häufig Probleme mit den Löwenhaaren auf der Chaiselongue«, entgegnete Hannah trotzig.
    »Löwen hängen bei euch auf der Couch herum, und das Einzige, worum du dir Sorgen machst, sind die Löwenhaare? Ich würde da eher an Löwenzähne und Löwenhunger denken.«
    »Ich bin eben ein Heini «, erklärte Hannah, während sie versuchte, ihr neuestes Wort auf das Brett zu schmuggeln.
    » Heini steht nicht im Wörterbuch. Außerdem ist es ein Verletzendes Wort.«
    »Du hast Mama Stomalotion durchgehen lassen. Und Ständer «, protestierte Hannah.
    »Was hast du gegen Ständer ?«, fragte meine Mutter. »Das ist ein absolut korrektes Wort. Jemand hat sich einen Ständer geleistet.«
    »Hier hat sich wirklich jemand einen Ständer geleistet«, sagte meine Schwester und sah mich finster an.
    Meine Mutter schien Ständer als Synonym für Fehler zu benutzen. Ich nahm mir vor, die Etymologie nachzuschlagen. Hatte es eine Zeit

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