Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
Vom Netzwerk:
Aurora rausgekommen und diese jetzt mit Jan bei Ella und den anderen. Oder etwa nicht? 
    Ann Christin fing die Schwägerin ab. »Was ist los, Sigrid?«
    Blankes Entsetzen spiegelte sich in den Augen der Mutter. »Ich weiß es nicht! Ich dachte, sie wäre bei den anderen Kindern drüben! Aber da ist sie nicht!« Sie biss sich in die Faust, um nicht sofort hysterisch loszuschreien.
    »Sigrid!« Ann Christin rüttelte sie an den Schultern, kämpfte gegen die eigene Panik an. 
    »Aber da ist sie nicht«, wiederholte Sigrid leise. »Sie muss wieder ins Haus zurückgegangen sein. Oh Gott! Ich muss sie da rausholen!« Sigrid riss sich von Ann Christin los und rannte zum brennenden Haus.
    »Stopp!«, rief Ann Christin ihr hinterher.
    Sigrid hatte die Tür bereits erreicht. Einer der Feuerwehrleute konnte sie gerade noch rechtzeitig packen und davon abhalten, in das vom Rauch vergiftete Treppenhaus zu laufen. Gellend schrie sie wieder und wieder nach ihrem Kind.
     
    Erik hielt seine Frau zurück, die ebenfalls zum Haus laufen wollte. »Bist du verrückt? Du kannst da nicht mehr rein!«
    »Aber Aurora … sie ist vielleicht wieder im Haus!«, versuchte Ann Christin zu erklären.
    »Nein«, erwiderte Erik. »Ich habe sie doch mit Jan bei den anderen Kindern gesehen. Sie ist in Sicherheit, Anni! Komm, beruhige dich!«
    »Aber Sigrid sagt …«
    »Geh zu Ella. Sie ist bestimmt dort.« 
    Erik hatte keine Kraft, sich um seine Frau zu kümmern. Er fühlte sich wie in einem Albtraum gefangen. Eben war noch alles in Ordnung, und nun fehlte ihm die Erinnerung an ein Ereignis, das ihn betraf und alles, was er liebte, Stück für Stück zu zerstören schien. Er ging einige Meter vom Haus weg und kauerte sich an eine Hausmauer. Er fühlte sich unendlich müde, konnte seine Augen aber nicht von den Flammen nehmen. Einige Dachbalken brachen mit ohrenbetäubendem Krachen zusammen und rissen einen Teil der Fassade weg. Durch das Loch sah Erik direkt in seine Backstube. Das Lebenswerk seines Vaters war verloren.
     
     

23
    In der Kindergruppe war Aurora zwar gewesen, aber plötzlich verschwunden. Während Ella Langstroms volle Aufmerksamkeit auf die verbliebenen Kinder gerichtet war, durchsuchten die anderen Frauen die unmittelbare Umgebung.
    Sigrid lief zur Gruppe zurück, bückte sich zu Jan hinunter und legte ihre Hände auf seine Schultern. Jan zuckte zurück, aber Sigrid ließ ihn nicht los. »Du, das ist jetzt ganz wichtig. Wann hast du Aurora zuletzt gesehen?«
    »Davor.«
    Sie sah die Dummheit ihrer Frage ein und dachte kurz nach. »Spielt sie vielleicht Verstecken mit dir?«
    »Darf ich nicht sagen«, antwortete Jan, und legte einen Zeigefinger an seinen Mund, »pssst!«
    »Jan, bitte sag mir sofort, wo Aurora ist. Das ist kein Spaß. Du musst es mir sagen. Du … du bekommst ein Riesenspielzeug von mir, wenn du mir die Wahrheit sagst.« Ihre Worte überschlugen sich, doch sie erfüllten ihren Zweck.
    »Echt? Was für eins?«
    »Egal – was du willst.«
    »Bekomm ich Lego?«
    »Alles, Jan. Schnell, sag mir: Wo ist Aurora?«
    Jan näherte sich Sigrids Gesicht und flüsterte in ihr Ohr: »Beim Schwarzen Mann. Psst! Nicht verraten!«
    Das Grauen, das durch ihren Körper zog, raubte ihr den Atem. Wenn es stimmte, dass Menschen urplötzlich graue Haare bekamen, dann in Situation wie diesen.
    »Jan, gibt es den Mann wirklich? Oder habt ihr ihn erfunden? Hast du ihn gesehen?«
    »Da hinten!« Jan deutete auf die dunkle Hausecke gleich neben der Bank, auf der sie saßen. »Und er hat uns auch Spielzeug versprochen wie du, wenn wir nichts sagen.«
    »Jan, hat der Schwarze Mann Aurora mitgenommen?«, fragte Sigrid.
    Jan senkte den Kopf und nickte verschämt, als wäre im gerade klar geworden, dass er besser auf seine Cousine hätte aufpassen sollen. Der Ohnmacht nahe überlegte Sigrid, an wen sie sich nun wenden konnte. Polizei , schoss ihr zuerst durch den Kopf und dann über die Lippen.
    »Polizei! Polizei!«, schrie sie mit aller Kraft.
     
    Die Spekulationen und Schuldzuweisungen rund um Livs Tod fanden ein abruptes Ende, als Tor Einar Hetland alle Leute zusammenrief, die gerade nicht an der Brandstätte gebraucht wurden, um sie von Auroras Verschwinden zu unterrichten. Abschließend ergänzte er: »Geht in Zweiergruppen. Es gibt Hinweise darauf, dass Aurora von einem Fremden mitgenommen wurde. Wie ihr wahrscheinlich bereits wisst, ist Liv Paulsen ermordet worden. Nun der Brand hier, ein kleines Mädchen entführt – seid

Weitere Kostenlose Bücher