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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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leise preis, dass die Kinder sie nicht hören konnten. 
    Ein ungläubiges Raunen ging durch die Gruppe. 
    »Ermordet?«, fragte eine der jüngeren Frauen verängstigt. »Oh Gott!«
    »Er soll sie misshandelt und schrecklich zugerichtet haben«, flüsterte die Frisörin vertraulich. »Regelrecht verstümmelt hat er sie! Gunhild ist zusammengebrochen und dem Tode nah!«
    Die Bankierswitwe schüttelte den Kopf. »Das war ja klar, dass mal so was passiert! Dieses Luder! Wäre mein Walter noch am Leben, hätte sie es bestimmt auch bei ihm versucht. Aber der hätte ich was erzählt!« Mit erhobener Faust drohte sie in die Nacht. 
    Eine junge Frau blickte verängstigt um sich. »Und … weiß man schon, wer es gewesen ist?«, fragte sie leise in die Runde. 
    »Ha!« Bille, Nils Haugens Frau, eine rundliche, energische Person, lachte böse auf. »Da kommt wohl so gut wie jeder und jede in Frage. Die hat doch jeden Mann vernascht, egal wie alt! Das junge Ding war doch nicht mehr bei Sinnen!«
    »Na, du musst es ja wissen«, meinte die Witwe in Richtung Bille Haugen.
    »Was soll das denn heißen?«, sprang diese sofort drauf an.
    Keine der Frauen achtete mehr auf das Feuer oder die Kinder.
    »Vielleicht war's ja dein Mann«, mutmaßte die Witwe und zupfte an ihrer Frisur herum. »Wie man hört, konnte er ja auch nicht nein sagen.«
    Empört stemmte die Fischersfrau die Arme in die Hüften. »Mein Nils? Bist du noch bei Trost? Mein Nils würde so was nie machen! Der fällt doch nicht auf so ein Flittchen herein!«
    »Ach nein?«
    »Willst du etwa behaupten …«, brauste Bille auf und stürmte auf die Witwe zu. 
    Eine andere ging mutig dazwischen. »Bitte, das bringt doch nichts. Ist doch schon schlimm genug, dass hier ein Mörder frei rumläuft! Wir sollten uns nicht auch noch gegenseitig verdächtigen.«
    »Ach ja?«, fuhr Bille sie an.
    »Und was ist mit diesem jungen Polizisten aus der Stadt?«, fragte die Frisörin. »Der hatte doch auch was mit ihr. Die waren doch sogar fest zusammen, wie es hieß. Obwohl – so eifersüchtig, wie der ist … ich hab die mehr als einmal streiten sehen.«
    Ella Langstrom war die direkte Nachbarin der Sommers. Ihr Mann half bei den Löscharbeiten. Ihre Sorge galt mehr dem eigenen Haus denn der Suche nach einem Mörder. Nachdenklich schaute sie auf das brennende Gebäude. »Vielleicht ging es hier ja gar nicht um Liv. Zwei solche Katastrophen in so kurzer Zeit …«
    »Ihr könnt mich ja für verrückt halten, aber, ich weiß nicht …«, meinte die Witwe Nolte plötzlich, »neulich sah ich unseren Bäcker volltrunken durch die Straßen torkeln. Und er brabbelte so ein komisches Zeug vor sich hin …«
    »Das behalte mal schön für dich, du alte Klatschbase«, fuhr Ella Langstrom die Witwe an. »Erik Sommer ist weder ein Trunkenbold noch ein Mörder! Und schon gar nicht würde er auf so ein Flittchen wie Liv hereinfallen! Und was hätte er wohl davon, sein eigenes Haus abzubrennen?«
    Eine Antwort blieb Erika Nolte schuldig, denn in dem Moment kam Sigrid Mortensen auf die Gruppe zu.
    »Aurora?«, rief sie. »Aurora! Wo bist du?« Sie durchsuchte die Kindergruppe nach ihrer Tochter. Doch die war nicht da. »Habt ihr Aurora gesehen? Ist sie denn nicht bei euch?«
    »Ja – nein – Aurora?«, tönte es abwechselnd und im Chor.
    »Jan, wo ist Aurora? Wo?«, rief Sigrid und packte Jan an den Schultern. Erschrocken schüttelte er den Kopf und fing an zu weinen.
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich Sigrid ab und lief auf die nächste Menschengruppe zu. Doch niemand hatte ihre Tochter gesehen. Die Frauen, die Aurora unter den beaufsichtigten Kindern wähnten, blickten einander fassungslos an.
     
    Ann Christin stand in sicherer Entfernung zum Haus und starrte in die Flammen. Ihr Heim. Sie hatte es so liebevoll eingerichtet. Das Haus war der einzige Ort in Kongesanger, wo sie sich geborgen fühlte. Alles war nun verloren, alles.
    Wäre sie doch nur in der Stadt geblieben. Dort hatte sie alles, was sie nun vermisste. Angesagte Restaurants und Lokale. Einkaufsmöglichkeiten. Kulturelle Vielfalt. Weltoffenheit. Freiheit. Straßen. Ja, Straßen, auf denen man einfach überall hinkam. Man musste sich nur ins Auto setzen und …
    Laute Rufe rissen sie aus ihren trüben Gedanken. Die Stimme ihrer Schwägerin. Nur langsam drangen die Worte in ihr Bewusstsein. Sigrid rief verzweifelt nach ihrer Tochter. Wieso? Ann Christin hatte doch gesehen, wie Jan und Aurora … hatte sie doch, oder? Sigrid war mit

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