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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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gut«, meinte er schließlich, »dann nehme ich zuerst deine Aussage auf.«
    Noah stellte sich vor den jungen Mann, so dass dieser ihn ansehen musste, und musterte ihn mit ärztlichem Blick. Der Gemütszustand Hetlands machte ihm Sorgen. »Du solltest die Ermittlungen nicht selber führen, Hetland. Die Kollegen aus Trondheim …«
    »Sind nicht hier. Ich bin der einzige Polizist vor Ort«, erwiderte Hetland. »Warum sollte das also nicht meine Aufgabe sein?«
    »Tor«, der Arzt versuchte, zu ihm durchzudringen. »Ich verstehe, dass du sehr unter dem Verlust leidest, aber …«
    Hetland blickte ihn fragend an. 
    Noah seufzte und schüttelte den Kopf. »Du willst es nicht wahrhaben, oder? Du kannst jetzt nichts weiter tun. Komm, kümmern wir uns zuerst mal um das Feuer.« 
    »Welches Feuer?«
    Noah glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. »Na, dreh dich mal um!« 
    Tor Einar blickte über seine Schulter und sah die Feuersäule am Dach der Bäckerei, gut 200 Meter entfernt. Nun nahm auch dieser den Lärm wahr, der aus der Richtung des Feuers kam, und sah Menschen dorthin laufen. Als hätte ihn jemand abrupt aus der Trance gerissen, schüttelte er den Kopf und rannte los. Noah seufzte und setzte seinen Weg ebenfalls eilig fort, doch Laufen konnte man es bei ihm nicht mehr nennen.
     
     

22
    Erik Sommer beteiligte sich nach Kräften an den Löscharbeiten.
    Nachdem er Ann Christin aus dem Haus geschickt hatte, war er in Jans Zimmer gestürmt, das noch nicht so verraucht war, hatte ihn fest unter den Arm geklemmt und beim Vorbeigehen noch die Tür zu Odins Zimmer aufgestoßen – sein Freund war aber offensichtlich nicht mehr im Haus, denn er sah ihn weder in dessen Raum noch bekam er eine Antwort auf seine Rufe. Ob die anderen endlich kapiert hatten, dass nicht er, sondern Odin durchgedreht war, als er ihn gegen seinen Willen im Bett festgehalten hatte? Hatte man ihn weggebracht? War er deshalb nicht mehr hier? Verwundert hatte Erik dann Sigrid und Aurora vor sich die Treppe hinunterlaufen sehen. Wieso waren sie im Haus gewesen? Wieso wusste er nichts davon? Wer war sonst noch hier, und warum?
    Das Feuer breitete sich über den Dachstuhl aus. Der Fluchtweg nach unten war zum Glück nicht versperrt gewesen.
    Eriks und Ann Christins Schreie weckten den halben Ort auf. Nach wenigen Sekunden ertönte die Feuersirene. Die meisten Dorfbewohner waren in Minuten vor Ort und halfen, wo sie nur konnten. Nachdem niemand zu Schaden gekommen war, galt Eriks größte Sorge nun seiner Lebensgrundlage, der Backstube. Dennoch entging ihm nicht das Gerede um ihn herum. »Liv ermordet, und jetzt das …« Er nahm es nur am Rande wahr. Sein Verstand wollte es ohnehin nicht glauben. Jemand hatte Liv Paulsen ermordet? Wie absurd! Doch je mehr er hörte, desto kälter kroch ihm die Angst in den Nacken. Noch konnte er nicht sagen, warum. 
     
    Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, wo genau und wieso es ausgebrochen war, aber jeder im Dorf half, das Feuer zu löschen, bevor es auf andere Gebäude übergreifen konnte. Das tat man seit Generationen und war schon fast Bestandteil des Erbguts. Zu sehr war man hier draußen aufeinander angewiesen. War man sich auch im täglichen Leben spinnefeind, in der Not war dies sofort vergessen.
    Trotz der fürchterlichen Tatsache, dass seine Schwester ermordet worden war, reagierte Gunnar Paulsen, wie man es von ihm erwartete. Es gelang ihm und seiner Truppe aus Freiwilligen, das Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude zu verhindern und den Brand immer weiter einzudämmen.
    So schnell, wie sich das Feuer durch die Balken gefressen hatte, verbreitete sich auch die Nachricht von Livs Tod unter den Dorfbewohnern. Beileidsbekundungen winkte Gunnar mit einer schnellen Handbewegung ab und widmete seine volle Aufmerksamkeit der Brandbekämpfung.
    Eine Gruppe Frauen stand in einiger Entfernung zum Feuer und kümmerte sich um die Kinder, die, teils neugierig, teils erschreckt, auf das Geschehen blickten. Zuhause konnte man sie nicht lassen – zu groß wäre das Risiko gewesen, dass sie sich auf Entdeckungstour machten. Auch Jan war bei den Kindern, während sich seine Eltern an den Löscharbeiten beteiligten.
    »Habt ihr das von der Tochter des Bürgermeisters gehört?« Die Besitzerin des kleinen Frisörladens stürzte aufgeregt auf die Gruppe zu.
    Eine ältliche Witwe verzog das Gesicht. »Nein, was hat sie denn nun wieder angestellt?«
    »Sie ist tot! Sie wurde ermordet!«, gab die Frisörin ihr Wissen so

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