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FJORD: Thriller (German Edition)

FJORD: Thriller (German Edition)

Titel: FJORD: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halvar Beck
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dem Barmann, der die unbeteiligten Gäste hinausschickte. Zögernd verließen sie die Bar. Nielson schloss die Tür hinter dem Letzten ab.
    »Nun?«, fragte dieser, ohne die Augen von Odin zu lassen, der ohne Regung an seinem Platz stand. 
    »Wir müssen auf die Polizei aus Trondheim warten«, sagte Magnus mit ruhiger Stimme und versuchte, jede persönliche Gefühlsregung beiseite zu schieben, logisch und sachlich zu denken. »Tor Einar darf die Ermittlungen nicht führen, denn er ist persönlich betroffen. Und ich auch.«
    »Aber … aber …«, ließ sich die Witwe vernehmen, »ihr könnt den da doch nicht laufen lassen!« Mit dem Zeigefinger deutete sie auf seine Brust, als könnte sie ihn damit aufspießen.
    Magnus musterte Odin und schüttelte den Kopf. »Nein, können wir natürlich nicht. Wir müssen ihn rüber auf die Wache bringen und in Gewahrsam nehmen, bis die Beamten aus Trondheim da sind. Wo steckt eigentlich Morgan?«
    »Ich habe ihn heute noch nicht gesehen«, meinte Nielson. »Vermutlich ist er mit auf der Suche.«
    »Ich kann dann jetzt wohl gehen, ja?«, ließ die Witwe hören. »Sobald die Polizei da ist, mache ich auch meine Aussage. Aber ihr habt ja den Schuldigen … den da. Bitte, ja?« Deutlich war ihr die Angst vor Odin anzusehen. 
    Magnus nickte, und Nielson öffnete ihr die Tür. Er ließ sie hinaus und wollte die Tür wieder schließen, da hörte er den erschrockenen Ausruf der Witwe. Gleich darauf wurde die Tür rabiat aufgezogen. Runar Mortensen schleppte einen halb bewusstlosen Mann mit sich, in dem Magnus den alten Dorfpolizisten erkannte. Er blutete und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Seine Kleidung war zerrissen.
    Runar schleifte Carl zum Tisch des Bürgermeisters.
    Magnus raffte sich mühsam von seinem Stuhl auf und musterte die Ankommenden. »Runar, was soll das hier? Hast du ihn so gefunden oder verprügelt?«
    Fleischer Mortensen lud seine Last ab, indem er den alten Polizisten zu Boden fallen ließ, ging hinter die Bar, griff nach der nächstbesten Flasche und nahm einen tiefen Schluck. Hasserfüllt blickte er den Bürgermeister an. »Der Mistkerl hat meine Tochter entführt! Und vermutlich noch viel mehr!«
    »Was?« Fassungslos und ungläubig blickte Magnus Carl an. »Was sagt er da?« Hatten jetzt alle den Verstand verloren? Waren womöglich bald zehn Schuldige in dem Raum? Fingen die Bewohner nun an, sich gegenseitig zu lynchen, egal ob schuldig oder nicht? Carl Morgan war ein ehrbarer Bürger und jahrzehntelanger Polizeichef, zum Teufel noch mal!
    Der alte Polizist versuchte, auf die Knie zu kommen, doch es gelang ihm nicht. Magnus wandte sich an Runar. »Woher … wie kommst du drauf, dass Carl etwas mit Auroras Verschwinden zu tun haben soll?« 
    Statt einer Antwort riss Runar Carl auf die Füße und zeigte dem Bürgermeister die Wunden auf der Brust. Drei lange, tiefe Spuren, bereits von Schorf überzogen. Kratzer. Eigentlich zu groß für Kinderhände. Odin nutzte die Gelegenheit, um den Sack mit den Lebensmitteln zu nehmen und sich ein paar Meter vom Geschehen zu entfernen.
    »Die hat er sich ja wohl kaum selbst zugefügt, was? Ich wette, der Dreckskerl hat meine Tochter in seiner Gewalt! Aber das werde ich schon aus ihm heraus prügeln!« Noch während er sprach, versetzte Runar ihm einen weiteren Schlag ins Gesicht. Morgan spuckte Blut. 
    Magnus hielt Runar zurück. Auch Nielson wollte eingreifen. Magnus wies ihn mit einer Handbewegung ab. »Lass das, Runar! So bekommen wir gar nichts aus ihm raus.« Er wandte sich an Carl. Noch immer stand ihm der Unglauben ins Gesicht geschrieben. »Carl … wir kennen uns jetzt so viele Jahre … sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    Morgan schüttelte nur den Kopf, stemmte die Hände auf die Knie und schnappte nach Luft. 
    Runar fixierte inzwischen Odin und ging langsam auf ihn zu. »Wir zwei sind auch noch nicht fertig miteinander, mein Freund!«
    Odins Miene verzog sich vor Hass. Selten nur ließ er eine wirkliche Regung erkennen, aber diese erschreckte sogar Magnus. 
    »Ach wirklich?«, erwiderte Dahl. »Wo willst du denn weitermachen? Wo ihr mir die Fresse poliert habt, oder neulich, wo ihr …«
    Weiter kam er nicht. Ohne Vorwarnung schlug Runar zu. Bewusstlos ging Dahl zu Boden. 
    »Runar!«, rief Magnus. »Das reicht! Drehen jetzt alle durch?« Magnus lockerte seinen Hemdkragen. Er schwitzte. Sein Herz raste. Er kippte den Schnaps. Das hier war nicht seine Aufgabe. Aber es war niemand da, der sie sonst

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