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FKK im Streichelzoo - Roman

FKK im Streichelzoo - Roman

Titel: FKK im Streichelzoo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjoern Berenz
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umher, bis das Männchen sein Spermapaket auf dem Boden ablegt. Das Weibchen nimmt es dann auf und befruchtet die Eier. Viel Lärm um nichts.
    Es ist ein kalter Morgen. Dichter Nebel hängt in Schwaden über der Stadt. Noch ist es trotz positiver Wettervorhersage schwer vorstellbar, dass die Sonne sich einen Weg durch diese Suppe bahnen soll. Aber eigentlich ist mir das alles scheißegal. Ich bin viel zu nervös, um mir Gedanken über das Wetter zu machen. Außerdem sinkt meine Laune, als der Maserati in meine Straße einbiegt.
    Vor vier Tagen hat Melanie gesagt, ich müsse etwas Romantisches tun. Etwas mit Bedeutung. Soll ich es wagen? Noch einmal alles auf eine Karte setzen? Mir bleiben nur noch wenige Stunden, bis sich meine Traumfrau gen Dubai verabschiedet. Und es wird nicht mehr viele Möglichkeiten geben, sie zum Bleiben zu bewegen. Vielleicht habe ich ihr einfach noch nicht klargemacht, wie ernst es mir mit ihr ist. Ich muss ihr beweisen, dass ich der Mann bin, der sie ein Leben lang auf Händen tragen würde. Das könnte ich.
    »Muss denn ausgerechnet der dabei sein?«, frage ich in mein Telefon.
    »Na ja, es verhält sich nicht gerade so, dass ich bei dir auf eine unbegrenzte Anzahl an Freunden zugreifen kann.« Nils dünne Stimme klingt durch den Handylautsprecher noch weiter entfernt, als er es ohnehin schon ist. »Und jetzt hör auf zu meckern. Ich weiß, dass ich dir für das Casting einen Gefallen schulde und werde mein Bestes geben, diesen einzulösen. Aber erwarte bitte keine Zauberei! Wir sehen uns gleich. Vertragt euch.«
    Der Maserati kommt halb auf dem Bordstein zum Stehen. Genau vor mir. Die getönte Fensterscheibe der Beifahrertür schiebt sich wie von Geisterhand nach unten, und eine kratzige Stimme schält sich aus dem Inneren. »Wie viel?«
    Als Jean merkt, dass er der Einzige ist, der über seinen schmutzigen Witz lacht, beugt er sich über den Schaltknüppel und öffnet mir die Tür.
    »Mensch, ich wollte doch nur die Situation ein wenig auflockern«, entschuldigt er sich.
    Wortlos nehme ich Platz, die Augen stur geradeaus gerichtet.
    »Siehst gut aus«, stellt er fest.
    »Danke«, sage ich knapp. Aber er hat recht. Ich sehe wirklich gut aus. Habe mich für meinen großen Tag in Schale geschmissen und beim Anzugverleih keine Kosten und Mühen gescheut. Ein wenig fühle ich mich wie George Clooney in meinem eleganten Smoking aus reiner Schurwolle. Mit Bionic Finish – was auch immer das heißen mag.
    »Sollen wir nicht endlich das Kriegsbeil begraben?« Der Indianer streckt mir die beringte Hand entgegen. Ich zögere.
    »Es mag ja sein, dass wir beide unsere Differenzen hatten«, räumt er ein. »Aber ich lasse mir nicht nachsagen, dass ich nicht helfe, wenn meine Hilfe gebraucht wird. Als Nils mir von deinem Plan erzählt hat, habe ich mich sofort bereiterklärt, dich zu unterstützen. Trotz unserer beruflichen Differenzen. Also, Friede?«
    Ich mustere ihn von der Seite. Er hat sich ebenfalls schick gemacht. Für meinen großen Tag. Beinahe fühle ich mich geschmeichelt. Keine Fransen, kein Wildleder, keine Kokopelli-Motive. Dafür trägt er einen kostspielig aussehenden Zweireiher, wie man ihn sonst nur auf alten Kreuzfahrtschiffen beim Captain’s Dinner zu Gesicht bekommt. Jean hat eben seinen eigenen Stil.
    Ich kann nicht anders als klein beizugeben und ergreife seine Hand. Doch damit gibt er sich nicht zufrieden. Wie ein Messias breitet er die Arme aus und beugt sich zu mir herüber. Auf meinen Geruchssinn rollt ein Parfümtsunami zu, der mir die Sinne zu rauben droht. In der Enge des Maseratis kann ich seiner Umarmung nicht entkommen.
    »Mag ja sein, dass ich es mit meinem Karriere-Ehrgeiz etwas übertrieben habe«, dringt es an mein Ohr.
    »Etwas? Und würdest du mich jetzt bitte wieder loslassen, du zerknitterst meinen Anzug.«
    Sofort zieht er sich von mir zurück und streicht mein Jackett glatt. Als er mir dann auch noch die Fliege richten will, schlage ich seine Hand weg.
    »Wir müssen los«, erinnere ich ihn.
    Sein Blick wird weich und sentimental. »Ach, Junge …« Dann drückt er urplötzlich aufs Gas. Unter konsequenter Missachtung aller Straßenverkehrsrichtlinien jagen wir mit dem Maserati aus der Stadt heraus, die Autobahn entlang zum Flughafen Köln/Bonn. Eine Stunde später haben wir das Ziel erreicht. Wir hinken unserem Zeitplan mörderisch hinterher, weshalb Jean den Wagen achtlos direkt am Haupteingang parkt, wo wir bereits von Nils in Empfang genommen

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