Flagge im Sturm
Haar und versuchte, dieses Bild aus seinem Kopf zu vertreiben. „Steht auf, verdammt! “
„Ihr ... Ihr sollt nicht fluchen“, flüsterte sie, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Unsicher erhob sie sich auf die Knie und zog sich ihre Kleidung wieder zurecht. Das unerfüllte Begehren hatte zur Folge, dass sie sich jetzt beinahe krank fühlte und dass ihre Finger zitterten.
Jonathans Gesicht war der Abscheu allzu deutlich anzusehen. Er mochte ja nicht einmal ihrem Blick begegnen. Was hatte sie nur getan, dass er sich so von ihr abkehrte? Was war nur zwischen ihnen beiden geschehen?
Die Unbeholfenheit, mit der Demaris den schief wieder zusammengedrehten Haarknoten unter ihre Haube steckte, war es, was Jonathan schließlich anrührte. Er hatte sie doch retten und nicht verletzen wollen!
„Vergebt mir“, bat er matt. „Ich wollte wirklich nicht, dass dies geschieht. Ihr wart so voller Liebe und Leidenschaft ... Ich konnte es nicht tun, Demaris.“
Sie nickte stumm. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Jetzt begriff sie endlich. Er liebte sie nicht. Nein, er konnte sie nicht lieben. Wie deutlich hätte er sich noch ausdrücken sollen?
Jonathan reichte ihr die Hand hin, um ihr aufzuhelfen, doch sie übersah das und beschäftigte sich stattdessen damit, die vergessene Bratgans wieder in den Weidenkorb zu packen. Solang ihre Hände etwas zu tun hatten, gelang es ihr vielleicht, das schreckliche Gefühl der Scham und der Demütigung zu überwinden und den Schmerz.
Unglücklich sah Jonathan zu, wie sie die Speisen und das Geschirr wahllos in den Korb stopfte. Ihre übliche Sorgfalt und Ordnung waren dahin. „Demaris, bitte, hört mir zu.“ „Nein! Ihr habt schon genug gesagt!“, rief sie. Sie stand auf und hielt den Henkel des Weidenkorbs fest mit den Händen umkrampft. „Ich habe mich wie die törichtste Frau unter der Sonne aufgeführt, und ich allein bin an allem schuld. Mit Ausnahme meines Gemahls hat mich niemals ein anderer Mann begehrt. Weshalb solltet Ihr eine Ausnahme sein? Ich bin nicht so schön wie Evelyn, ich kann keine klugen Dinge äußern, die Euch zum Lachen bringen, und ich bin viel zu groß und so wenig anmutig wie ein Storch. “
„Nicht doch, Demaris. Ganz bestimmt nicht.“ Wieso tat er bei ihr denn immer das Falsche? Er trat zu ihr, weil er sie in die Arme nehmen und ihr sagen wollte, wie sehr sie sich irrte, doch sie sprang rückwärts, den schweren Weidenkorb noch immer fest in den Händen.
„Ihr dürft mich nicht bemitleiden, Jonathan. Das könnte ich nicht ertragen.“ Zwar brach ihre Stimme, doch ihre Augen blieben trocken. Sie zuckte die Schultern. „Ich habe Eure Freundlichkeit wahrscheinlich nur missverstanden, für etwas anderes gehalten. Das sollt Ihr wissen. Und dass es mir sehr leidtut.“
„Mir tut es auch leid“, sagte er leise. Vermutlich glaubte sie ihm jetzt nicht, doch es quälte ihn, das Missverständnis so in der Luft hängen zu lassen. Andererseits war es vielleicht auch besser so. Auf diese Weise würde Demaris ihn wenigstens nicht für etwas halten, das er nicht war, und sie würde ihn dann auch nicht vermissen, wenn er sie verlassen hatte. Umso besser. Nur warum fühlte er sich dann so, als hätte er einen Tritt in den Bauch bekommen?
Er griff nach dem Korb, und Demaris überließ ihn ihm. Sie blickte an Jonathan vorbei, als wäre er überhaupt nicht vorhanden. „Lasst uns jetzt gehen, Demaris“, empfahl er scheinbar vollkommen leidenschaftslos. „Es wird langsam Zeit, dass wir heimkehren.“
Ruth ließ den schweren Korb mit der frischgewaschenen Wäsche geräuschvoll auf den Küchenboden plumpsen. „So, so, Euer Preisbulle hat sich also aus dem Staub gemacht, ja?“ Mit dem Kopf deutete sie auf die leere Stelle, an der die Rollpritsche gestanden hatte.
„Ich wäre dir dankbar, wenn du dich weniger ordinär ausdrücktest, Ruth“, schalt Demaris, obwohl sie errötete, als sie an den gestrigen Nachmittag in der Wiese dachte. „Und falls du Jonathan meinst - er hat seine Sachen nur auf den Heuboden des Stalls gebracht. Da sein Bein fast wieder geheilt ist, besteht auch kein Grund mehr, weswegen er hier in der Küche bleiben sollte.“
Ruth lachte nur und hob Eli aus der Schlinge an ihrem Rücken, in der sie ihn nach Art der Indianer trug. „Dann waren also all seine Muskelpakete und sein hübsches Gesicht nichts als Maskerade, ja? Tut mir ehrlich leid für Euch, Mistress. Aussehen tat er ja wie einer, der den Frauen gefällt, doch man
Weitere Kostenlose Bücher